Leopoldmuseum
A few degrees more - Schiefe Bilder und die Klimakrise
Im Leopoldmuseum hängen seit einer Woche weltberühmte Gemälde schief. Es handelt sich hier nicht etwa um ein Versehen - die Gradneigung der Bilder ist vielmehr eine gezielte Aktion, um auf die fatalen Folgen der Klimaerwärmung aufmerksam zu machen.
WIEN/NEUBAU. Wer dem Leopoldmuseum in den letzten Tagen einen Besuch abgestattet hat, dem wird zwischen Klimt und Schiele etwas Ungewöhnliches aufgefallen sein. Einige der Bilder, sie alle zeigen Landschaften, hängen plötzlich merkbar schief. Mal mehr geneigt und mal weniger, aber schief. Nun bringt das Museum nach einer Woche Licht ins Dunkel, denn die Gemälde wurden nicht zufällig um einige Grad geneigt. Es handelt sich um eine Aktion, die in Kooperation mit dem Klimaforschungsnetzwerk CCCA (Climate Change Centre Austria), initiiert wurde.
Gustave Courbet, Tina Blau, Gustav Klimt, Koloman Moser und Egon Schiele - sie alle verewigten Landschaften in ihren Gemälden, die, wenn nicht rechtzeitig Maßnahmen gegen die Erderwärmung getroffen werden, früher oder später nicht mehr die selben wären. Die ausgewählten Bilder wurden zur Visualisierung der Thematik jeweils um so viel Grad gekippt, um die die Temperatur an den gezeigten Plätzen anzusteigen droht.
Die Auswirkungen des Klimawandels darstellen
Die Gemälde zeigen den Besucherinnen und Besuchern vertraute Orte, wie die Atterseeregion, die Voralpen oder die Atlantikküste. CCCA Vorstandsmitglied und Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb zeigt sich mit der Aktion zufrieden.
Sie meint dazu, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler "seit Jahrzehnten warnen vor einem vom Menschen verursachten globalen Temperaturanstieg um mehr als 1,5 Grad. Aber diese Daten sind schwer zu fassen. Wir wollen zeigen, was für einen Unterschied ein paar Grad mehr machen - auch in unserer unmittelbaren Umgebung – im Alpenraum, den Seeregionen oder in Wien, die mehrmals zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt wurde.”
Welchen konkreten Auswirkungen der Klimakrise die dargestellten Orte ausgesetzt sein werden, ermittelte ein Team aus 12 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterschiedlicher Disziplinen. Zusätzlich zu den dargestellten Temperaturanstiegen wird auf Bildtafeln darüber informiert, welche konkreten Maßnahmen die prognostizierten Entwicklungen stoppen können.
Hinter der Aktion steckt die Kreativagentur Wien Nord Serviceplan. Kreativgeschäftsführer Christian Hellinger sagt dazu: "Die Werke von Egon Schiele oder Tina Blau-Lang werden nicht nur zu Sinnbildern einer Umwelt in Schieflage, sondern fungieren auch, ergänzt durch begleitende Texte, als edukative Warnschilder des Klimawandels – und sind damit weit mehr als bloße Projektionsflächen des Protestes.“
Museum als geeigneter Ort für Aktionismus
Auch Museumsdirektor Hans-Peter Wipplinger sieht das Leopoldmuseum als geeigneten Ort für derartige Darstellungen. Er betont, wie auch schon im Kontext der Klebeaktionen der Letzten Generation, dass Museen per se eine nachhaltige gesellschaftliche Rolle einnehmen. Sie bewahren kulturelles Erbe für kommende Generationen und bieten Raum für Inspiration und Reflexion. "In diesem Sinne erklären wir uns solidarisch mit den Bestrebungen der Klimabewegung“, so Wipplinger.
"A Few Degrees More (Will Turn the World into an Uncomfortable Place)" ist eingegliedert in die Dauerausstellung "Wien 1900. Aufbruch in die Moderne". Die Intervention wird vom 22. März bis zum 26. Juni im Leopoldmuseum zu sehen sein. Zu den 15 Werken wird es jeweils Sonntags um 14 Uhr kostenlose Sonderführungen geben.
Zur Sache
Das Leopoldmuseum befindet sich am Museumsplatz 1. Geöffnet ist es täglich von 10 bis 18 Uhr. Dienstags hat das das Museum geschlossen. Der reguläre Eintrittspreis beträgt 15 Euro. Informationen zum Museum und zur Intervention "A Few Degrees More (Will Turn the World into an Uncomfortable Place)" finden sich unter leopoldmuseum.org.
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