Ehemaliger Bürgermeister verstorben
Am 1. Dezember 2012 ist der ehemalige Bürgermeister der Stadtgemeinde Stadtschlaining Viktor Binder gestorben. Er war der letzte der drei politischen Persönlichkeiten, welchen das Schlaininger Friedensprojekt seine Gründung bzw. den Aufbau seiner denkmalgeschützten Infrastruktur verdankt. Gemeinsam war ihnen, dass sie von der Sinnhaftigkeit des Projektes überzeugt waren, weshalb sie dieses trotz Kritik und Widerstand unterstützten, die es teilweise auch auf Gemeinde-, Landes- und Bundesebene gab.
Die Gründung des Österreichischen Instituts für Friedensforschung, das später den Namen Österreichisches Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung (ÖSFK) erhielt, erfolgte in Wien vor 31 Jahren (6. September 1982). Ursprünglich war die Gründung eines Instituts der Österreichischen Akademie der Wissenschaften geplant. Als diese aus ideologischen Gründen ablehnte, handelte die Wissenschaftsministerin Frau Dr. Hertha Firnberg sehr rasch. Sie gründete als Privatperson mit dem Autor (damals burgenländischer Landesrat für Kultur) einen privaten gemeinnützigen Verein mit dem Institutsstandort Stadtschlaining. Damit wurde die Weiterführung des Instituts unabhängig von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften möglich.
Das Land Burgenland hat im Jahre 1980 von DDr. Udo Illig die Burg Schlaining erworben, der sich mit Ausnahme der zerstörten Burgbastei (Granarium) um die Restaurierung der Burg bemüht hatte. In der Folge kam es zu einer Vereinbarung mit dem Land Burgenland, wonach das Institut ermächtigt wurde, die zerstörte Burgbastei zu restaurieren, wofür dem Institut das Benützungsrecht für 30 Jahre eingeräumt wurde. Dies erfolgte mit Hilfe des AMS (Aktion 8000). Der damalige Sozialminister Alfred Dallinger überzeugte sich vor Ort von dem Projekt und seinem Fortschritt. Das AMS übernahm danach zu 100 % die Gehaltskosten von 30 Arbeitern und einem Bauleiter. Zusätzlich gewährte der Sozialminister eine Subvention, damit das Bauprojekt erfolgreich abgeschlossen werden konnte. In ähnlicher Weise wurde mit der Restaurierung der jüdischen Synagoge vorgegangen. So erhielt das Institut ein wunderschönes Konferenzzentrum und seine Friedensbibliothek.
Ausschlaggebend für die Entscheidung, das Friedensprojekt nicht im Kulturzentrum Mattersburg, sondern in Stadtschlaining zu realisieren, war neben dem Kauf der Burg durch das Land die positive Einstellung und das große Engagement des damaligen Bürgermeisters Viktor Binder. So wurde es möglich, auch das größte Projekt, die Restaurierung des gemeindeeigenen Giczy-Hofs und seinen Umbau in das Hotel Burg Schlaining mit Hilfe einer Subventionierung durch das Wirtschaftsministerium in Zusammenarbeit mit dem AMS zu realisieren. Anschließend hat die Gemeinde das Hotel an das Friedensinstitut verkauft, da sie als Gemeinde keinen Hotelbetrieb führen wollte. Viktor Binder war in dieser Zeit nicht nur ein risikobereiter Bürgermeister, sondern er hat auch persönlich das Institut großzügig unterstützt.
Die Errichtung dieser einzigartigen Infrastruktur (Konferenzzentrum, Friedensbibliothek und Hotel) in nur zwei Jahren (1985 und 1986) war die materielle Voraussetzung für die erfolgreiche Arbeit der engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts.
Es ist nicht selbstverständlich, dass Politikerinnen und Politiker aktiv an der Realisierung einer Vision mitwirken, die noch umstritten ist. Schlaining ist ein positives Beispiel hierfür
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