Künstlerisches Multitalent aus Wolfau

IMG_7400 | Foto: Michael Strini
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Er wollte auf niemanden angewiesen sein und seinen eigenen Weg beschreiten. Dass dieser zu einem sehr erfolgreichen wurde, beweisen seine zahlreichen Werke von Filmen bis Bücher. Der Wolfauer Peter Wagner gehört zu den großen Kunstschaffenden im Bezirk.
WOLFAU/OBERWART/LITZELSDORF. Regisseur, Autor, Künstler und noch einiges mehr, verkörpert der am 7. Juni 1956 in Wolfau geborene Peter Wagner. Er sieht sich selbst als originaler Südburgenländer, der hier verwurzelt ist.
Aufgewachsen ist er in Unterwart, wo sein Vater als Lehrer tätig war. 1962 übersiedelte seine Familie nach Oberwart. In beiden Ortschaften lernte er die Zweisprachigkeit, und die nahe Grenze zu Ungarn faszinierte ihn von Kindesbeinen an.

Studienabbruch und 1. Hörspiel
Nach seiner Schulausbildung begann er ein Studium für Theaterwissenschaften und Germanistik, das er allerdings nach einem Jahr abbrach. Schon mit 17 Jahren hatte Wagner seinem „künstlerischen Vater“ Stefan Horvath sein erstes Hörspiel „Purdy Pista sagt, die Cymbal ist tot“ gewidmet. „Mit 19 Jahren war ich der jüngste Empfänger des Österreichischen Staatsstipendiums für Literatur. Als erster Burgenländer sprach ich dann auch an, dass Zigeuner ebenso Opfer der Nationalsozialisten und KZs waren. Dafür erntete ich heftige Kritik von vielen Seiten. Vergangenheitsbewältigung hat mich stets interessiert. In den 1970er Jahren war es im Burgenland kein Thema. Die Politik war auf die Zukunft ausgerichtet, zurückzublicken war verpönt“, erinnert sich Wagner.

Freiberuflicher Künstler
Seit seinem 19. Lebensjahr ist er freiberuflich tätig. „Ich wollte nie von jemandem abhängig sein. Das bedeutete schon auch schwierige Zeiten für mich. Andere Künstler werden Lehrer, um einen Brotjob zu haben. Ich wollte immer frei sein“, schildert er. Zunächst arbeitete er in Wien und in der Schweiz, verfasste Hörspiele und Erzählungen. Mit 23 Jahren kehrte er ins Südburgenland zurück, da Oberwart eine zentrale Rolle in seinem Wirken einnahm. So arbeitete der Wolfauer u. a. mit Persönlichkeiten wie Erich Schneller, Gerd Baumgartner und Therezija Stoisits zusammen und gründete „Die Oahrwaschlschluifa“.
1980 starteten er und einige Mitstreiter mit der Aktionsreihe „Ausnahmsweise Oberwart“, wo man sich mit Vergangenheitsbewältigung, Behinderten- und Frauenstellung in der Gesellschaft beschäftigte. „Einige Monate später gab es ein Jugendhaus in Oberwart. Aus diesem entstand Jahre später das heutige OHO.

„Böser Bube“
In dieser Zeit widmete er sich auch der Rockmusik und arbeitete mit Jazz- und Rockmusikern zusammen. Er begann auch zu komponieren und entwickelte sich zu einem Enfant terrible der burgenländischen Kunstszene. „Mit einigen Werken habe ich mir den Ruf als „Bösen Buben“ erworben. Es gab Aufregung und sogar einige Anzeigen, als eine Umdichtung der Landeshymne veröffentlicht wurde“, berichtet der Künstler. Sein Name wurde immer bekannter - auch in Deutschland, und so erhielt er u. a. einen Preis der Deutschen Schallplattenkritik. Danach wechselte er zum Theater. Er schrieb Stücke, die sogar im Fernsehen zu sehen waren. Sein erstes Stück „Die Mühle“ aus dem Jahr 1988 spielte im Südburgenland. „Ich war mit den Inszenierungen meiner Stücke unzufrieden und darum entschied ich mich, diese selbst zu machen. Ich wollte immer ein eher untypisches Theater, das jenseits der kommerziellen Seite liegt und etwas Neues darstellt. Ich habe geschrieben wie ein Irrer und so sind etwa ein bis zwei Stücke jedes Jahr entstanden. Ich führte einen ständigen Kampf gegen Windmühlen und wehrte mich gegen geebnete Pfade“, sagt Peter. Das Südburgenland und seine Volksgruppen bildeten stets einen wichtigen Teil seiner Arbeit. Enge Verbindungen hatte er zu Andreas Lehner, Wolfgang Horvath und Kubicek, mit denen er einiges auf die Beine stellte.

1989 OHO gegründet
Ein Meilenstein in der südburgenländischen Künstlerszene bedeutete die Gründung des Offenen Hauses Oberwart, an der auch Peter Wagner mitbeteiligt war. „Ich galt stets als unbequem und man wollte mich auch aus dem Vorstand heraushalten. Trotzdem ist bis heute das OHO ein wichtiger Partner geblieben. Leider konnte ich allerdings nicht erreichen, dass der Stellenwert der zeitgenössischen Kunst im Burgenland ähnlich groß ist, wie jener der großen Festspiele. Gerade das Südburgenland hat in diesem Bereich ein enormes Potential, wenn ich an Leute wie Katharina Tiwald oder Clemens Berger denke“, bekräftigt der Vorreiter.
Für Peter Wagner erfindet sich Theater immer wieder neu und so ist auch er stets bemüht, neue Wege zu beschreiten. So erarbeitete er 2006 ein Stück mit Langzeitarbeitslosen, das heuer im Herbst von Barbara Horvath wiederholt wird. Insgesamt 15 nichtkommerzielle Filme drehte er bisher, so wie die Rockoper „Hugo Hugo“ (2000), die ebenso verfilmt wurde. Heuer wurden „Die Kardinälin“ und „Die Romaschauer“ an vielen Orten gezeigt. „Es handelt sich dabei um eine romanhafte Märchensatire, mit deren Geschichte ich wirklich glücklich bin, da ich mich als Künstler zu 100% wiederfinde“, schwärmt Wagner.

„Kein Blatt vor den Mund“
„Ich habe mir nie ein Blatt vor den Mund genommen und will niemals jemand sein, der zurücksteckt und auf die Freiheiten seiner Äußerung verzichtet. Sollte es einmal Sanktionen geben, halte ich es erst recht für notwendig, mich einzumischen. Ich blicke zuversichtlich in die Zukunft, auch wenn es immer wieder Ernüchterungen gibt. Wichtig ist, authentisch zu bleiben.
Ich bin mir stets treu geblieben und habe darum auch tolle Angebote abgelehnt. Beispielsweise wollte mich „Warner Bros.“ als „Gegen-Fendrich“ etablieren. Ich bin überzeugt, ich wäre eingegangen. Enden wie Falco oder Fendrich wollte ich keinesfalls. Beide waren Kokser. Ich konnte in derartigen Kommerzbetrieben nicht existieren, so wurde ich zu meinem eigenen - bis heute“, sagt Wagner.
Traumhaus in Litzelsdorf
Seit 13 Jahren wohnt er in Litzelsdorf und seit sechs Jahren mit Eveline Rabold zusammen, die er im Vorjahr heiratete. Gemeinsam haben sie ein Traumhaus geschaffen.
Aus einem alten Bauernhaus als Basis entstand ein schmuckes modernes Heim für Peter Wagner, Eveline und die beiden Katzen Dicke und Wanda, das ideal die alten und modernen Räumlichkeiten verbindet. „Wir wohnen und arbeiten unter einem Dach, dennoch getrennt und das bietet wenig Reibungsflächen.
Ich tu auch gern gart‘ln, wobei mir das Ernten überhaupt nicht liegt. Das war schon immer so.
Dafür habe ich ja die Evi, die macht das umso besser“, meint Wagner, der im kommenden Jahr seinen Mexiko-Roman vollenden möchte. „Für mich ist Mexiko schon wie eine zweite Heimat.
Vor 18 Jahren habe ich mit dem Buch begonnen und mittlerweile war ich schon sieben Mal dort. Ich bin dennoch sehr heimatverbunden und unglaublich gerne zuhause“, fasst Wagner zusammen.

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