Bezirk Mödling
Unsere Weinbauern im (Klima)Wandel

Christian Schabl im Weingarten mit seinem beliebten roten Muskateller - "Che" | Foto: Philipp Steinriegler
29Bilder
  • Christian Schabl im Weingarten mit seinem beliebten roten Muskateller - "Che"
  • Foto: Philipp Steinriegler
  • hochgeladen von Philipp Steinriegler

Der Klimawandel ist Teil des heutigen Lebens. Dies merken auch die Weinbauern im Bezirk und passen sich den Gegebenheiten an.

Lange Trockenphasen, Phasen mit zu viel Starkregen, gepaart mit eventuellen Hagelschäden, Unwetterschäden und vieles mehr.

Der Klimawandel der uns seit Anfang der 2000er Jahre fest in seinem Bann hat wird auch von den heimischen Winzern sehr verspürt.

Winzer Christian Schabl aus Gumpoldskirchen

"Auf lange Trockenphasen folgen Starkregenphasen. Das Problem mit dem Starkregen besteht darin, dass die großen Wassermengen oberflächlich ablaufen und nicht in den Boden eindringen können um für die Wurzeln zur Verfügung zu stehen" sagt der bekannte Gumpoldskirchner Winzer Christian Schabl, der den seit 5 Generationen bestehenden Familienbetrieb im bekannten Winzerort weiterführt.

Christian Schabl in seinen Weingärten | Foto: Philipp Steinriegler
  • Christian Schabl in seinen Weingärten
  • Foto: Philipp Steinriegler
  • hochgeladen von Philipp Steinriegler

"Begrünung der Weingartenzeilen ist eine sehr gute Maßnahme um vor Erosionzu schützen und die Bodenverdunstung des Wassers zu minimieren. Risse in offen gehaltenen Böden sind ein klassisches Beispiel für ausgetrocknete obere Bodenschichten" ist Schabl überzeugt.


Sonnenbrand gibt es nicht nur beim Menschen

"Wenn Trauben und Beeren zu stark der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind, bewirkt dies eine Stresssituation für die Rebe, die man auch im Wein wiederfinden kann. Das richtige Laubwandmanagement ist für den Winzer zu einem wichtigen Werkzeug geworden", meint Schabl.

Schabl bei Laubarbeit | Foto: Philipp Steinriegler

Anpassungen sind erforderlich

Schabl sagt weiters: "Die Auswahl von Sorte und Unterlagsreben wurde in den letzten Jahren immer wichtiger, Aspekte wie Widerstandsfähigkeit gegen Trockenheit und Pilze sind ebenso ein wichtiger Teil der "neuen" an den Klimawandel angepassten Winzertätigkeit".

"Seit gut 15 Jahren sind die leider schwierigen Klimaentwicklungsschritte für uns Winzer sehr stark spürbar.
Der Klimawandel, der insbesondere viel öfters heißere Sommertage bringt als früher, hat auch zur Folge, dass die Weine bei Vollreife zu höheren Zuckergehalten tendieren, was in Folge höhere Alkoholgehalte mit sich bringt", meint der Gumpoldskirchner.

"Die Herausforderungen liegt hier eine Kombination aus mäßigen Zuckergehalt und reifen Traubenmaterial zu ernten" sagt der Heurigenwirt abschließend.

Perchtolsdorf: Weinbau Karl & Karl jun. Wölflinger

"Der durch den Klimawandel verursachte Temperaturanstieg trägt natürlich nicht nur dazu bei, dass die komplette Vegetation der Rebe, genauer gesagt die Blüte und die Reife der Trauben beschleunigt werden. Somit rückt der Erntebeginn immer weiter vor, mittlerweile Anfang September." sagt Karl Wölflinger der gemeinsam mit seinen Eltern den beliebten Heurigen "Weinbau Wölflinger" in Perchtoldsdorf führt.

begeisterter Jungwinzer: Karl Wölflinger | Foto: Weinbau Heuriger Wölflinger
  • begeisterter Jungwinzer: Karl Wölflinger
  • Foto: Weinbau Heuriger Wölflinger
  • hochgeladen von Philipp Steinriegler

"Ich als Jungwinzer höre da immer sehr viele Geschichten von meinem Vater der in seiner Jugend die damalige Hauptweinlese im Zeitraum von von Mitte bis Ende Oktober einbrachte.
Eines der Ausnahme Jahre war der Jahrgang 2018, ein sehr heißer und trockener Sommer, in diesem Jahr hatten wir die Jungfernlese unseres „Muscaris“ (Pilzwiderstandsfähige Rebsorte, sehr früh reifend) sogar schon am 15. August!" meint der Jungwinzer weiters.


Bodenprobleme gibt es auch

"In unserem Betrieb haben wir in fast allen Weingarten vor allem in den Jungen Anlagen eine sogenannte mehrjährige Begrünung angebaut, diese besteht meist aus verschiedensten Pflanzenmischungen wie, Inkarnatklee, Rotklee, Leindotter, Ringelblume, Esparsette usw. Dies sind alles Pflanzen die mir verschiedenste Nährstoffe in den Boden einbringen aber auch die Oberste Bodenschicht spalten und auflockern, nicht zu vergessen sie benötigen zwar auch viel Wasser, speichern wir aber die Feuchtigkeit und das Wasser auch viel länger als bei einem offenen, unbegrünten Boden, diese wir dann 1-2mal im Jahr umgewalzt".

"Wir in unserem Betrieb sind der Meinung dass diese Methode für die Zukunft sehr wichtig sein wird da durch die zunehmenden Sonnenstunden, bei einem offenen Boden die Nährstoffe fast schon von der Sonne ausgebrannt werden", ist Wölflinger überzeugt.

die Familie Wölflinger: der Heurige K&K Wölflinger in der Krautgasse 12 in Perchtoldsdorf, ist bereits seit 1887 in Familienbesitz. Hier wird die Tradition des Weinbaus gelebt und weitergeführt. | Foto: Weinbau Heuriger Wölflinger
  • die Familie Wölflinger: der Heurige K&K Wölflinger in der Krautgasse 12 in Perchtoldsdorf, ist bereits seit 1887 in Familienbesitz. Hier wird die Tradition des Weinbaus gelebt und weitergeführt.
  • Foto: Weinbau Heuriger Wölflinger
  • hochgeladen von Philipp Steinriegler

Unterschiedliche Ernten und das Regenproblem
"Uns wär im Betrieb nicht wirklich aufgefallen dass, der Klimawandel in diesem Punkt eine große Rolle spielt. Natürlich kann die Ernte menge von Unwettern wie z.B. letztes Jahr der Hagel abnehmen ansonsten ist natürlich jedes Weinjahr anders. In einem Jahr gibt es eher viel Ertrag und im nächsten wieder etwas weniger. Traubenqualitätsmäßig ist keine Beeinträchtigung zu merken".
"Wir werden in Zukunft vielleicht mehr auf die kräftigeren Weißwein Sorten setzen, da diese durch unsere Böden in der Region und durch das immer wärmer werdende Klima natürlich begünstigt werden", sagt Karli Wölflinger.

Die Weingärten der Familie Wölflinger | Foto: Weinbau Heuriger Wölflinger
  • Die Weingärten der Familie Wölflinger
  • Foto: Weinbau Heuriger Wölflinger
  • hochgeladen von Philipp Steinriegler

"Der Regen hat in den letzten Jahren meist ausgereicht und kam selbst nach einer Trockenperiode immer noch zum rechten Zeitpunkt. Natürlich gibt es aber auch Lagen wo man weiß dass es dort immer etwas trockener ist. Für solche Fälle wirken wir mit einer Bewässerung in den Weingärten entgegen," sagt der Perchtoldsdorfer.

Der Heurige Gausterer69 in Guntramsdorf

Das Geschwisterpaar Nicole und Christian Gausterer, die den bekannten Heurigen Gausterer69 in Guntramsdorf führen, sehen die Sache mit dem Klimawandel folgendermaßen:
"Für die älteren Rieden ist es ertragbar dass es länger trocken ist. Für die neuen ausgesetzten Weingärten aber eine Katastrophe, man muss regelmäßig gießen fahren, sodass sich die Reben anwurzeln und die Reben auch nicht kaputt werden. Das kostet wieder sehr viel Zeit und Geld, und das bei diesen Spritpreisen heutzutage.

"Es gibt lehmige Böden, da ist es nicht so ein großes Problem, der speichert die Feuchtigkeit besser als ein steiniger oder sandiger Boden. Unser "Zierfandler" zum Beispiel,  der in Gumpoldskirchen liegt, wird durch eine Tröpfelanlage gegossen, dies ist aber nicht überall möglich, weil es keinem Brunnen oder sonstige Wasser Anschlüsse gibt" sagt Nicole Gausterer.

Nicole und Christian Gausterer in ihrem Heurigen | Foto: Heuriger Gausterer69
  • Nicole und Christian Gausterer in ihrem Heurigen
  • Foto: Heuriger Gausterer69
  • hochgeladen von Philipp Steinriegler

"Für uns wäre jetzt der Regen besser als im August/September, weil jetzt wachsen alle Trauben und wenn es zu spät regnet, platzen die Weintrauben auf und die Qualität leidet darunter sehr bzw. es muss dann alles sehr schnell geerntet werden. Regelmäßiger Regen wäre für die Natur halt viel besser" sagt die junge Guntramsdorferin weiters.

"Wenn es länger nicht regnet,  ist die Oberfläche der Böden sehr hart und trocken und es kann somit kein Regen aufgenommen werden, da wäre es natürlich besser, der Regen würde langsamer beginnen und würde stetig mehr werden.
Allerdings können die Böden bei viel Regen die Feuchtigkeit nicht mehr ideal aufnehmen. Nicht zu vergessen - die Weingärten liegen oft am Berg, auch das ist teilweise nur suboptimal um das Wasser "zu halten"", sagt die leidenschaftliche Heurigenwirtin die Mutter von 3 Kindern ist abschließend.

Man sieht, der Klimawandel beschäftigt unsere Winzer und man wird abwarten müssen welche weiteren Wege hier eingeschlagen werden.

Quellenangaben:
Wikipedia, Winzer Schabl, Weinbau Karl & Karl jun. Wölflinger, Heuriger 69 Guntramsdorf
Fotos: Steinriegler, Weinbau Heuriger Wölflinger, Heuriger 69 Guntramsdorf

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

4:34

Fische sind Glückskinder des Monats
Horoskop – das sagen die Sterne im Mai

Wir sind angekommen, im Wonnemonat Mai. Ob es für die zwölf Sternzeichen wirklich romantisch wird, das wissen Astrologe Wilfried Weilandt und Astroshow-Moderatorin Sandra Schütz. Und diesmal mit dabei: Violinistin Barbara Helfgott. ÖSTERREICH. Auf den Mai freuen dürfen sich alle Fische, die zählen nämlich – mit 100 Prozent in sämtlichen Bereichen – zu den Glückskinder des Monats. Ein wenig mehr Geduld müssen hingegen die Krebse haben. Die sind zwar die Pechvogerl des Monats Mai, haben es im...

Hier findest du die billigsten Tankstellen in Niederösterreich.
4

Benzin- und Dieselpreise
Die billigsten Tankstellen in Niederösterreich

Hier erfährst du täglich, wo die billigsten Tankstellen in Niederösterreich sind, wie man günstig tankt und auch, wie man am Besten Sprit sparen kann. NÖ. In ganz Österreich ist es am günstigsten Vormittags zu tanken, da die Tankstellen nur einmal täglich, um 12 Uhr, die Spritpreise erhöhen dürfen. Preissenkungen sind jedoch jederzeit und in unbegrenztem Ausmaß möglich. Wir aktualisieren die Liste der günstigsten Tankstellen in Niederösterreich täglich mit den aktuell gültigen Preisen. Die...

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Niederösterreich auf MeinBezirk.at/Niederösterreich

Neuigkeiten aus Niederösterreich als Push-Nachricht direkt aufs Handy

Bezirksblätter auf Facebook: MeinBezirk.at/Niederösterreich

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Niederösterreich und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.