Esterházy-Themenabend
Von Glanz und Glorie des Fürstenhauses
Die Evangelische Tochtergemeinde Neusiedl hat bei ihrem Thementag im Weinwerk die Möglichkeit geboten, den größten Grundbesitzer des Burgenlandes - drei Viertel des Neusiedler Sees imbegriffen - die Esterházy Betriebe, kennenzulernen. Der Gastredner des Abends, Direktor Mag. Karl Wessely, sprach über den Aufstieg der Fürstenfamilie Esterházy von deren Beginn des 17. Jahrhunderts an.
NEUSIEDL AM SEE. Um unter den Habsburgern Karriere machen zu können, konvertierte der protestantische Kleinadelige und einer der Stammväter der Dynastie, Nikolaus Esterházy (1582 - 1645) zum Katholizismus. Seine beiden Ehen brachten ihm ein riesiges Vermögen ein, das ihm und seinen Nachkommen ermöglichte, sich aktiv an der Abwehr der Osmanen auf der Seite der Habsburger zu beteiligen. Dabei fielen in nur einer einzigen Schlacht, bei Vezekény, gleich vier Esterházy. Nikolaus' Sohn Ladislaus und drei seiner Neffen.
Palatin von Ungarn
Für das heldenhafte Verhalten der Esterházys wurden sie fürstlich belohnt. Sie wurden zu Vizekönigen von Ungarn und vom Habsburger Kaiser Leopold I. in den Fürstenstand erhoben.
Ein Esterházy, der selbst das Haus Habsburg in seiner Prachtliebe in den Schatten stellte, war Fürst Nikolaus I. (1714 - 1790). Sein Hofkapellmeister war Joseph Haydn. Mit seiner prunkvollen Hofhaltung beeindruckte er sogar Maria Theresia, die von seinem Opernhaus schwärmte. Wenn sie eine gute Opernaufführung hören wolle, müsse sie nach Ungarn fahren, auf Esterházys Schloss Fertöd. Die pompöse Hofhaltung brachte seinen Nachfolger an den Rand des Ruins, der aber durch einen strikten Sparkurs abgewendet werden konnte.
Schicksalhafte Wendungen
Ein tragisches Schicksal erlitt viel später Paul V. Der reichste Mann Ungarns erlebte den Zusammenbruch der Monarchie, verlor seine riesigen Besitzungen während der bolschewistischen Regierung im Jahr 1919 in Ungarn, die er in der Nachfolgeregierung zurückerhielt. Nach der Gründung des Burgenlandes im Jahr 1921 entschied er sich in Ungarn zu leben. Mitten im 2. Weltkrieg lernte er seine Frau Melinda, die Primaballerina der Budapester Oper, kennen. Kurz nach der Eheschließung wurde er 1949 in einem Schauprozess, gemeinsam mit Kardinal Jószef Mindszenty verurteilt. Im Zuge des ungarischen Freiheitskampfes 1956, kam er bei einer abenteuerlichen Flucht über die österreichische Grenze in Freiheit. Dies geschah in einem ganz kurzen Zeitfenster, bevor sich der Eiserne Vorhang für Jahrzehnte schloss. Paul V. blieb aber nicht im Burgenland, sondern lebte bis zu seinem Lebensende im Jahr 1989 mit seiner Frau in Zürich.
Die Besitzungen wurden noch zu Lebzeiten von Melinda Esterházy in drei Stiftungen eingebracht. Die Esterházy Betriebe GmbH. ist mit 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 60 Millionen Euro ein wichtiger Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor im Burgenland und weit über die Grenzen Österreichs hinaus.
Seine Erfahrungen und internationale Konzerntätigkeit brachten Mag. Karl Wessely 2006 in das Management der Esterházy Betriebe nach Eisenstadt. Seine burgenländische Wurzeln reichen mütterlicherseits nach Draßburg zurück.
Vorschau
Der kommende Themenabend der evang. Tochtergemeinde Neusiedl findet am 20. Feber, Beginn 19.00 Uhr statt. Begrüßt wird dabei Prof. DDr. Johannes Huber mit dem Thema: "Der Tot, Ende oder Anfang eines neuen Seins".
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