Aufessen statt ausreißen
Frühlingserwachen im Kräutergarten
Im Frühling treibt es uns hinaus in die Natur, ins Grüne. Endlich beginnt es überall wieder zu sprießen und die ersten bunten Blüten erfreuen das Auge. Viele von uns ärgern sich jetzt aber auch wieder über den ein oder anderen blühenden Vertreter, der sich ungeplant in Rasen oder Gartenbeet verirrt und dort fröhlich vermehrt. Löwenzahn oder Gänseblümchen, Gundelrebe, Giersch oder Brennnessel können so manchem Gartenfreund das Leben schwer machen.
„Aufessen statt ausreißen“ – so könnte man die Philosophie von Kräuterpädagogin Iren Buczolich in diesem Fall zusammenfassen. Vieles, was am Wegrand wächst, hat ungeahnte Kräfte. Der Löwenzahn zum Beispiel ist ein wahres Power-Kraut, fördert die Verdauung und putzt die Nieren durch. Fräulein Gänseblümchen dagegen verschönt gerne Salate und andere Speisen und ist fester Bestandteil der Neunkräutersuppe, die traditionell am Gründonnerstag gegessen wird. Auch die in fast jedem Rasen mit ihren winzigen lila Blüten anzutreffende Gundelrebe setzt hübsche Farb-Akzente in Salaten oder Kräuterbutter und besticht mit ihrem Vitamin C-Gehalt.
Kräuterpädagogin Iren Buczolich könnte stundenlang über die verschiedenen Kräutlein und ihre Wirkung erzählen. In ihrem Kräutergarten haben viele davon ein Zuhause gefunden. Auf grünen Flaschen stehen da Namen wie Lungenkraut (Pulmonaria), Beinwell (Symphytum) oder Augentrost (Euphrasia), die schon von selbst verraten, gegen welche Art von Leiden diese Kräuter schon vor Jahrhunderten eingesetzt wurden. Liebevoll hat sie viele davon in ihrem Garten versammelt und nutzt sie ebenso wie die wild gesammelten für ihre Tees, Pestos, Sirupe, Kräutersalze und vieles mehr.
„Mir macht es Freude. Ich bin fast jeden Tag hier in meinem Garten bei den Kräutern“, schwärmt Iren bei meinem Besuch. Viele davon kann man sowohl innerlich als Tees oder kalte Aufgüsse als auch äußerlich in Salben oder Umschlägen nutzen, erklärt sie. „Wir sollten uns wieder mehr mit diesen Gesundmachern beschäftigen, die gratis in unserer Umgebung wachsen“, meint Iren, „das ist vielleicht manchmal besser, als immer gleich starke Medikamente zu nehmen. Einen Versuch ist es auf jeden Fall sehr oft wert!“
Viele Menschen trauen sich aber nicht, Wildkräuter zu verwenden – aus Angst etwas Falsches zu erwischen oder sich gar daran zu vergiften. Darum gibt Iren Buczolich als diplomierte Kräuterpädagogin regelmäßig ihr Wissen über Aussehen, Verwendung und die ganz seltene eventuelle Verwechslungsgefahr mit giftigen Pflanzen an Interessierte weiter. Ihre Kräuterwanderungen in Kroatisch Minihof erfreuen sich immer wieder großer Beliebtheit und machen Lust auf mehr. Im Anschluss werden dann die gefundenen Kräuter gemeinsam verarbeitet und verkostet. Bei der letzten Wanderung konnten die Kräuter-Freundinnen sich beispielsweise an einer selbstgemachen köstlich-würzigen Kräuterbutter erfreuen.
Ganz offensichtlich sind es noch immer hauptsächlich Frauen, die sich für die Nutzung und Wirkung der vielen Kräuter interessieren, hat man doch auch früher selten von einem „Kräuter-Hexer“ gehört, oder? Und es werden immer mehr, die das fast vergessene Wissen wieder zum Leben erwecken und in ihren Alltag zurückholen möchten. Das zu nutzen, was uns die Natur so freundlich vor den Füßen wachsen lässt macht ja auch Sinn.
Und wenn Sie sich das nächste Mal über den Löwenzahn im Rasen oder die Brennnessel am Gartenzaun ärgern, probieren Sie es vielleicht selbst mal: lieber aufessen, als ausreißen. Dann können Sie auch gleich die Spritzmittel entsorgen – aus Unkraut wurde Abendessen!
Die nächste Kräuterwanderung in Kr. Minihof findet am Sa. 13.4. um 14.00 statt.
Treffpunkt: Bibliothek im Gemeindehaus
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