100 Jahre Burgenland
Die Urmutter des Umweltschutzes: Klara Köttner-Benigni

- Die Urmutter des Umweltschutzes, Klara Köttner-Benigni.
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Anlässlich des Internationalen Frauentages 2021 möchten wir an die Urmutter des Umweltschutzes, Klara Köttner-Benigni, erinnern, die vor 60 Jahren den Neusiedler See vor einer massiven Landschaftszerstörung rettete.
Autorin: Prof. Dr. Ingrid Nagl-Schramm
NEUSIEDL AM SEE. Was viele nicht wissen, ist, dass die „Kampfbasis“ der ersten großen Umweltaktion in Österreich in Neusiedl am See lag. An der vordersten Front des Widerstands gegen die Zerstörung der Umwelt stand Klara Köttner-Benigni, eine Wiener Schriftstellerin und Radiomacherin, die in Neusiedl am See lebte und arbeitete und Anfang der 1970er-Jahre auf die Barrikaden ging, um den Bau einer Brücke über den Neusiedlersee zu verhindern. Dabei legte sie sich mit niemand Geringerem als mit dem mächtigen Landeshauptmann vom Burgenland, Theodor Kery, an.
Kery war ein Modernisierer und im Grunde ein Segen für das damals rückständige Burgenland. Er rechnete nicht mit Widerstand, und schon gar nicht damit, dass ihm bei seinem Brückenprojekt über den Neusiedlersee eine Frau in die Quere kommen würde. Geplant war eine 3,2 Kilometer lange Brücke, die mit 142 Pfeilern über den See von Mörbisch bis Illmitz geführt werden sollte. Die Brücke war geplant, um den hintesten Dörfern des Seewinkels den Weg nach Eisenstadt zu verkürzen. Kritiker witterten dahinter eine geniale Finte, um die Burgenländer, die mit Vorliebe in Wien einkauften, zum Shoppen nach Eisenstadt zu locken.
See in Not, Vogel tot
Im März 1971 fand im Neusiedler Kinosaal die erste große Protestaktion in Österreich gegen die Zerstörung der Umwelt statt. Gemeinsam mit dem Bürgermeister von Neusiedl Hans Halbritter setzte Klara Köttner-Benigni Aktivitäten, um Gegner für den „Kampf“ gegen die Brücke zu mobilisieren. Flugblätter wurden verteilt, in denen die Bevölkerung des Seewinkels auf die Gefahr der Zerstörung der Natur und des Naherholungsgebietes hingewiesen wurde. Eine Studentengruppe trat mit Transparenten wie „See in Not, Vogel tot“ in Aktion, und Klara Köttner-Benigni warb per Durchsage mittels Lautsprecherwagen in den umliegenden Gemeinden für die Veranstaltung.
Otto Koenig anfangs zögernd
Die Umweltaktionen wurden von Prominenten wie Gerhard Bronner und dem Rektor der Universität Wien unterstützt. Weitere Mitstreiter fanden sich im Österreichischen Naturschutzbund und beim WWF. Der prominente Biologe Otto Koenig lehnte seine Unterstützung anfangs ab, weil er sich keinen Erfolg davon versprach, die Politiker zur Abkehr von diesem Projekt zu bewegen. Schließlich war er aber doch zur Mitwirkung bereit und eröffnete in der Fernsehsendung „Rendezvous mit Tieren“ vom 6. April 1971eine beispielslose Schlammschlacht gegen das Projekt des Brückenbaus von Landeshauptmann Kery.
Die Urmutter des Umweltschutzes, Klara Köttner-Benigni und ihre Mitstreiter, insbesondere der Bürgermeister von Neusiedl waren einem enormen Druck seitens der Politik und zahlreichen Schmähungen ausgesetzt. Doch das Blatt wendete sich bald zu ihren Gunsten.
Der Österreichische Naturschutzbund hatte mehr als 20.000 Stimmen bei einer Unterschriftenaktion gesammelt. Protestbriefe von prominenten ausländischen Naturschützern hagelten auf die Politiker ein. All diese Aktionen brachten schließlich Landeshauptmann Kery dazu, sich anders zu besinnen. Er kündigte an, er werde das Projekt von einem international anerkannten Expertenkomitee prüfen lassen. Diese halbherzige Prüfung versickerte im Sand. Es dauert dann aber doch noch bis 1975, bis das Projekt offiziell eingestellt wurde.


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