Trockenheit trotz Regen
Zicksee: Vom Badesee zur trockenen Staubwüste
Nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Region um den Neusiedler See und der Seewinkel freuten sich nach den Regenfällen über einen gestiegenen Wasserstand. Einzig der Zicksee sitzt immer noch auf dem Trockenen und ist mittlerweile zu einem Pflanzensee geworden.
SANKT ANDRÄ. Teilweise fielen rund 100 Liter Regen wurden pro Quadratmeter in der Region um den Neusiedler See. Der Wasserstand des Neusiedler Sees steht laut Informationen des Hydrographischen Dienst Burgenland zurzeit bei 115,14 Metern (Stand 16.8.23) über Adria. Immerhin rund 20 Zentimeter über den Tiefststand des Vorjahres. Auch die Salzlacken, wie der Darscho in Apetlon füllen sich wieder. Nur beim Zicksee, helfen selbst die starken Regenfälle nichts. Bei einem Lokalaugenschein machte sich auch Klimaministerin Leonore Gewessler ein Bild von der ausgetrockneten Salzlacke.
"Landwirtschaft als größter Nutzer"
Staubtrocken und mehr einer Pflanzenwiese, gleicht der Zicksee in St. Andrä. Da halfen auch die Regenfälle nicht viel. Seit 2015 habe man zu trockene Jahre, erklärt Roman Neunteufel, Experte über Wasserökologie an der BOKU Wien. "Der Grundwasserspiegel ist zurückgegangen, die Nutzung hat jedoch zugenommen", so Neunteufel. Im Moment liege der Wasserstand des Zicksees rund einen Meter unter dem Uferniveau. Wenn es Niederschläge gegeben hat, dann seien diese einfach versickert. Gab es laut Aufzeichnungen vor ungefähr 200 Jahren noch rund 150 gefüllte Lacken, sei die Zahl heute bereits unter 40 gefallen. Die Landwirtschaft sei jedenfalls der größte Nutzer von Grundwasser, sagt der Experte der BOKU.
"Mehr Klimaschutz notwendig"
Extreme Trockenheit und Unwetter werden auch in Österreich immer häufiger. Betroffen sind die Menschen in der Region, aber auch Wirtschaft und Tourismus. Klimaschutzministerin Leonore Gewessler: „Unsere unschätzbar wertvolle Natur ist durch die Folgen der Klimakrise gefährdeter denn je. Früher war der Zicksee ein beliebter Badesee. Das ist leider nicht mehr. Expertinnen und Experten befürchten, dass sich das Gebiet gar nicht mehr erholen wird. Umso mehr gilt: Wir brauchen mehr Klimaschutz in Österreich." Dabei brauche es aber nicht die eine Maßnahme die alles richtet, sondern viele Schritte die schlussendlich zum Ziel führen.
Vögel suchen neue Reviere
Früher ein Paradies für Vögel aller Arten, heute leider keine "Bird-Experience" mehr. "Sie ziehen weiter in andere Gebiete" erklärt Sabine König, Naturschutzorgan des Burgenlandes. Die Vögel seien auf die spezifische Nahrung aus dem leicht salzhaltigen Wasser der Lacken angewiesen. "Nahrungsgrundlagen, die sie im Süßwasser nicht finden", so König. Es sei auch ein herber Rückschlag für den Tourismus, viele "Vogeltouren" würden mittlerweile ausfallen.
Was nun mit dem Zicksee tun?
Die Überwucherung des Zicksees ist kaum zu übersehen. Dem dichten Pflanzenwuchs will die Gemeinde St. Andrä nun entgegenwirken und die Pflanzen abmähen. Bürgermeister Michael Schmidt (SPÖ): "Wir stehen in engem Kontakt mit dem Land, das im Grunde entscheidet was passieren darf." Bei den Mäharbeiten müsse darauf geachtet werden die Sohle des Sees nicht zu verletzen. Außerdem werde auch das Mähgut nach den Arbeiten entfernt. Die Reaktionen aus der Gemeinde sind jedenfalls nicht positiv, bestätigt Schmidt. Man werde sich in naher Zukunft mit Verantwortlichen des Landes zusammensetzen, um über die weitere Strategie zu entscheiden. Was genau mit dem Zicksee passieren wird bleibt noch unklar.
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