Bolfraskaserne Mistelbach
Heißes Gefecht um Kasernenneubau

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Im Krieg und in der Liebe herrschen eigene Gesetze. Das zeigte sich auch bei der Informationsveranstaltung zum Neubau der Bolfraskaserne. Während jene, die die Kaserne benutzen, eisern für die Umsetzung kämpfen, wollen Naturliebhaber dem Zeitgeist entsprechend sanieren.
MISTELBACH. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner führte die Idee eines Kasernenneubaus in den Landtagswahlkampf. Danach wurde 16 Monate geschwiegen. Viel Neues gab es aber auch bei der Infoveranstaltung nicht zu erfahren, mehr Aufzählung der Argumente, die für einen Neubau sprechen.

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Die 1937 errichtete Kaserne ist mehr als in die Jahre gekommen und entspricht laut einer vom Bundesheer erstellten Baukörperanalyse weder modernen Anforderungen, noch bietet sie in ihrer heutigen Form ausreichend Platz für die 300 Berufssoldaten und 100 Grundwehrdiener. Rückt die Miliz mit 500 Mann alle zwei Jahre zu einer Übung ein, müssen die jungen Rekruten ausgelagert werden. Auch der Fuhrpark findet in den sieben Garagen nicht ausreichend Platz, sodass vieles im Freien steht.

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Kasernenkommandant Hans Peter Holweg fasste zusammen: „Es fehlen zwei Mannschaftsgebäude und drei Garagen. Die Struktur der Doppelkaserne führt zu längeren Wegen, was die Anrainer stört. Mangels eigener Küche muss die Verpflegung aus Wiener Neustadt angeliefert werden. Hier entgeht der Region 500.000 Euro an Wertschöpfung pro Jahr.“
Grüne Kaserne
Eben jene könnte man durch einen Neubau am bestehenden Übungsgelände am Toten Hauer in die Region zurückholen. Nach dem Vorbild des Kasernenneubaus in Villach könnte das Gebäude nach ökologischen Grundlinien errichtet werden. Autark muss es aus militärischer Notwendigkeit ohnehin sein. Für das Heer ist eine kompakte Anlage, an der geübt, geschossen und geflogen werden kann, selbstverständlich eine deutliche Verbesserung der Situation.

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Heeresimmobiliendirektor Johannes Sailer wies auf die „völkerrechtlich problematische Nähe“ der Kaserne zum Krankenhaus hin, da militärische Einrichtungen als legitime Angriffsziele gelten. Wichtig war es ihm auch darauf hinzuweisen, dass es sich bei dem bestehenden Übungsgelände am Toten Hauer nicht um unberührte Natur handelt: „Dort gibt es bereits jetzt eine Bunkeranlage, ein Munitionslager sowie einen Fahrübungsplatz.“
Gegenangriff
„Konkrete Pläne wurden aber nicht vorgelegt „,stieß es Bezirksparteisprecher der Grünen Christian Schrefel sauer auf, „weder zum Neubau noch zur Nachnutzung des bestehenden Geländes“. Er fordert eine Bürgerbefragung, bei der eben jene Konzepte auch vorliegen müssen.

- Christian Schrefel, Grüne
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Bezüglich des Informationsflusses kommentierte Vizebürgermeister Manfred Reiskopf: „Bis Jänner hatte ich das Gefühl es handelt sich um ein ÖVP-Projekt, da wir anderen Parteien kaum involviert wurden.“ Ein Anrainer unterstrich dies: „In den Plänen ist eine Zufahrtsstraße eingezeichnet, die über mein Grundstück führt. Gesprochen hat mit mir noch niemand.“
Der Sozialdemokrat wies darauf hin, dass, sollte der Neubau umgesetzt werden, der Stadt selbst keinesfalls Kosten entstehen dürften, für die Errichtung der notwendigen Infrastruktur, wie zum Beispiel einem für das militärische Gerät tauglichen Abzweiger von der B 46. Die Waldstraße, die das Gelände nun zugänglich macht, ist dafür nicht geeignet.

- Manfred Reiskopf, SPÖ Mistelbach
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Ähnlich sieht das auch Bundesrat Michael Bernard (FPÖ), der Antworten via parlamentarischer Anfrage suchte. Grundsätzlich steht er im Sinne der Sicherheit einem Neubau positiv gegenüber.

- Michael Bernard, FPÖ
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Nachnutzung offen
Völlig offen ist die Nachnutzung und späteren Besitzverhältnisse des bestehenden Geländes. Dafür soll es eine Studie geben, von der Mistelbachs Altbürgermeister Alfred Weidlich zumindest hofft, dass sie vom Bundesheer finanziert wird. In Baden kennt man das Problem bereits: Für die Martinek-Kaserne wird immer noch ein Käufer gesucht.
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