Arbeitsmarktlage
Bezirk Neusiedl hat stärksten Zuwachs an (Lehr)-Stellen
NEUSIEDL AM SEE. Petra Beidl, Geschäftsstellenleiterin des Arbeitsmarktservice Neusiedl am See, zeigt sich zur aktuellen und zukünftigen Arbeitslosen-Situation optimistisch.
REGIONALMEDIEN: Wie gestaltet sich der Arbeitsmarkt im Bezirk Neusiedl am See?
PETRA BEIDL: Wir sehen eine sehr gute Entwicklung. 2022 herrschte die niedrigste Jännerarbeitslosigkeit seit den letzten 10 Jahren. Der Start ins Jahr 2022 ist höchst positiv.
Der Start ins Jahr 2021 war noch sehr stark von der Pandemie geprägt. Vergleicht man jetzt den Jänner 2022 damit, fällt der Blick in die Zukunft deutlich optimistischer und hoffungsvoller, auf Grund der wesentlich besseren Arbeitslosenzahlen, aus. Es ist ein Niveau wie 2019 vor Krisenbeginn zu verzeichnen.
Wie viele Menschen suchen aktuell nach Arbeit/sind beim AMS gemeldet bzw. in Kursen? Wie verteilen sich die Arbeitslosenzahlen nach Geschlecht und Alter?
Mit Ende Jänner sind 2.013 Personen arbeitslos vorgemerkt, wobei die Betroffenheit bei den Männern mit 1.120 deutlicher als bei den Frauen mit 893 ausfällt. Gegenüber dem Vorjahr konnte eine Reduktion von 23,9 Prozent erreicht werden. Der Arbeitsmarkt hat sich für alle Zielgruppen verbessert, bei den Jugendlichen war der Rückgang mit 39,9 Prozent am stärksten. Erfreulich ist auch das Minus von 211 Personen bei der Zielgruppe der Älteren.
Wie schaut es am Stellenmarkt aus?
Der Aufschwung am Arbeitsmarkt wirkt sich auch positiv am Stellen- und Lehrstellenmarkt aus. Den deutlich stärksten Zuwachs gegenüber dem Jänner 2021 im Burgenland konnte der Bezirk Neusiedl verzeichnen. Am Stellenmarkt konnte ein Zuwachs um 250,9 Prozent auf 400 offene Stellen verzeichnet werden. Im Bereich der Lehrstellen fiel die Erhöhung mit einem Plus von 437,5 Prozent noch weit höher aus.
Welche Branchen suchen verstärkt nach Mitarbeitern, welche sind "gut ausgelastet"?
Ein größerer Personalbedarf ist in den Bereichen Fremdenverkehr, Bau, Elektro, Metall, Handel und Gesundheit zu verzeichnen.
Der wirtschaftliche Aufschwung zeigt sich auch im Bereich der Kurzarbeit. Waren im Jänner 2021 noch 98 Betriebe mit 681 Mitarbeiter_innen betroffen, ist 2022 ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen. Es sind mit Ende Jänner 38 Betriebe (Firmensitz im Bezirk) mit 337 Dienstnehmer_innen in Kurzarbeit.
Wo liegt 2022 der Fokus des AMS?
In erster Linie setzen wir auf Early Intervention – sprich eine rasche Vermittlung von arbeitslosen Personen auf offene Stellen, damit Arbeitslosigkeit keine Chance hat sich zu verfestigen.
Nach wie vor haben die größten Schwierigkeiten bei der Integration in den Arbeitsmarkt gesundheitlich Belastete, Ältere, Geringqualifizierte und langzeitarbeitslose Personen. Diese Personengruppen profitieren nur bedingt von den guten wirtschaftlichen Entwicklungen. Wir werden unsere arbeitsmarktpolitischen Angebote verstärkt auf diese am Arbeitsmarkt benachteiligten Personengruppen ausrichten.
Ausgehend davon, dass das Wirtschaftswachstum keine Eintagsfliege ist und kontinuierlich anhält, liegt einer der Schwerpunkte darauf, langzeitarbeitslose Personen wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Im Rahmen des Programmes „Sprungbrett“ wurden bereits 95 arbeitslose Personen durch Förderungen, Trainings und Schulungen unterstützt. 2022 wird das Angebot weiter ausgebaut und forciert.
Das mit Abstand höchste Arbeitslosigkeitsrisiko ergibt sich für Personen, die keinen über die Pflichtschule hinausgehenden Bildungsabschluss vorweisen können. Zur besseren Abdeckung des Fachkräftemangels bzw. –bedarfs ist daher die Unterstützung von Kund_innen, die im zweiten Bildungsweg Abschlüsse nachholen wollen, weiterhin dringend geboten. Die Forcierung der betriebsnahen Qualifizierung von Arbeitslosen (Implacement, AQUA, Arbeitstraining, praktische Ausbildung im Betrieb) wird im Hinblick auf die aktuelle Abfederung des Fachkräftemangels, als auch durch zukünftige, ein größerer Stellenwert als bisher eingeräumt werden.
Weiterhin haben Ausbildungen im Pflege- und Gesundheitsbereich eine hohe Priorität.
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