Serie: Gute Impfung, schlechte Impfung
Serie Teil 5: Die Uralt-Impfungen Tetanus & Diphtherie
Sie wurden vor 100 Jahren für ganz andere Zeiten entwickelt. Wie nötig sind diese Impfungen heute?
Impfungen sind immer auch "Kinder ihrer Zeit" und deshalb macht es Sinn, sie aus der damaligen Lage zu untersuchen. Tetanus erreichte seinen Höhepunkt im Ersten Weltkrieg und wütete vor allem an den festgefahrenen Fronten zwischen Deutschland und Frankreich, wo mehr als zwei Millionen Soldaten in einen unvorstellbar brutalen Stellungskrieg getrieben wurden.
In den meisten Divisionen waren 100 Prozent der Soldaten zumindest leicht verletzt. Sie vegetierten in den Schützengräben mit nicht behandelten Wunden von Granatsplittern, warteten tagelang vergeblich auf Hilfe. Dazu kamen die unzähligen Militärpferde, welche eingespannt wurden, um die Geschütze zu ziehen. Tote Menschen und Tiere konnten wochenlang nicht abtransportiert werden. Es war ein unvorstellbares Dauersterben.
Elender Todeskampf
Soldaten mit Tetanus machten vor den Augen ihrer Kameraden einen verheerenden Todeskampf durch: Das Gesicht zu einem sardonischen Grinsen verzerrt, der ganze Körper von Krämpfen erfasst, brüllten sie über Stunden bis sie elendig krepierten. So etwas prägte sich ins Gedächtnis ein. Die Erzählungen der Militärärzte und Soldaten waren so eindrucksvoll und wurden so oft wiederholt, dass sie bis heute nachwirken. Tetanus gilt vielen als schrecklichstes Schicksal, das einen treffen kann.
Sauerstoff ist Gift
Sobald die Zeiten besser wurden, gingen die Fallzahlen massiv zurück – bereits lange vor dem Start der großen Impfkampagnen. Als wichtigste Vorsichtsmaßnahme gilt eine gute Wundreinigung. Für Tetanus-Bakterien ist Sauerstoff nämlich Gift. Sie können sich nur in abgestorbenem Gewebe vermehren. Betroffen sind chronisch kranke Menschen mit schlechter Wundheilung (diabetischer Fuß, Raucherbein), das Durchschnittsalter von Tetanus-Patienten liegt bei deutlich über 70 Jahren.
Wirkstoff der Impfung ist ein Toxoid – durch Formaldehyd abgetötete Tetanustoxine. Da ein durchgemachter Wundstarrkrampf keine Immunität hinterlässt, ist es ein Rätsel, wie die Impfung wirken soll. „Die Wirksamkeit des Toxoids wurde nie im Rahmen einer Impfstoff-Studie geprüft", heißt es dazu von den Behörden, „doch der Rückgang der Krankheit spricht für die Wirksamkeit der Impfung." Wie viel die bessere Wundversorgung beigetragen hat, ist ungewiss.
Im Spital wird auch bei leichten Kratzern "zur Sicherheit" eine Auffrischungsimpfung angeboten. Ärzte warnen mittlerweile vor Überimpfung, die speziell bei Kindern zu schmerzhaften Reaktionen führen kann. Manche Länder (z. B. England) bieten in ihren Impfplänen überhaupt keine Auffrischung mehr an.
Fehlender Schutz
Auch Diphtherie ist eine Krankheit des Elends. Europa war zuletzt in den 90er-Jahren betroffen, als Heimkehrer die Seuche aus dem Afghanistan-Krieg mitbrachten. Die meisten der rund 5.000 Todesopfer fanden sich unter den Obdachlosen und Alkoholikern der Großstädte Osteuropas. Einen Schock bedeutete die Analyse der Seuche in der Ukraine: 80% der erkrankten Kinder und Jugendlichen waren nämlich vollständig geimpft.
Obwohl bei uns die Hälfte der Erwachsenen keine "schützenden Titer" mehr hat, schwappte die Diphtherie nicht nach Mitteleuropa. Und tatsächlich zeigen aktuelle Studien, dass Wohlstand und gute Ernährung gegen die Bakterien schützen. Diese bilden ihre Toxine nämlich nur in einem geschwächten Organismus.
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