Ausstellung Urgeschichte in Weiden am See
Der lange Weg eines antiken Holzbrunnen
Der sensationelle Ausgrabungsfund in Weiden am See im Jahr 2015, ein Holzbrunnen aus spätrömischer Zeit, kann ab sofort in der ehemaligen Vinothek im Gemeindeamt besichtigt werden. Am Freitag wurde der Brunnen am Rande des Weidener Weinfrühlings gesegnet. Als Draufgabe wurde der "Kaiser von Weiden", eine Trockenbeerauslese vom Weidener Gemeindewein in 1.200 Flaschen abgefüllt und ist im Tourismusbüro käuflich zu erwerben.
WEIDEN AM SEE. Als vor über zehn Jahren das Gebiet rund um die Kirchenäcker in Bauland umgewidmet werden sollte, traten bei archäologischen Grabungen menschliche Skelette, die zu einem aus 231 Bestattungen bestehendes Gräberfeld der Frühbronzezeit gehören, zutage.
Der Brunnen der Villa rustica
Zu den archäologisch bedeutsamen Funden zählen eine römische "Villa rustica", ein Gehöft aus dem 3. Jahrhundert n.Chr., das anstelle einer älteren Anlage am Ostufer des Neusiedler Sees errichtet wurde. "Die Arbeiten waren im Mai 2015 so gut wie abgeschlossen", erwähnte Mag. Franz Sauer vom Bundesdenkmalamt, "als bei der Sichtung einer weiteren "Bodenverfärbung", zwei gut erhaltene Holzkästen, die zur römischen Brunnenstube gehörten, geborgen werden konnten". Während der Fund das Herz so manches Archäologen angesichts der Bedeutsamkeit und Größe des Holzbrunnen höher schlagen ließ, bereitete die Dauer der Grabungsarbeiten der Baubehörde erster Instanz, dem damaligen Bürgermeister Willi Schwartz, so manche schlaflose Nacht.
Allerdings spielen ein paar Jahre angesichts des Alters des Brunnens keine Rolle. Der Sensationsfund der Archäologen des Landes Burgenland wurde gehoben, vermessen, in 72 Teile zerlegt, verschickt, konserviert und mittels der Jahresringchronologie auf den aus Eichenstämmen geschlagenen Brettern genau auf die Zeit zwischen 290 und 349 n.Chr. datiert. Das soll nicht heißen, dass der Brunnen über fünfzig Jahre lang gebaut wurde, sondern vielmehr verwendete der Tischler unterschiedlich alte Hölzer als Baumaterial.
Mittels Gefriertrocknung wurden die Bretter in Konstanz in Deutschland bei einem Holzrestaurator konserviert. Ein Großteil der Restaurierungskosten von rund Euro 30.000 wurden vom Bundesdenkmalamt übernommen. Nun sind die Einzelteile wieder in einer speziellen Steckkonstruktion zusammengefügt und können zurückgekehrt im Gemeindeamt in Weiden am See besichtigt werden.
Der Kaiser von Weiden
Er habe schon "Fußbälle und Feuerwehrspritzen gesegnet", meinte der Weidener Pfarrer Gabriel Kozuch bei der feierlichen Segnung des Holzbrunnen, "bis jetzt war ein Brunnen noch nicht dabei". Auf den Brunnen angestossen wurde mit einem Welschriesling 2002, einer Trockenbeerauslese vom Weidener Gemeindewein mit dem klingenden Namen "Der Kaiser von Weiden".
Bürgermeister Heinrich Hareter begrüßte die Festgäste: In Vertretung des Landeshauptmannes Bürgermeisterin LAbg. Elisabeth Böhm, vom Bundesdenkmalamt Restaurator Murat Yasar, Johann Nimmrichter, Land Burgenland Archäologie Wilfried Tögel, die Bürgermeister LAbg. Markus Ulram sowie LAbg. Kilian Brandstätter, Altbürgermeister Willi Schwarz, Patrik Hierner vom Tourismusverband Nordburgenland, Hotel-Betreiber Stefan Bayer, Landes-Historiker Herbert Brettl, u.v.m.
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