Ein deutsches Leben
Goebbels Sekretärin erinnerte sich...

- von links nach rechts: Werner Schönolt, Johanna Tomek, Michael Muhr
- Foto: Otto Krcal
- hochgeladen von Otto Krcal
Es war ein wahrhaft hochkarätiger Abend am Palmsonntag in der ehemaligen Synagoge Kobersdorf: Das Kulturforum Südburgenland brachte das Einpersonenstück des Oscar-Preisträgers Christopher Hampton (deutsch von Sabine Pribil ) über die Nazi Mitläuferin Brunhilde Pomsel nach Kobersdorf. In der Produktion von Michael Muhr und Werner Schönolt bescherte Schauspielerin Johanna Tomek dem Publikum 90 packende Minuten mit vielen Gänsehaut-Momenten.
KOBERSDORF. Brunhilde Pomsel, geboren 1911 in Berlin, war ein Mädchen aus bürgerlichem Haus, das durch eine Verkettung von Zufällen die Sekretärin von Reichspropagandaminister Joseph Goebbels wurde.
„Ich wusste nichts…“
Sie selbst war kein Nazi, empfand es aber als Auszeichnung an solch hoher Stelle tätig zu sein. Von den Gräueltaten des NS-Regimes will sie nichts gewusst haben. Sie blieb bis Kriegsende im Dienst bei Goebbels. Die letzten Tage und Stunden verbrachte Pomsel im Luftschutzbunker unter dem Ministerium mit ihrem Chef und seiner Familie – bis zur Ermordung der sechs Kinder und dem Selbstmord des Ehepaars Goebbels. Noch im Bunker wurde Pomsel von sowjetischen Truppen aufgegriffen. Nach fünfjähriger Gefangenschaft in Russland setzte sie ihre Karriere als Chefsekretärin bei der ARD fort. Sie war nie verheiratet und blieb kinderlos. Pomsel verstarb 106-jährig in Berlin.
Stoff für Film und Theater
Gegen Ende ihres Lebens erklärte sie sich bereit ihre Erinnerungen im Rahmen einer Dokumentation zu teilen. Daraus entstand 2016 der Film „Ein deutsches Leben“, der von der Kritik einhellig gelobt wurde. Die Aufzeichnungen der Vorgespräche zu dieser Dokumentation verarbeitete der britische Dramatiker, Drehbuchautor und Regisseur Christopher Hampton zu einem Theaterstück selben Titels. Hampton erlangte mit Übersetzungen und Bühnenbearbeitungen für die Royal Shakespeare Company und Drehbüchern für Literaturverfilmungen internationale Anerkennung. Einem breiten Publikum ist er unter anderem als Oscar Preisträger für das Drehbuch zu dem Kinofilm „Gefährliche Liebschaften“ bekannt.
Johanna Tomek, seit Jahrzehnten im Theater und TV erfolgreich, zog das Publikum mit einzigartiger Sprechkultur und Bühnenpräsenz in ihren Bann und erntete viel Applaus!





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