Arbeiterkammer OÖ
Hohe Gewinnausschüttungen trotz Corona-Förderungen
Das Wertschöpfungsbarometer der Arbeiterkammer Oberösterreich (AK OÖ) im Krisenjahr 2020 zeigt hohe Produktivität und hohe Gewinnausschüttungen trotz Corona-Förderungen.
OÖ. Die AK Oberösterreich hat für ihren jährlichen Wertschöpfungsbarometer die Jahresabschlüsse von 787 oberösterreichischen Groß- und Mittelbetrieben analysiert. Das überraschende Ergebnis: Im Corona-Krisenjahr 2020 waren die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den untersuchten oberösterreichischen Unternehmen noch produktiver als 2019, dem letzten Jahr vor Corona.
Pro-Kopf-Wertschöpfung
Im Durchschnitt hat jeder Einzelne trotz Pandemie und Lockdowns eine Pro-Kopf-Wertschöpfung in Höhe von etwa 95.790 Euro erwirtschaftet. Das sind um rund 2.500 Euro mehr als 2019. Dieser Wert übersteigt die pro Kopf-Personalaufwendungen – zum Vorteil der Unternehmen – um durchschnittlich 34.585 Euro, im Vergleich zu 2019 ein Anstieg um rund 13,2 Prozent.
Gewinnausschüttung trotz Förderung
Auch eine weitere Sonderauswertung brachte ein erstaunliches Ergebnis: 284 der untersuchten oberösterreichischen Unternehmen haben in ihrem Jahresabschluss für 2020 Corona-Förderungen ausgewiesen. Davon haben 112, also fast 40 Prozent, gleichzeitig Gewinnausschüttungen in Höhe von insgesamt fast 725 Millionen Euro vorgenommen.
„Die Gewinnauszahlungen dieser Unternehmen waren 6,5-mal so hoch wie die Corona-Förderungen. Wenn Unternehmen über die Kurzarbeitsvergütungen hinausgehende öffentliche Förderungen in Anspruch nehmen, sollten ihre zulässigen Gewinnausschüttungen an die Eigentümer begrenzt werden“, fordert AK-Präsident Andreas Stangl.
Zu wenig Sachinvestitionen
In den letzten Jahren hat die AK Oberösterreich mehrmals kritisiert, dass die österreichischen Kapitalgesellschaften zu viel Geld für Finanzinvestitionen und Gewinnausschüttungen und zu wenig für zukunftssichernden Sachinvestitionen aufgewendet haben. Im Krisenjahr 2020 sind die durchschnittlichen Gewinnauszahlungen, pro Arbeitnehmer gerechnet, um rund ein Drittel auf 10.507 Euro zurückgegangen, wobei auch dieser Wert noch immer hoch erscheint. D
ie Gesamtinvestitionen sind 2020 in den untersuchten Unternehmen zwar angestiegen, es wurden davon aber wesentlich höhere Anteile in die Finanzanlagen, und hier wiederum vor allem in Beteiligungen, gesteckt.
„Das lässt die Interpretation zu, dass manche Unternehmen im Krisenjahr ihre Gelder lieber in Tochterunternehmen statt in zukunftssichernde Sachanlagen am Standort investiert haben. In Oberösterreich ist dieser Trend besonders stark“, sagt der AK-Präsident.
Österreichweit sind die durchschnittlichen Sachinvestitionen pro Beschäftigten oder pro Beschäftigter um 3,8 Prozent zurückgegangen, bei den untersuchten oberösterreichischen Unternehmen mit 7,4 Prozent fast doppelt so stark.
Investitionsoffensive gefordert
„Unternehmen sollen Gewinne für Zukunftsinvestitionen verwenden. Und sie sollten im offenzulegenden Jahresabschluss sämtliche erhaltenen öffentliche Förderungen transparent angeben müssen“, fordert der AK-Präsident. Von der Politik brauche es gerade jetzt eine öffentliche Investitionsoffensive für einen sozial-gerechten, ökologischen Umbau der Wirtschaft.
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