Fachkräftemangel im Tourismus
"Wir kämpfen mit einem Imageproblem"
Quer über alle Branchen hinweg dominiert derzeit in der Wirtschaft ein Thema – der Fachkräftemangel. Besonders hart trifft es den Tourismusbereich. Wir haben uns im Thermenort Lutzmannsburg umgehört.
LUTZMANNSBURG. "Uns fehlen derzeit fünf Fachkräfte", so Manuela Klawatsch, Thermenleitung der Sonnentherme Lutzmannsburg-Frankenau, "besonders betroffen sind die Bereiche Küche, Service, IT-Technik, Rezeption und Kinderanimation." Ursachen für die Probleme bei der Personalfindung im Tourismus seien laut Klawatsch das über Jahrzehnte aufgebaute schlechte Image der Branche, die nicht-familienfreundlichen Arbeitszeiten wie Wochenend- und Spätdienst sowie der niedrige, kollektivvertragliche Lohn.
Anreize
"Wir versuchen diesem Imageproblem entgegenzuwirken", erklärt Klawatsch. "Unsere Löhne und Gehälter liegen mit einem Plus von 25 Prozent deutlich über dem Kollektivvertragslohn. Wir haben genügend Personal, damit Überstunden vermieden werden können. Außerdem wird bei uns besonders auf die Work-Life-Balance geachtet. Dienstpläne werden bereits weit im Voraus erstellt, damit private Termine besser geplant werden können."
Schlechtes Image
Thomas Angerer, Hoteldirektor des All in Red Lutzmannsburg meint dazu: "Derzeit kommen wir gut mit unserem Personal aus, allerdings würd es eng werden, wenn jemand gehen würde." Angerer ist aktuell wieder auf Lehrlingssuche, Bewerbungen kommen so gut wie keine. "Der Tourismus hat einfach ein schlechtes Image. Ein weiteres Problem ist auch die relativ schlechte Anbindung der öffentlichen Verkehrsmittel. Eltern müssen ihre Kinder beispielsweise täglich um 7 Uhr mit dem Auto zum Arbeitsplatz bringen." Auch das All in Red setzt Anreize für Lehrlinge. "Unsere Auszubildenden arbeiten 39 statt 40 Stunden pro Woche, wir zahlen eine erhöhte Lehrlingsentschädigung und beteiligen uns bei den Kosten für den Führerschein", so der Hoteldirektor.
Weiterbildung
Einen etwas anderen Eindruck hat Günter Kurz: "Derzeit mangelt es uns weder im Thermenhotel in Lutzmannsburg, noch im Sporthotel in Oberpullendorf an Fachkräften. Ich habe das Gefühl, dass sich die Lage etwas entspannt hat." Kurz erhält ein bis zwei Initiativbewerbungen für Service, Küche und Rezeption pro Woche. Lehrlinge nimmt er auch weiterhin laufend auf. Außerdem unterstützt Kurz die "Lehre mit Matura".
In punkto "Fachkräfte" setzt er als Arbeitgeber auf laufende Weiterbildung der bestehenden Mitarbeiter - "auf die eigenen Leute setzen" -u.a. mittels externer Consultants.
"Samstag, Sonntag"
Und warum die Branche "Tourismus" so ein schlechtes Image am Arbeitsmarkt hat kann Kurz einfach und schnell in nur zwei Worten benennen: "Samstag, Sonntag". Die Abenddienste seien laut dem Geschäftsführer nicht das große Problem, anders sieht es mit den Wochenenddiensten aus. "Wir versuchen dem mit einem gut geplanten Dienstrad entgegenzuwirken. Die Mitarbeiter erstellen den Dienstplan gemeinsam, auf Wünsche wird eingegangen."
Keine Lehrlinge
Im Thermenhotel Vier Jahreszeiten beschäftigt man derzeit keine Lehrlinge, allerdings "Stehen wir gerne für motivierte und engagierte Lehrlinge offen und bieten ein sehr familiäres Umfeld und eine umfangreiche Ausbildung", so Harald Hohn, Hotelmanager.
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