Ende bei Schranke in Hornstein
Halsbrecherische Schlepper-Flucht mit Kindern auf Ladefläche
Verfolgt von einem Hubschrauber und zahlreichen Polizeieinheiten flüchtete ein Schlepper in halsbrecherischem Tempo durch mehrere Bezirke. Durchbrach sogar eine Straßensperre. Ehe ihm eine Schranke in Hornstein zum Verhängnis wurde. Auf der Ladefläche seines Kastenwagens: drei Kinder, das jüngste 1 Jahr alt, sowie weitere 11 Migranten.
BURGENLAND. An der serbisch/ungarischen Grenze lud er die 14 Illegalen in seinen Mercedes und fuhr in der Nacht zum 4. März Richtung Österreich. Im Bereich von Ritzing wollte eine Militärstreife den verdächtigen Kastenwagen kontrollieren. Als der Korporal die „Stopp-Kelle“ hochhielt, gab der Lenker Vollgas. Raste mit rund 120 Sachen auf den Grenzsoldaten zu, der sich nur durch einen Sprung auf die Seite retten konnte.
Mit mehr als 100 km/h durch Ortschaften
Daraufhin nahmen mehrere Polizeifahrzeuge mit Blaulicht und Folgetonhorn die Verfolgung auf. Über Haupt- und Nebenstraßen ging die Jagd Richtung Wulkaprodersdorf. Zahlreiche Anhalteversuche mit den Einsatzautos wehrte der Schlepper mittels Zick-Zack-Kurs ab. Raste mit mehr als 100 km/h durch Ortschaften. Aufgrund der gefährlichen und rücksichtslosen Flucht wurde ein Hubschrauber angefordert, der den Fluchtwagen von der Luft aus verfolgte und die Polizeieinheiten auf die S 31 lotste.
Hubschrauber und Straßensperre
Auch auf der Burgenland-Schnellstraße lieferte sich der Schlepper ein wildes Autoduell mit Abdrängen und Fahren in Schlangenlinien. Dabei geriet der Kriminelle sogar auf Kollisionskurs und hätte auf der Gegenfahrbahn beinahe ein Auto gerammt. Nach Verlassen der S 31 jagte der Verbrecher seinen Kastenwagen nach Hornstein und durchbrach dabei sogar eine Straßensperre. Als aufgrund der starken Polizeipräsenz die Fluchtchancen geringer und geringer wurden, steuerte der Mann seinen Transporter über einen Feldweg. Räumte mit hoher Geschwindigkeit eine Schranke aus dem Weg und blieb dann mit seinem Fahrzeug in einem Acker stecken.
Angeklagter ein Obst-/Gemüseverkäufer
So die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft gegen einen 28-jährigen Moldawier, Obst- und Gemüseverkäufer, verheiratet, Vater von zwei Töchtern (2 und 5 Jahre alt). Seine Anwältin Mag. Csilla Popadic-Antal machte klar, dass es für die Tat ihres Mandanten nichts zu beschönigen und keine Medaille gibt, sondern eine Strafe. Sie hielt ihm aber zugute: „Er ist kein üblicher Krimineller, sondern ein unbescholtener Familienvater, der nur wegen des Geldes zum Schlepper geworden ist!“ Sie bat um Milde beim Urteil und sagte: „Im Wesentlichen ist mein Klient geständig!“
Zweifacher Familienvater
Diese mit der Verteidigerin abgestimmte Verantwortung sollte sich im Laufe der Verhandlung im Saal 1 des Landesgerichtes Eisenstadt als Täuschung herauskristallisieren. Denn vor dem Schöffensenat schwächte der Moldawier die Anerkennung seiner Schuld ab, verwickelte sich in zahlreiche Widersprüche und verschlimmerte durch verräterische Aussagen sogar seine Situation. Denn nach dem er erklärt hatte, dass er sich über ein Internet-Inserat als Schlepper-Fahrer beworben hatte und ihm 1.000 Euro versprochen worden sind, geriet der Beschuldigte ins Fragen-Radar von Richterin und Staatsanwältin.
Zahlreiche Widersprüche
Von einer anfänglich behaupteten „Schleuser-Tour“, die er ganz alleine gemacht hat, wurde es dann doch eine kriminelle Vereinigung. Auf die Feststellung, für seine Menschenschmuggler-Aktivität Anfang März erstmals nach Europa eingereist zu sein, gab er schließlich zu, dass er bereits am 23. Februar wegen einer angeblichen Autoreparatur in Ungarn war. Zuerst nur für einen Tag, im Laufe der Einvernahme wurde schließlich eine ganze Woche daraus. Auf den Vorhalt der Staatsanwältin, dass er am 28.2. bereits einen Schlepperversuch unternommen hatte, verneinte dies der Mann. „Sie haben das selbst vor der Polizei zugegeben! Mit der Erklärung, dass die Schleusung nur deshalb nicht stattgefunden hat, weil sie von der ungarischen Polizei mehrmals kontrolliert worden sind!“
Halten sie uns hier für blöd?
Retour kam: „Am 28. Februar war ich in Moldawien!“ „Halten sie uns hier für blöd? Sie selbst haben gerade gesagt, dass sie am 23. 2. in Ungarn waren. Plus sieben Tage!“ Forsch die Richterin: „Überlegen sie sich gut, was sie sagen!“ Um nach einer Beratung mit seiner Anwältin vom Moldawier zu hören, dass er auf Fragen, die weitere von ihm begangene Straftaten betreffen, nichts mehr sagen wird. Zu spät. Denn die Staatsanwältin dehnte die Anklage auf weitere Schleppungen aus. Plötzlich wusste der Angeklagte nichts mehr von einer gefährlichen Flucht mit hohen Geschwindigkeiten und sowieso nichts von einem Soldaten, den er beinahe niedergemäht hätte. Zudem sei alles in Panik passiert, aus Angst vor den Blaulichtern und seiner drohenden Verhaftung.
Protest gegen Verlesung von Chats
Weil während der Verhandlung dann auch einige Handy-Nachrichten vorgetragen wurden, die er an seine Gattin geschrieben hatte, wie „Das Auto ist für die ‚Arbeit‘ vorbereitet“ oder „Ich verdiene in einer Nacht mehr als du in einem Monat“ protestierte der Moldawier: „Für mich ist das nicht normal, dass man intime Sachen vorliest, die ich mit meiner Frau schreibe!“ Trotz neuerlicher Beratung mit seiner Anwältin verstrickte sich der Angeklagte immer weiter in Widersprüche. Schließlich brach die Vorsitzende des Schöffensenats die Verhandlung ab und vertagte zwecks Einvernahme von Zeugen. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Schlepperzahlen steigen im Burgenland
Laut jüngsten Informationen seitens der Polizei steigen derzeit wieder die Zahlen von illegalen Grenzübertritten. „Wir haben täglich mindestens 100 Aufgriffe von Migranten an der burgenländischen Grenze. Mit Spitzen von bis zu 200. Das sind zwar weniger als im Vorjahr, aber trotzdem pro Monat zwischen 3.000 und rund 5.000 Personen! Und die schöne Jahreszeit kommt erst. Also die Tendenz ist stark steigend!“ Das merkt man auch an den derzeit wieder zunehmenden Prozessen gegen Menschenschmuggler im Landesgericht Eisenstadt. Alleine am heutigen Tag gab es drei Verhandlungen. Dass das Geschäft mit den Schleppungen blüht, sieht man an aktuellen „Preislisten“, die im Internet veröffentlicht werden.
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