"Ein b'sonderes G'spür für Holz und die Natur"
Die BEZIRKSBLÄTTER waren zu Gast bei einem alternativen Tischler, der noch Großes vor hat.
BEZIRK (m.h). Der Loosdorfer Halim Demiri ist mehr als nur ein gewöhnlicher Tischler. Gemeinsam mit seinem Freund und Kollegen Daniel Sperl möchte der 25-Jährige keine neuen Wege gehen, sondern alte, immer mehr in Vergessenheit geratene Handwerkskünste wiederentdecken. „Die damaligen Tischler hatten alle noch ein b’sonderes G’spür für Holz und die Natur“, weiß der aus einer Tischlerfamilie stammende Demiri zu erzählen. „Heutzutage wird fast nur mehr g’schraubt und g’dübelt. Die Kreativität und Kompetenz des ursprünglichen Handwerksberufs verliert sich mit der maschinellen Vollautomatisierung mehr und mehr.“
Viel Masse – wenig Klasse
In der Tat wird der Markt von immer größeren und zumeist billig produzierenden Möbelhäusern überflutet. Quantität ist die neue Norm unseres Alltags. Dabei geht aber nicht nur die Qualität, sondern vor allem auch die Verbundenheit zum Werkstoff selbst verloren. „Die Generation Ikea kennt ein Holz nimmer beim Namen, sondern nur mehr anhand einer Nummer“, so Demiri. Wie wichtig allerdings das Wissen rund um den Rohstoff Holz ist und welche tragende Rolle der Wald für unser globales Ökosystem hat, zeigt sich Jahr für Jahr in den klimatischen Auswirkungen durch die Massenrodung. „Es ist schon a bissl pervers, wenn manche Leut' "Rettet den Regenwald" auf ein neues Blatt Papier mit einem neuen Bleistift schreiben.“
Ein jedes Holz ist einzigartig
Demiri und Sperl möchten aus diesem ausbeutenden und kommerziellen Weg ausbrechen. „Wir versuchen aus jedem brauchbaren Stück Holz etwas Besonderes zu machen – eine Art Holzrecycling. Manchmal lassen wir auch den Wurm drinnen“, schmunzelt der Tischler. Mit einem besonderen Verfahren werden hierbei Spuren der Natur und der Zeit nicht verdeckt, sondern optisch hervorgehoben. „Unser Ziel ist es, die Schönheit und Einzigartigkeit des Holzes zu verewigen, als das was es ist und so wie es ist!“ Hierfür mussten Demiri und Sperl unter anderem die Techniken des Drechselns, des Schleifens und des Dampfens von Grund auf erlernen. Um ausreichend Platz für Maschinen und Materialien zu haben, wurde kurzerhand Großmutters Dachboden zu einer kleinen Werkstätte umfunktioniert. Tag und Nacht wird seither herumgetüftelt und gearbeitet. Die bisherigen Ergebnisse lassen sich auf https://www.facebook.com/Woodiswood/ bestaunen. Aber dem nicht genug: "Wir wollen eine Marke aufbauen, die nicht nur verkauft, sondern auch Wissen weitergibt. In einem Baum steckt mehr als nur Holz. Da ist jede Menge Leben!"
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.