Wolfgang Kinelly im Interview
4.000 Feuerwehrleute, die sofort zur Stelle sind
Bezirksfeuerwehrkommandant Wolfgang Kinelly spricht mit den Bezirksblättern über das neue Feuerwehrgesetz, die Auswirkungen der Corona-Krise und die Zukunft der Feuerwehr.
WOLFAU. Vor mittlerweile zwei Jahren übernahm Wolfgang Kinelly das Amt des Bezirksfeuerwehrkommandanten von Hans Hatzl. Seit 37 Jahren steht Kinelly im Dienst der Feuerwehr Wolfau und hat dabei alle Stationen durchlaufen. Vom Abschnittsatemschutzwart über den Zugskommandanten, Bezirksreferent für Atem- und Körperschutz bis hin zum Feuerwehrkommandanten von Wolfau und dem Bezirksfeuerwehrkommando.
BEZIRKSBLÄTTER: Wie ist es Ihnen bis dato in Ihrer neuen Position ergangen?
WOLFGANG KINELLY: Meine größte Sorge war, dass ich Beruf und meine Aufgaben als Bezirksfeuerwehrkommandant nicht unter einen Hut bringe. Doch diese Bedenken waren unbegründet. Neben der Führung des Feuerwehrbezirks verlangt meine neue Position auch die Mitarbeit auf Landesebene ab. Außerdem bin ich für das Referat Atem- und Körperschutz zuständig.
Wie wirkt sich das neue Feuerwehrgesetz aus?
An der praktischen Arbeit wird sich nichts ändern. Zentrale Aspekte sind die Demokratisierung und die Wahlen. Derzeit ist die Wahlordnung in Begutachtung, die neuen Kommandanten werden Anfang 2021 auf sechs Jahre gewählt. Bis dato gab es keine Wahlen sondern eine Anhörung. Das Thema der Besetzung von Führungsebenen ist jedoch nach wie vor problematisch. Du musst jemanden finden, der die Verantwortung und den Zeitaufwand übernehmen will und der auch dafür geeignet ist. Das ist gerade bei kleineren Wehren oft schwierig. Außerdem werden die Aufgaben immer komplexer und alles ist hochtechnisiert.
Mit welchen Schwierigkeiten hatte die Feuerwehr seit der Corona-Pandemie zu kämpfen?
Während des Lockdowns mussten wir die Übungstätigkeiten komplett einstellen und das Feuerwehrhaus war gesperrt. Nach und nach haben wir die Übungen im kleinen Rahmen und unter besonderer Vorsicht wieder aufgenommen. Natürlich haben wir auch während den Einsätzen größte Vorsicht walten lassen mit genügend Sicherheitsabstand, Desinfektion und Masken, vor allem bei größeren Menschenansammlungen. Katastrophal ist in finanzieller Hinsicht, dass sämtliche Feste ausgefallen sind.
Wie viele Einsätze gibt es durchschnittlich im Bezirk pro Jahr?
Der Bezirk Oberwart ist mit knapp 4.000 Feuerwehrleuten der größte Feuerwehrbezirk des Burgenlandes. 2019 hatten wir rund 1.200 Einsätze sowie 130.000 Einsatzstunden.
Was ist die häufigste Einsatzursache?
Es überwiegen ganz klar die technischen Einsätze, wie Verkehrsunfälle, Überschwemmungen, umgestürzte Bäume und Ähnliches. Das Verhältnis zu Brandeinsätzen beträgt ungefähr 75 zu 25 %.
Wie steht es um den Feuerwehrnachwuchs?
Dort wo in die Jugendarbeit gesetzt wird, klappt das sehr gut. Das entscheidende sind engagierte Jugendbetreuer, die wir bei uns im Bezirk glücklicherweise haben. 2019 haben wir das Projekt Feuerwehr-Kids ins Leben gerufen, wo Kinder spielerisch an das Thema herangeführt werden. Ab 10 Jahren kann man anfangen, sich auf den aktiven Dienst vorzubereiten, dazu muss man verschiedene Wissenstests absolvieren.
Wann und warum haben Sie sich entschieden, zur Feuerwehr zu gehen?
1983 bin ich mit 13 Jahren der Feuerwehrjugend beigetreten. Für Fußball war ich einfach nicht geeignet und ich war schon immer technisch interessiert. Meine Vorbilder waren meine beiden Onkel, von denen einer auch Feuerwehrkommandant war. Nach 37 Jahren habe ich alle denkbaren Stationen bei der Feuerwehr durchlaufen.
Was war Ihr schwierigster Einsatz?
Die Löschung einer riesigen Halle, die bis obenhin mit Stroh gefüllt war. Der Einsatz dauerte über eine Woche, da Stroh sehr schwer zu löschen ist. Außerdem das Hochwasser im Juni 2018, von dem der ganze Bezirk betroffen war. Das war kurz nachdem ich das Amt des Bezirksfeuerwehrkommandanten übernommen hatte.
Was ist für Sie das schönste an Ihrer Arbeit?
Das Arbeiten mit Menschen und den Menschen helfen zu können.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Dass sich die Feuerwehr weiterhin kontinuierlich positiv weiterentwickelt und dass der Fortbestand gesichert ist. Und für die nähere Zukunft: Dass die Umsetzung des neuen Feuerwehrgesetzes klappt.
Wordrap
Südburgenland: Schöne Gegend
Größte Schwäche: Süßigkeiten
Winter: Kalte und finstere Jahreszeit
Als Kind wollte ich...Feuerwehrmann werden.
Energie tanke ich...auf dem Fahrrad.
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