Nicht zu alt für Berufs-Ausbildung
55-jährige Rechnitzerin will Diplom-Pflegekraft werden
Mit 55 Jahren zu alt für eine Berufs-Ausbildung? Nein, wenn es nach Sandra Rajkovats aus Rechnitz geht. Die ehemalige Reinigungskraft ist bereits geprüfte Pflegeassistentin bei der Caritas - und beginnt jetzt die Schulung zur „Diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegerin“.
RECHNITZ. Der Fachkräftemangel, gerade im Pflegebereich, ist nicht nur immens, sondern ein Problem, wie es aktueller nicht sein könnte. In diesem Beruf ist definitiv jede helfende Hand mehr als erwünscht. Dass dieser Job aber nicht nur für junge Menschen machbar bzw. erreichbar ist, zeigt das Beispiel von Sandra Rajkovats. Ihr Werdegang ist nicht nur beeindruckend, sondern ein Vorbild für all jene, die mit fortschreitendem Alter keine beruflichen Herausforderungen oder Chancen mehr sehen. Denn die Rechnitzerin zeigt auf, dass man sich auch noch mit 55 einer Veränderung stellen kann.
Mit 55 Jahren nicht zu alt
Die verheiratete Mutter eines Sohnes ist seit ihrem 15. Lebensjahr berufstätig. Kam vor einigen Jahren als Reinigungskraft ins Altenwohn- und Pflegezentrum der Caritas (Haus Elisabeth) in ihrem Heimatort Rechnitz. „Je länger ich dort tätig war, umso mehr wuchs in mir der Gedanke, dass ich mit den Bewohnern etwas machen möchte“, schildert die Burgenländerin. „Das konnte ich anfangs gar nicht glauben, denn vor 20 Jahren wurde mir schon einmal der Umstieg in die Pflege angeboten. Damals hatte ich damit aber nichts am Hut!“
„Nach knapp einem Jahr als Putzfrau habe ich beim Oberwarter BFI (Anm.: Berufsförderungsinstitut) angerufen und erfahren, dass in drei Tagen die Bewerbungsfrist für eine Pflegekurs-Ausbildung endet. Also habe ich mich angemeldet!“, so Sandra Rajkovats. Sie bestand eine Ganztages-Prüfung, die sich aus einem mündlichen, schriftlichen und praktischen Teil zusammensetzte und absolvierte die Schule mit Bravour. Nach einem Jahr Unterricht kehrte die 55-Jährige als „Pflegeassistenz“ ins Rechnitzer Caritasheim zurück. Das war 2017.
„Ich wusste immer, dass diese Berufsentscheidung der richtige Weg für mich gewesen ist. Aber, obwohl ich in diesem Job glücklich war, wuchs im Hinterkopf immer mehr der Wunsch nach einer weiteren Ausbildung!“, erzählt die Burgenländerin. „Als ich dann von der Caritas vor einigen Monaten ein Schreiben punkto Pflegenotstand und der Möglichkeit zur Fortbildung bekam, gab es für mich kein Halten mehr. Einzige Angst war mein Alter. Da es jedoch keine Begrenzung gibt, habe ich mich sofort beworben!“
Aufnahmeprüfung bestanden
An dieser Aufnahmeprüfung in Oberwart zur „Diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegerin“ (DGKP) nahmen viele Bewerber teil. „Meine Chancen waren überschaubar. Als vor zirka 3 Wochen ein Brief von der KRAGES (Anm.: jetzt Gesundheit Burgenland) kam, war ich verdammt nervös. Ich habe den Umschlag nicht sofort geöffnet, sondern zuerst einen Kaffee getrunken. Dann den Brief langsam herausgezogen. Und obwohl in der ersten Zeile das Wort ‚Zusage‘ sogar in fetter Schrift geschrieben stand, musste ich die Nachricht dreimal lesen, um es glauben zu können!“, schildert Sandra Rajkovats.
Und weiter: „Schulbeginn in Oberwart für die DGKP-Ausbildung ist am 12. September. Normalerweise dauert diese 3 Jahre, mir wird aber die einjährige Pflegeassistenz-Schulung angerechnet, also habe ich in zwei Jahren meine Diplom-Prüfung. Nicht ohne, aber ich gebe mein Bestes!“ Bis dahin ist die Rechnitzerin von der Caritas karenziert und wird über ein Stipendium entlohnt. Dass diese Fachkräfte gesucht werden, zeigt sich auch daran, dass alleine die Caritas mit Stand Ende Juli 2023 rund 100 DGKP-Stellen österreichweit ausgeschrieben hat...
Großer Zusammenhalt
Was ihr an ihrem Job besonders gefällt? "Der Umgang mit den Menschen. Es gibt einen großen sozialen Zusammenhalt und hohe Kollegialität im Unternehmen. Das Teamgefüge ist sehr groß und auch die Beziehung mit den Bewohnern ist mir sehr wichtig. Wir machen auch immer wieder gemeinsame Ausflüge. Das stärkt das Teambuilding. Für die Mitarbeiter gibt es auch frisches Obst. Letztlich macht mir die Arbeit aber einfach sehr viel Spaß", so Rajkovats, die sich nun schon sehr auf ihre neue Herausforderung freut.
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