Südburgenland
"Gimme a ride - Südburgenland" feiert fünf Jahre
Seit 2015 bietet die Facebook-Plattform "Gimme a Ride - Südburgenland" die Möglichkeit private Fahrgemeinschaften nach Wien zu bilden. Das Angebot wird von vielen Personen angenommen und ist nach wie vor beliebt.
BEZIRK OBERWART. Seit nunmehr fünf Jahr besteht die Facebook-Gruppe "Gimme a Ride ... Wien - Südburgenland". Sie ermöglicht Pendlern aus dem Südburgenland private Fahrgemeinschaften relativ unkompliziert über die Gruppe zu bilden.
Daraus haben sich auch viele Kontakte, Freundschaften usw. entwickelt. Für die Nutzer hat das System mehrere Vorteile - dazu zählt auch der Umweltgedanke. Das beweist, dass die Innovation auch schon für einen Landesumweltpreis nominiert war. Die Bezirksblätter Oberwart blickten ein wenig hinter die Kulissen dieser kreativen Lösung.
Fahrer oder Beifahrer
"Die Idee entstand an einem Feberabend im Jahr 2015. Beim Nachdenken die Umwelt durch Fahrgemeinschaften schonen zu können, da sehr viele Südburgenländer jeden Tag nach Wien oder Umgebung pendeln, gründete ich diese Plattform", berichtet Michael Pausackerl aus Oberwart.
Das System ist sehr einfach gestrickt: "Man tritt der Gruppe "Gimme a Ride Südburgenland" auf Facebook bei. Danach läuft es mit dem Prinzip, ob ich Fahrer oder Beifahrer sein möchte. Bin ich der Fahrer, schreibe ich den Abfahrort und den Ankunftsort, die Abfahrtszeit und die Personenanzahl in die Beschreibung als ,,Post“ auf die Seite. Nütze ich das Portal als Beifahrer, kommentiere ich unter dem Post oder sende der genannten Person eine Privatnachricht, um diverse Daten für die Fahrgemeinschaft auszutauschen."
Einige Vorteile
Die Initiative bringt einige Vorteile, wie auch Pausackerl bestätigt - vor allem für die Umwelt: "Auf jeden Fall wird dadurch die Umwelt enorm geschont, da sich einige Personen eine Fahrt in einem gemeinsamen Auto teilen. Sprich natürlich auch geteilte Sprit/Erhaltungskosten für den Autobesitzer. Auch das soziale Umfeld wird dadurch positiv geprägt, da sich dadurch Bekanntschaften oder auch Freundschaften bilden können."
Genutzt wird es von verschiedenen Personen. "Anfangs wurde das Angebot hauptsächlich von Studenten genutzt, um sich teure Bustickets oder Spritkosten zu sparen. Mittlerweile nutzen diese Plattform aber genauso Tagespendler, Ausflugsinteressierte oder auch Businessleute. Haupsächlich wird dieses Angebot nach Wien oder von Wien ins Südburgenland genutzt, um den Radius etwas einzuschränken", berichtet Pausackerl.
Aus Idee entstand wichtige Plattform
"Beginnend vor fünf Jahren hielt ich diese Plattform für eine coole Nebensache, um einfach die Umwelt etwas zu schonen und mir als Student etwas Geld zu sparen. Mittlerweile werden täglich neue Mitglieder hinzugefügt und die Plattform hat sich in den Jahren mehr als verzehnfacht und etabliert. Vor der Corona-Krise wurde die Plattform täglich von sehr vielen Usern genutzt, um einiges intensiver als vor drei Jahren. Täglich hatte ich neue Anfragen und etliche Posts auf der Seite. Dies wird sich denke ich nach der Krise auch wieder einpendeln", so Pausackerl.
Michael Pausackerl: "Die Plattform stand jetzt einige Wochen still, um die Ansteckung zu vermeiden und natürlich auch um sich an die Gesetze zu halten."
Seit den ersten Corona-Lockerungen ist auch wieder eine Steigerung bei den Postings in der Gruppe zu bemerken. "Es wurden schon einige Posts veröffentlicht und auch klar angegeben, sich an die Vorschriften der Regierung zu halten (Stichwort: Mundschutz). Mittlerweile gibt es auch wieder täglich neue Anfragen, der Gruppe beizutreten. Die Mitgliederanzahl beläuft sich derzeit auf 2.655 Mitglieder (Stand: 14. Mai 2020)", so der Initiator.Einfach, günstig und umweltfreundlich
Magdalena Weinhoffer nutzt das Angebot seit rund einem Jahr: "Da habe ich in Wien zu arbeiten begonnen. Man lernt viele neue Menschen kennen und tauscht sich aus. Es ist auch gut für die Umwelt, Fahrgemeinschaften zu bilden, bevor jeder extra mit dem Auto fährt. Ein weiterer Vorteil ist natürlich das Geld. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind, wenn man zweimal die Woche (Sonntag nach Wien und Freitag ins Burgenland) fährt, auf Dauer teuer - auch für Studenten."
Magdalena Weinhoffer: "Es ist gut für die Umwelt, man lernt viele Menschen kennen und es läuft ganz einfach ab."
"Es läuft zudem ganz einfach ab. Entweder man liest den Beitrag auf Facebook, wo jemand zb. schreibt: ich fahre am Samstag um 15:00 Uhr von Siebenhierten nach Oberwart und habe noch 3 Plätze frei. Man meldet sich einfach bei ihm direkt privat im Chat oder schreibt einen Kommentar und macht sich Details aus. Oder man verfasst selbst einen Beitrag, wann man eine Mitfahrgelegenheit braucht und nach dem selben Prinzip melden sich dann die Personen bei dir.
Ich persönlich gebe immer ein kleines Trinkgeld an den Fahrer fürs Mitnehmen. Viele wollen das gar nicht, aber ich bestehe immer darauf, da es nicht selbstverständlich ist, eine „Fremde“ mit ins Burgenland."
"In Corona-Zeiten war es schon etwas schwierig, da viele von zu Hause aus gearbeitet haben und gleich im Burgenland geblieben sind. Und alle Studenten haben auch zu Hause die Vorlesungen gehabt, somit wurde es schwierig eine passende Mitfahrgelegenheit zu finden. Es durfte ja auch nur eine „fremde“ Person im Auto mitfahren", berichtet sie.
Mehrmals pro Woche
"Ich bin seit über zwei Jahren in der Gruppe und habe bisher nur Mitfahrten angeboten, bin aber nie selbst mitgefahren. Ich fahre üblicherweise 3-4 mal pro Woche um 5:30 Uhr nach Wien und um 17:30 Uhr zurück nach Pinkafeld. Die meisten Mitfahrer sind Pädagogen und Studenten. Um 5:30 Uhr habe ich entsprechend wenig Mitfahrer, aber doch immer wieder. Speziell am Donnerstag ist 17:30 Uhr sehr beliebt. Ich habe drei Plätze im Auto für Mitfahrer zur Verfügung. Bei den Fahrten von Wien runter ist im Schnitt ein Platz immer belegt. Es gibt eine Vielzahl solcher Mitfahrgruppen und ich bin in mehreren vertreten. Ich muss aber deutlich herausstreichen, dass die Gruppe am besten funktioniert und die Leute einfach zuverlässig sind. Sowohl die Fahrer, als auch die Mitfahrer sind meist pünktlich und sollte doch was dazwischen kommen, sagen die Mitfahrer aktiv ab. Dass Zusagen wirklich konkret sind und zuverlässig auch abgesagt wird, erlebe ich nur in dieser Gruppe. In anderen Gruppen wird oft nicht abgesagt und man wartet am Treffpunkt mit 2 Unbekannten auf jemanden, der nicht abgesagt hat und auch nicht mehr erreichbar ist", berichtet Mark Leyrer.
"In der Regel gibt der Fahrer einen Treffpunkt vor, an dem die Mitfahrer zu einem bestimmten Zeitpunkt sein müssen und Aussteigen erfolgt entlang der geplanten Route. Es gibt aber viele Fahrer, die ähnlich flexibel sind, wie ich, und auch individuelle Zustieg- bzw. Ausstiegsorte ohne "Mehrpreis" anbieten", ergänzt er.
Tolles Konzept
"Ich finde das Konzept irrsinnig toll, weil CO2 eingespart wird und es sonst kein Gegenangebot zur Südburg gibt. Zudem lernt man immer wieder nette Leute kennen, hat jemanden zum Quatschen (wenn der Mitfahrer mag) im Auto und erweitert seinen Horizont mit den vielen Aspekten, die die Mitfahrer einbringen. Mitfahrer brauchen oft jemanden zum Abholen, dass sich "Fremde" direkt nach Hause bringen lassen, ist verständlicher Weise eher selten. Gewisse Personen fahren regelmäßig mit, manche nur ab und zu", so Leyrer.
Mark Leyrer: "Die allermeisten sind sehr nett und ich habe bereits Freunde fürs Leben über die Mitfahrgruppe gefunden. Bei einer Mitfahrer-Freundin sind wir demnächst sogar zur Hochzeit eingeladen!"
Klimaschonend und flexibel
"Ich habe "Gimme a ride" auch schon öfters genutzt. Es bringt einige Vorteile", so Julia Moritz.
"Es ist viel klimaschonender, mit einem vollbesetzten Auto zu fahren, als weite Strecken alleine zurückzulegen. So fährt ein Auto mit 4-5 Personen von Wien ins Burgenland und nicht 5 Autos mit jeweils einer Person. Die Fahrtkosten für den Bus werden immer teurer. Für Studierende ist es kaum leistbar, jedes Wochenende ins Burgenland zu fahren. Alleine das wären monatliche Ausgaben von über 100 Euro, was im Vergleich zu Flixbus-Preisen Wien-Graz überteuert scheint. Außerdem kann man neue Leute kennenlernen, sich connecten, soziale Kontakte knüpfen", berichtet Julia.
"Außerdem ist man flexibel und nicht an fixe Abfahrtszeiten gebunden, man kann sich was ausmachen. Zudem ist es im Auto meist bequemer, da die Busse oft überfüllt sind, die Leute trotzdem ihr Gepäck mitreinnehmen und teilweise einfach nicht auf andere achten", sagt Julia.
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