100 Jahre Republik – Gedenkveranstaltung in Nikitsch
In Nikitsch blickte man mit einer großen aufwändig vorbereiteten Gedenkveranstaltung auf 110 Jahre Republik zurück.
Unter dem Motto „1918-1938-2018. Durch gute und schlechte Zeiten“ standen historische Vorträge und Interviews mit Zeitzeugen auf dem Programm. Eine Ausstellung mit Fotografien aus dem Nikitsch früherer Tage weckte schon vor Beginn der Veranstaltung großes Interesse und viele Erinnerungen bei den Besuchern. Organisiert wurde die Veranstaltung durch den Nikitscher Literatur- und Kulturverein LIKUD, unterstützt von der Gemeindebibliothek.
Haupt-Organisator Franz Palkovits konnte sogar den Generaldirektor des Österreichischen Staatsarchivs Dr. Wolfgang Maderthaner als Referenten gewinnen. Maderthaner betrachtete in seinem Beitrag wichtige Wegpunkte von der Republikgründung bis heute. Michael Schreiber aus Nikitsch präsentierte seine Recherchen zu nationalsozialistischen Aktivitäten in Nikitsch vor dem Anschluss an Hitler-Deutschland. Dabei brachte er erstmals an die Öffentlichkeit, dass Franz Murer, später als „Schlächter von Vilnius“ bekannt geworden für seine schreckliche Rolle bei der gnadenlosen Ausrottung der Juden von Vilnius, 5 Jahre – von 1933 bis 28 - als Gutsverwalter in Nikitsch verbracht hat „Vilnius, einst als „Jerusalem des Nordens“ bekannt, hatte eine jüdische Bevölkerung von 80.000 Personen, die während Murers „Zuständigkeit“ auf 600] sank“, zitierte Schreiber aus den Aufzeichnungen der Nürnberger Prozesse.
Weitere Vorträge beschäftigten sich mit der Situation, die die neuen Grenzen für die Minderheit der burgenländischen Kroaten bedeuteten (Dr. Nikola Bencsics) und den Ursachen des Ersten Weltkriegs (Dr. Vince Kolnhofer). Martin Jordanich ließ in seinem Beitrag anhand von Anekdoten und Erzählungen die häufig gar nicht so guten „alten Zeiten“ zu Beginn des vorigen Jahrhunderts plastisch auferstehen.
Im zweiten Teil der Veranstaltung berichteten nikitscher Zeitzeugen aus ihren Erlebnissen: Ludwig Bucolich (87), Johann Fleischacker (82), Maria Gaal (87), Otto Karall (83), Karl Palatin (91) sowie Architekt Matthias Szauer (83). Über die Erinnerungen von Helene Jesch (83) berichtete ihre Nichte, die Erzählungen von Josef Gregorich (96) wurden per Video eingespielt. Die Erzählungen der Zeitzeugen weckten in vielen Zuhörern Erinnerungen an eigene Erlebnisse oder Geschichten der Eltern und Großeltern und so fand im Anschluss an den offiziellen Teil der Veranstaltung noch ein reger Austausch statt.
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