Streit in Oberwarter Tanzlokal
Verprügelte und getretene Frau ließ Baby abtreiben
Eine schwangere Frau wurde in einer Diskothek verprügelt, getreten und schwer verletzt. Aus Angst um die Gesundheit ihres ungeborenen Kindes nahm das Opfer eine Abtreibung vor. Prozess gegen die mutmaßliche Schlägerin (17) und vier weitere Angeklagte im Landesgericht Eisenstadt.
OBERWART. Ein vergnüglicher Abend in einem Oberwarter Tanzlokal endete Anfang Dezember 2022 für eine junge Frau mit einem Drama. Denn laut Staatsanwältin wurde sie von 4 Mädchen und einem Burschen niedergeschlagen und getreten. Das Opfer erlitt dabei Verletzungen am ganzen Körper und musste im Spital behandelt werden. Fatalerweise auch wegen Prellungen und Blutergüssen in der Bauchgegend.
Abtreibung aus Angst um Baby-Gesundheit
Da die Beschwerden im Unterleib trotz Einnahme von Medikamenten nicht aufhörten, machte die junge Frau Tage nach dem Angriff einen Schwangerschaftstest, der positiv ausfiel. Die Anwältin des Opfers: „Aus Angst um die Gesundheit des Fötus, wegen der starken Tritte und der Einnahme von zahlreichen Medikamenten, hat meine Mandantin eine Abtreibung vorgenommen!“
Hauptangeklagte ist erst 17 Jahre
Die Erstangeklagte, eine 17-jährige Arbeitslose, bekannte sich punkto Körperverletzung schuldig. Wenngleich sie behauptete, das sie vom Opfer provoziert worden ist und zuerst von ihr eine Ohrfeige bekommen hat. Woraufhin sie lediglich zurückgeschlagen habe. Tritte gegen ihre Kontrahentin gab es aber definitiv keine. Von einer Schwangerschaft wusste sie zwar, jedoch war sie der Meinung, dass ihre Streit-Gegnerin das Baby bereits abgetrieben hatte, weil ihr Ex-Freund das Kind nicht wollte.
Das Kind war nicht tot!
Da fuhr die Staatsanwältin dazwischen: „Zum Tatzeitpunkt hat das Kind gelebt! Das Kind war nicht tot. Der Schwangerschaftstest wurde erst Tage nach dem Angriff gemacht. Woher wollen sie von Schwangerschaft und Abtreibung gewusst haben?“ „Ich habe das gehört. Angeblich war sie in Wien abtreiben. Deshalb bin ich jetzt überrascht, dass sie noch schwanger war!“
Blackouts wegen Alkoholkonsums
Die 17-Jährige meinte zudem, dass sie sich lediglich an Schupser und Watschen erinnern kann, da sie Blackouts hatte, immerhin war sie ja wegen der Konsumation von Spritzer und Wodka betrunken. Sie könne daher über den genauen Hergang der Rauferei nichts sagen. Ähnlich die weiteren Beschuldigten, alle aus dem Bezirk Oberwart und zwischen 18 und 22 Jahre alt, die ebenso über Alkoholisierung berichteten. Trotz zahlreicher Widersprüche in den Aussagen der Angeklagten herrschte Einigkeit darüber, dass außer der 17-Jährigen keiner von ihnen aktiv an der Schlägerei beteiligt war. Die vier Beschuldigten wussten auch nichts von einer Schwangerschaft des Opfers.
Opfer sah, wer sie getreten hat
Nach den Ersteinvernahmen wurde das Opfer per Video-Konferenz vom Bezirksgericht Oberwart in den Schwurgerichtssaal des Landesgerichtes Eisenstadt zugeschalten. Die 20-Jährige, derzeit Lehrling, schilderte ein ganz anderes Bild der Geschehnisse in dem Tanzlokal. So sei sie von der 17-Jährigen an der Theke grundlos beschimpft und beleidigt worden, ehe Handgreiflichkeiten folgten. „Vier der fünf Angeklagten packten mich an den Haaren und schlugen mich. Als ich auf dem Boden gelegen bin, habe ich gesehen, wie alle vier auf mich eingetreten haben!“
Wusste nicht, dass ich schwanger bin
Bei der Polizei deponierte ausgerissene Haarbüschel sind stille Zeugen der heftigen Auseinandersetzung. Beweis-Fotos von Exekutive und Spital belegen die großflächigen Verletzungen am ganzen Körper der jungen Frau. „Wussten sie zum Zeitpunkt des Angriffs, dass sie schwanger waren?“, fragte die Richterin. „Nein. Das wurde erst später im Krankenhaus festgestellt!“ „Ihr Ex-Freund soll das Kind nicht gewollt haben. War das ihr Motiv zur Abtreibung?“ „Nein. Das stimmt doch gar nicht!“ Mit Tränen ringend sagte die junge Frau: „Das war nur wegen der massiven Tritte und der starken Medikamente, die ich nehmen musste. Schmerzmittel. Beruhigungstabletten. Antidepressiva. In Unwissenheit, dass ich Mutter werde!“
Unterleibsschmerzen und Medikamente
Und weiter: „Außerdem war ich durch diese Schlägerei in einer psychisch schwierigen Lage. Konnte die Augen nicht zumachen. Ich hatte immer Angst, dass mir wieder so etwas passiert. Daher konnte ich auch kaum schlafen. Zudem hatte ich Unterleibsschmerzen. Ärzte konnten mir nicht garantieren, dass mit dem Fötus alles in Ordnung bleibt. Angst um die Gesundheit meines ungeborgenen Babys haben mich zum Schritt der Abtreibung gedrängt!“ Zwecks Einvernahme weiterer Zeugen wurde die Verhandlung vertagt. Es gilt die Unschuldsvermutung.
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