Man muss sterben, um zu leben!
Falco, ein Musikbesessener mit burgenländischen Wurzeln
"Man muss sterben, um zu leben", sagte Falco einmal. Über mangelnde Berühmtheit konnte sich Falco allerdings nicht beklagen. Als er am 6. Februar 1998 starb, trauerten seine Fans um die Musiklegende Falco. Viele vermissen ihn bis zum heutigen Tag.
Autoren Andrea Glatzer und Ingrid Schramm
NEUSIEDL AM SEE - BRUCKNEUDORF. Falco, mit bürgerlichem Namen Johann "Hans" Hölzel, war als charismatisch-exzentrischer Popstar in den 1980iger Jahren berühmt und berüchtigt zugleich. Mit “Rock Me Amadeus” landete Falco im März 1986 als erster deutschsprachiger Popmusiker an der Spitze der US-Charts. Der Musik-Entertainer Ossy Valenta und Band-Leader seiner Band "Crew 2000" erzählt, wie Falco die Nachricht über seinen Triumph erfuhr. Falco hielt sich gerade in der Wiener Innenstadt-Disco "Queen Ann" auf. Da kam sein Freund und Manager Hans Mahr auf ihn zu, um ihn zu seinem großen Erfolg zu gratulieren. Falcos Reaktion darauf: "Scheisse, wie kann ich das noch toppen?"
Bedrohliche Exzesse
Falco wusste nur allzu gut, wie brüchig sein Leben war. Sein Privatleben war chaotisch und von Drogen- und Alkoholexzessen bedroht. Letztendlich führte diese unruhige Lebensweise zu seinem allzu frühen Tod in seiner Wahlheimat, in der Dominikanischen Republik, als er bei einem Autounfall 41jährig starb.
"Für mich war Falco ein Phänomen, das aber durch seine Selbstinszenierung an sich selbst zerbrochen und viel zu früh gestorben ist, es war irgendwie vorhersehbar", kommentiert der Neusiedler Rudi Treiber, ein Urgestein der Musikszene. Am Tag, als Falco starb, war er in einem Kaffeehaus in Oberpullendorf. "Aber ich wüßte nicht", überlegt er, "wie ich reagiert hätte, wäre ich mit 29 Jahren mit einem Song auf Nummer eins in den amerikanischen Hitparaden gelandet".
Mutters Wunsch
Nach dem Wunsch seiner Mutter Maria Hölzel nahm Falco kurzfristig einen Job bei der Pensionsversicherungsanstalt der Angestellten an. Der Bruckneudorfer Musiker Manfred Altmann von der bekannten "John-Fox-Band" kann sich nicht vorstellen, dass ein Musikbessener wie Falco, jemals als Angestellter glücklich werden hätte können.
Bald scherte Falco aber aus und schlug sich als freier Musiker durch. Er stellte sich bei Ossy Valenta ein, in dessen Band Falco als Bassist spielen wollte. Sie kamen aber nicht zusammen, weil Falco gleich klarstellte, das er seine eigenen Songs herausbringen wollte.
Ein wesentlicher Schritt in Falcos Karriere war, als er bei einem Konzert der Hardrock-Band, den Drahdiwaberln, dem Musikproduzenten Markus Spiegel erstmals begegnete und dieser ihn unter Vertrag nahm. Dabei hatte ihn sein Einstieg als Bassist als Mittel zum Zweck gedient, denn er bekam die Chance seine Solonummer "Ganz Wien" vorzutragen, die als Pausenfüller gedacht war. Sie wurde überraschend zum Höhepunkt der Drahdiwaberl-Konzerte.
Skandal-Song "Jeanny"
Rückschläge erlitt Falco in seiner Karriere Mitte der 1980iger Jahre. Mit seinem Song "Jeanny" löste er einen Riesenskandal aus, der von seinen Kritikern als Verherrlichung einer Vergewaltigung empfunden wurde. Manchen geht aber gerade dieser Song besonders nahe, wie etwa Manfred Altmann.
Er hatte Falco noch kurz vor seinem Tod im Fernsehen gesehen. Er hatte den Eindruck, dass Falco in einer depressive Phase war. Dies schloss er aus der Art, wie Falco in seiner Villa in der Dominikanischen Republik das Lied "Out of the Dark" probte.
Rudi Treiber ist von Falcos letzten Album nicht wirklich fasziniert: "Es wurde nur durch seinen Tod musikalisch aufgewertet", meint er. Nach seinem Geschmack hatte er bessere Songs auf Lager, wie "Der Kommissar", "Junge Römer", "Amadeus" und "Wiener Blut".
Dass Falco so eine große Karriere gemacht hat, darum beneidet ihn Rudi Treiber nicht. Dabei übt er sich im Understatement: "Mir persönlich ist es lieber, als musikalischer Noname 95 Jahre alt zu werden, als mit 41 als weltbekannter Musiker zu sterben".
Die geliebte Bad Tatzmannsdorfer Oma
Übrigens, was viele nicht wissen, Johann Hölzels Wurzeln reichen tief ins südliche Burgenland. Seine Mutter Maria stammt aus Bad Tatzmannsdorf und der kleine Hansi verbrachte dort viele Wochen bei seiner geliebten Großmutter Cäcilia. Sein Onkel Josef Hölzel war Bürgermeister von Jormannsdorf und Kurdirektor. Auf seine Verwandschaft mit dem berühmten Neffen angesprochen, reagierte er äußerst unwirsch. Selbstbewußt wie er war, antwortete er darauf: "I bin da Burgamasta Hölzel".
Die Geschichte ist Teil des neues Buches "Pannonische Schicksalslinien" von Andrea Glatzer und Ingrid Schramm, dass im ersten Halbjahr 2022 erscheinen wird.
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