300 Millionen fürs Budget
Niederösterreich verkauft die Wohnbaudarlehen

- Das Land Niederösterreich will heuer ein 300-Millionen-Euro Paket an Forderungen aus dem NÖ Wohnbaudarlehen am Finanzmarkt verkaufen. Der Erlös soll direkt ins Landesbudget fließen um dort das Minus der Corona-Pandemie auszugleichen.
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Die Wohnbaudarlehen werden verkauft. Diese Meldung lässt böse Erinnerungen wieder erwachen. Aber diesmal ist es anders, denn mit dem Geld soll nicht spekuliert werden. Es fließt direkt ins Landesbudget, um die aktuelle Corona-Delle auszugleichen. 300 Millionen des insgesamt 1,65 Milliarden-Pakets sollen bestmöglich am Finanzmarkt verkauft werden. Behilflich ist dabei die HYPO. Das Land erhofft sich so, nahe an den "Nominalwert" zu kommen. Sprich: Es sollen auch fast 300 Millionen Euro reinkommen.
NIEDERÖSTERREICH. Corona reißt ein tiefes Loch in das NÖ Landesbudget. Der Verkauf von Forderungen aus Wohnbauförderungsdarlehen soll nun schnelles Geld hereinbringen.
„Die vom Corona-Virus ausgelöste Gesundheits- und Wirtschaftskrise setzt auch die öffentlichen Haushalte unter Druck. Statt einem geplanten Nulldefizit im Jahr 2021 müssen wir 2020 und 2021 Schulden in Höhe von 1,6 Milliarden Euro machen. Wir wollen daher unsere Finanzierungsmöglichkeiten auf eine breitere Basis stellen. Mit dem Verkauf von Forderungen aus gewährten Wohnbauförderungsdarlehen schaffen wir das ohne Erhöhung des Schuldenstands. Wichtig ist: Durch den Verkauf kommt es zu keinen Änderungen für die DarlehensnehmerInnen, somit die Häuslbauer im Land“, führt Finanzlandesrat Ludwig Schleritzko dazu aus.
"Silberschatz" in Höhe von 1,65 Milliarden Euro
Maximal 1,65 Milliarden Euro an bestehenden Forderungen aus gewährten Wohnbauförderungsdarlehen können in Zukunft verkauft werden. Für 2021 vorgesehen ist ein Verkauf im Umfang von rund 300 Millionen Euro. Um den besten Kaufpreis zu erzielen, ist eine Wettbewerbsplattform mit der landeseigenen HYPO NOE geplant, welche bereits jetzt die Wohnbauförderungsdarlehen für das Land NÖ verwaltet. Der Vorteil: Während das Land derzeit Jahrzehnte darauf warten müsste, das Geld von den Häuselbauern wieder zu bekommen, kaufen Investoren diese Forderungen auf – das Geld fließt sofort ins Landesbudget. Für die Investoren ist es wiederum eine langfristige, verzinste Geldanlage.
Wichtig ist natürlich, wieviel Geld tatsächlich für das 300-Millionen-Paket an Forderungen gezahlt wird, denn 1:1 lässt sich das nicht rechnen. Bei früheren Verkäufen sind teils nur 60 Prozent des Geldes reingekommen. Derzeit schaut der Markt für dieses Instrument jedoch gut aus, heißt es von Seiten des Landes.
„Die aktuelle Niedrigstzinsphase ist für den Verkauf von großem Vorteil. Dadurch sollte der Kaufpreis auch im Vergleich zu den bisherigen Verwertungstransaktionen in den Jahren 2001, 2007 und 2011 deutlich höher, nahe dem Nominalwert der Darlehen zu liegen kommen. “, erklärt Niederösterreichs Finanzdirektor Georg Bartmann.
Die erzielten Erlöse sollen aber anders als 2001 und 2007 nicht in die Veranlagungen des Landes im Rahmen des NÖ Generationenfonds, sondern direkt ins Budget fließen. „Eine solche Vorgehensweise ermöglicht uns den Vorgriff auf Erträge der Zukunft zu einem Zeitpunkt, wo wir sie brauchen. Die Alternative wäre eine höhere Verschuldung“, erläutert Schleritzko.
Keine Änderung für den Endkonsumenten
Trotz des Verkaufes der Forderungen aus Wohnbauförderungsdarlehen ändert sich für die DarlehensnehmerInnen nichts. Sie zahlen ihre Darlehensraten wie bisher an das Land NÖ zurück. Das Land hält auch weiterhin die grundbücherlichen Sicherheiten.
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