BirdLife Österreich
Kooperation mit Werkstätten zum Schwalben-Schutz

- Das Rauchschwalben-Schutzprojekt 2022–2023 im Burgenland bietet landwirtschaftlichen Betrieben Beratung für gezielte Schutzmaßnahmen.
- Foto: Daniel Leopoldsberger
- hochgeladen von Kathrin Santha
Durch eine Halbierung des Brutbestandes innerhalb der letzten 25 Jahre ist ein hoher Schutz- und Handlungsbedarf für die Mehlschwalbe, dem Vogel des Jahres 2022, gegeben (aktuell rund 17.500 Mehlschwalbenbrutpaare).
BURGENLAND. Doch auch die rund 75.000 Rauchschwalbenbrutpaare stehen unter Druck.
Nestbauvoraussetzungen
Mehlschwalben brüten in Kolonien und bauen runde, beinahe geschlossene Viertelkugeln mit kleinem Einflugloch, das sie außen an Gebäuden unter Vorsprüngen, Balkonen oder Fenstersimsen wind- und regengeschützt anbringen. Rauchschwalben brüten einzeln in napfförmigen, oben offenen Nestern in Viehställen und anderen windgeschützten Gebäuden und Einfahrten, in Einzelfällen auch unter Brücken. Unterstützend können den Schwalben Kunstnester angeboten werden, die in der Regel gerne angenommen werden.
Schutzprojekte mit Schulungen und Workshops
Entscheidend ist aber, dass es noch Schwalben in der Umgebung gibt. Im östlichsten Bundesland ist der Rückgang beider Schwalbenarten ganz besonders zu spüren. Waren früher in jeder Ortschaft Schwalben anzutreffen, sind die Bestände mancherorts stark eingebrochen. Das Bundesland rief daher das Rauchschwalben-Schutzprojekt 2022–2023 ins Leben, bei dem landwirtschaftliche Betriebe und Besitzerinnen und Besitzer von Pferde- oder Rinderställen eine Beratung in Anspruch nehmen können und gezielt Schutzmaßnahmen umgesetzt werden.

- Vogel des Jahres 2022, aber stark bedroht: Die Mehlschwalbe
- Foto: Otto Samwald
- hochgeladen von Kathrin Santha
Gemeinsam mit „RETTET DAS KIND“
Im November fand ein Workshop zur Herstellung von Nisthilfen für Rauchschwalben mit der Förderwerkstatt „RETTET DAS KIND“ in Eisenstadt statt. Die Holzbetonnester sind das gelungene Ergebnis aus drei Jahren Tüftelei und Weiterbildung der Familie Schuh aus dem Bezirk Oberpullendorf.
78 besetzte Nester in St. Martins-Therme
Ein weiteres Positivbeispiel aus dem Burgenland ist die beeindruckende Mehlschwalbenkolonie der St. Martins-Therme in Frauenkirchen: 116 Nester, von denen heuer 78 besetzt waren, sind das Ergebnis des großen Einsatzes für den Erhalt der Kolonie und deren Akzeptanz.
„Jahrhundertelang waren Schwalben für uns ganz selbstverständliche Mitbewohner. Trotz ihrer Anpassung an die von uns Menschen geprägte Landschaft gehen die Schwalbenbestände teils dramatisch zurück. Schwalben finden heutzutage immer seltener geeignete Nistmöglichkeiten und ein ausreichendes Nahrungsangebot. Wir wollen im Burgenland die Akzeptanz für Schwalben und ihre Nester in der Nähe des Menschen wieder erhöhen. Dabei sollen die Voraussetzungen für einen geschützten Lebensraum gezielt verbessert werden“, so LH-Stv. Astrid Eisenkopf.
Ganzheitlicher Schwalbenschutz
Durch die fortschreitende Versiegelung der Stadtrandgebiete oder ländlicher Wege und Dorfplätze finden Schwalben immer weniger Pfützen oder Lehm vor. Das Errichten einer Lehmlacke für den Nestbau und zur Wasserversorgung ist eine effektive Möglichkeit, den Schwalben unter die Flügel zu greifen. Darüber hinaus fördern bunte, artenreiche Blühwiesen und Brachen, ein naturnaher Garten sowie intakte Feuchtgebiete das Nahrungsangebot der Schwalben (Fluginsekten) ebenso wie der Verzicht auf Insektizide. Auch der Neststandort ist schützenswert und darüber hinaus sind die Nester gesetzlich ganzjährig geschützt. Sanierungsmaßnahmen an Gebäuden, das absichtliche (illegale) Entfernen der geschützten Nester oder das bewusste Verhindern des Nestneubaus durch Spikes oder spezielle Fassadenanstriche erschweren das Überleben der Schwalben in den Siedlungen.
„Künstliche Schwalbennester können neben dem Erhalt und der Verbesserung der Lebensräume eine Unterstützung im Schwalbenschutz darstellen“, weiß Christina Nagl, Ornithologin von BirdLife Österreich. „Dabei arbeiten wir eng mit der Dorfgemeinschaft Wienerwaldsee in Purkersdorf (NÖ), der Lebenshilfe Tirol - Werkstätte Stubaital (T) und der Förderwerkstatt „RETTET DAS KIND“ in Eisenstadt (BGLD) zusammen!“
Informationen zum Schwalbenschutz:
Bauanleitung für Lehmlacken
https://www.birdlife.at/page/schwalbennester


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