120 Sekunden
Top-Investor Heinrich Prokop: "Ideen müssen einfach sein"
Heinrich Prokop ist bei "120 Sekunden" auf der Suche nach dem neuen Hit "made in Niederösterreich".
NÖ. Zehn Ideen, ein Ziel: den Titel "beste Geschäftsidee Niederösterreichs" einstreifen – und dazu Preise allein für den ersten Platz im Wert von rund 30.000 Euro. Das ist das große Live-Finale von "120 Sekunden", heuer am 5. Dezember im AKW Zwentendorf (Nachbericht in der nächsten Ausgabe).
Die entscheidende Stimme
Neben vier Juroren der 120 Sekunden-Partner von Wirtschaftskammer Niederösterreich, NÖBEG und riz up sitzt auch ein bekanntes Fernsehgesicht in der Jury: Heinrich Prokop, bekannt aus der Gründershow "2 Minuten, 2 Millionen" ist als fünftes Jurymitglied an Bord und bringt jede Menge Expertise ein. Der Chef der Gutschermühle Traismauer hat 2013 die Investmentfirma "Clever Clover" gegründet und unterstützt Start-ups, die sich in einem frühen Stadium befinden. Wir haben Prokop kurz vor dem "120 Sekunden"-Finale gesprochen.
Was erwarten Sie sich von "120 Sekunden"?
HEINRICH PROKOP: Ich bin Niederösterreicher und daher immer gerne für junge niederösterreichische Unternehmer da, das mache ich gerne. Ansonsten warte ich mal, was auf mich zukommt.
Was ist wichtiger: das Produkt oder der Gründer selbst?
Das Produkt muss für mich eine Lösung darstellen. Es ist ganz schwierig, wenn du deine Kunden erziehen musst – das geht zwar, aber es ist teuer. Im besten Fall ist es etwas wo alle sagen: "Eh klar – warum gibt es das noch nicht?" Ich habe viele gute Ideen gesehen und abgelehnt weil ich gesagt habe, das Team passt nicht. So unwissenschaftlich es klingt, es ist bei mir oft das Bauchgefühl. Das ist so, wie wenn man einen Menschen zum ersten Mal kennenlernt – es passt oder es passt eben nicht.
Kann es uns auch passieren, dass Sie von einer Idee so begeistert sind, dass sie gleich vor Ort einsteigen wollen?
Natürlich würde ich auch sagen: "Hey, kommt zu uns und reden wir weiter." Wir haben eine strategische Partnerschaft mit einem großen Handelskonzern, wo wir Produkte und Ideen direkt einschleusen können. Wenn wir sagen "das hat Relevanz", dann kann es passieren, dass es in sehr kurzer Zeit zu einer nationalen Distribution kommt. Ein Produkt kann dann in zwölf Wochen im Geschäft stehen.
In einer Zeit, wo sich sehr viel um digitale Start-ups dreht, mögen Sie eher – ich sag mal – das Traditionelle, also Produkte zum Angreifen. Warum?
In etwas, das ich nicht verstehe, kann ich nicht investieren. Da sitzt du in einer Gesellschafterversammlung und verstehst nichts, du kannst nichts beitragen. Der Zug fährt und du landest vielleicht in Usbekistan, obwohl du nie dorthin wolltest, und musst schauen, dass du wieder zurückkommst. Auf deine eigenen Kosten. Auch jedes traditionelle Produkt braucht E-Commerce. Aber eine reine digitale Plattform ist eben nicht meines.
Was sind die größten Fehler von Gründern?
Was ich dann und wann vermisse, ist, wenn jemand kommt und eine Lösung für ein Problem präsentiert, die es aber schon gibt. Wenn es davon schon zehn Varianten aus China gibt, muss ich klarstellen, was mein USP (Anmerkung: Alleinstellungsmerkmal) ist. Was kann mein Produkt besser als andere?
Wie sehen Sie die Gründerszene bei uns im internationalen Vergleich?
Was mir auffällt ist, dass unsere Gründer etwas zu wenig "Leidensdruck" haben. In Berlin etwa ist es ein täglicher Existenz- und Überlebenskampf: Also entweder du hast die Kohle und machst was – oder eben nicht. Bei uns geht es ein wenig zu gemütlich zu. Auf der anderen Seite gefällt mir diese österreichische Mentalität. Da ist es mehr ein Miteinander, kein aggressives Gegeneinander. Ein Start-up hilft dem anderen, weil wir kleiner sind. Und weil wir so sind, wie wir sind als Österreicher.
Interview: Christian Trinkl
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