Lokalaugenschein: So „heilig“ ist der Bezirk Melk
Knochen und Kreuzsplitter: Auf der Suche nach heiligen Reliquien im Bezirk Melk.
BEZIRK. In der neuen Ausstellung auf der Schallaburg sind sie die Hauptdarsteller. Kunstvolle Reliquien aus dem oströmischen Reich. Auch im Bezirk Melk gibt es Splitter des Kreuzes Christi oder Knochen von Heiligen. Die Bezirksblätter haben in der wahrscheinlich größten "Schatzkammer" des Bezirkes, dem Stift Melk, nach den „heiligsten“ Reliquien gesucht und bei Historiker Gerhard Flossmann nachgefragt, welche Bedeutung sie für uns heute haben.
Macht, Heilung und Inspiration
"Die Reliquien hatten früher eine noch stärkere Bedeutung für die Menschen als heute", erklärt Flossmann, "es gibt noch immer zahlreiche Pilger, die wegen der ,Überreste‘ nach Melk, Maria Taferl oder in andere Kirchen reisen, da es für sie Gesundheit und Segen bedeutet." Zu Zeiten der Babenberger und Habsburger hatten sie aber noch eine ganz andere Bedeutung: Macht. Ein Splitter des Kreuzes oder auch die Überreste von Heiliggesprochenen galten als Statussymbol und waren in Residenzen, wie dem Stift Melk, ein Muss.
Von Stockerau nach Melk
So kam auch der bekannteste Melker, der heilige Koloman, in die Bezirkshauptstadt. Er wurde in Stockerau getötet und auf Befehl der Babenberger nach Melk gebracht. Überhaupt befinden sich im gesamten Komplex des Stiftes zahlreiche Überreste von Heiligen, wie etwa auch jene von Johannes dem Täufer, sowie jahrhundertealte Kelche und Kreuze. Doch das Prunkstück ist das "Melker Kreuz". Es handelt sich dabei um eine Partikel vom Kreuz Christi, die von Markgraf Adalbert um 1040 nach Melk gebracht wurde. Das Original ist unter Verschluss. "Ich kann mich noch an meine Zeit im Stift erinnern, da wurde einmal im Jahr das Kreuz ausgestellt und man konnte es küssen. Dies soll eine heilende Wirkung haben", blickt der Loosdorfer Historiker in die Vergangenheit zurück.
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