Wenn einem die Decke auf den Kopf fällt
Mentale Probleme der Jugend
Eine 18-jährige Oberstufenschülerin aus dem Bezirk Neusiedl am See gibt den RegionalMedien Burgenland Einblick in ihre persönlichen Erfahrungen auf der Schwelle zwischen Schul- und Berufsleben.
NEUSIEDL AM SEE. Wie es sich verhält, als junger Erwachsener mit den anhaltend krisengeplagten Zeiten umgehen zu müssen, was ihrer Meinung nach der Unterschied zwischen der gegenwärtigen Generation und jener ihrer Eltern ist und am allerwichtigsten – wie sich das alles auf die eigene Psyche auswirkt, erzählt die 18-Jährige im Interview.
REGIONALMEDIEN: Welchen Stellenwert hat mentale Gesundheit in der modernen Gesellschaft?
ANONYM: Meiner Meinung nach wird das psychische Wohlergehen eines Menschen vernachlässigt und meistens sogar komplett ignoriert. Was ich jedoch gut finde ist, dass es im Burgenland gratis Anlaufstellen gibt, an die man sich als jemand der psychische Probleme hat, wenden kann.
Wird ausreichend über mentale Gesundheit gesprochen?
Nein. Es wird darüber nicht einmal in der Schule aufgeklärt. Wenn man nicht dort informiert wird, wüsste ich nicht wo sonst.
Wie lassen Sie die aktuellen Ereignisse rund um Corona, Ukraine, Inflation, usw. fühlen?
Schlimm. Es ist für uns Jugendliche damals genauso wie heute viel zu viel Belastung auf einmal. Der Schulunterricht von Zuhause aus im Zuge der Corona-Maßnahmen war besonders schlimm für mich.
Wie bewerten Sie Ihre Zukunftsaussichten nach Ihrer aktuellen Ausbildung?
Gut, weil ich mich in der Freizeit eigenständig über Karrieremöglichkeiten im Internet informiert habe. Ich finde, dass wir auch hier in der Schule zu wenig für das spätere Leben mitbekommen.
Waren Sie selbst von mentalen Problemen betroffen? Wenn ja, wie sehr?
Ja sicher. Sehr stark sogar. Das war bei mir alles zum Großteil familiär bedingt.
Wurden Sie vom Umfeld ausreichend unterstützt? Wenn ja, wodurch am meisten?
Ja, schon. Mein Freund und meine besten Freunde haben mir geholfen, indem sie immer für mich da waren, wenn ich jemanden zum Reden gebraucht habe und auf andere Gedanken kommen wollte.
Wie gehen Sie momentan mit mentalen Problemen um?
Ich wende mich an vertraute Personen. Meistens sind das nach wie vor mein Freund und meine Freunde.
Wie bewerten Sie die aktuelle Elterngeneration im Umgang mit dem Wohlbefinden ihrer Kinder?
Ein Großteil der Eltern von heute ist zu sehr auf das Arbeiten fixiert und vernachlässigt meiner Meinung nach wichtigere, nicht geldbezogene Dinge, wie Freunde und Familie zu sehr.
Welche Zeit im Leben eines Menschen ist Ihrer Erfahrungen nach die anfälligste für mentale Probleme?
Eindeutig die Jugend, da man mit dem Alter anfängt zu lernen wie das Leben wirklich ist und manche damit Schwierigkeiten haben. Da spielt vor allem der Freundeskreis eine sehr wichtige Rolle.
Erfinden manche Leute ihre eigenen mentalen Probleme und benutzen sie als Ausrede?
Ja absolut. Leider machen einige Jugendliche absichtlich den Eindruck depressiv zu sein, um Aufmerksamkeit zu bekommen, während sie sich eigentlich beispielsweise glücklich schätzen könnten, in einer normalen Familie aufwachsen zu können.
Wie sollte man solche Personen testen, ob sie die Wahrheit sprechen oder nicht, um sie von jenen, die wirklich unter ihrer Psyche leiden, zu unterscheiden?
Vielleicht durch eine psychologische oder neuronale Untersuchung.
Gibt es Ihrer Meinung nach so etwas wie unheilbar psychisch Erkrankte? Wenn ja, welche wären das beispielsweise?
Ja. Leute, die schon mehrere Jahre in einer Anstalt verbracht haben. Die meisten leiden eben unter einem schweren psychischen Trauma, das sie bis heute nicht verarbeiten konnten.
Was ist das Wichtigste im Umgang mit mentalen Problemen?
Man sollte sich an die betroffene Person herantasten, ihr Verständnis zeigen und ihr das Gefühl geben, dass sie in Sicherheit ist und Unterstützung bekommt.
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