Klimastrategie Burgenland 2023
Klimaneutralität als großes Ziel
LH Hans Peter Doskozil und LHStv Astrid Eisenkopf präsentierten Klimastrategie Burgenland 2030 – mehr als 120 Einzelmaßnahmen sollen zum Erfolg führen.
BURGENLAND. In der Klima- und Energiepolitik hat sich das Burgenland viel vorgenommen. Einen wesentlichen Bereich bildet dabei die Klimastrategie Burgenland 2030, am Montag, 15. Mai, in Donnerskirchen vorgestellt wurde.
LHStv Astrid Eisenkopf: „Wir haben uns ein ambitioniertes Ziel gesetzt, aber das ist erreichbar. Zu diesem Zweck haben wir in unserer Klimastrategie 120 Einzelmaßnahmen in neun Handlungsfeldern definiert!“
„Wir haben uns als Landesregierung ein klares Ziel gesetzt und das Ziel heißt Klimaneutralität bis 2030“, betonte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil. Klimaneutralität bedeute auf der einen Seite, im Burgenland durch das eigene Handeln ein Gleichgewicht zwischen Emissionsausstoß und Emissionsspeicherung zu erreichen. Andererseits wolle man bei der Energieversorgung weiter auf erneuerbare Energie setzen, so Doskozil.
Klimawandel beschleunigt sich
Das vergangene Jahr sei für das Burgenland ein Jahr der Extremwetterereignisse gewesen, gekennzeichnet durch große Wärme und Trockenheit, erläuterte die Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb. Dies habe eine massive Verdunstung beispielsweise des Neusiedler Sees bewirkt: „Das Wetter im Burgenland wird tendenziell wärmer und trockener, das wird problematisch“, sagte Kromp-Kolb. „Wir werden uns dieser Entwicklung anpassen müssen.“
Reale Umsetzung
Bei diesen Zielen handle es sich nicht um politische Lippenbekenntnisse: „Wir wollen daran gemessen werden, ob diese Ziele real umzusetzen sind und schließlich bis 2030 auch erfüllt werden“, sagte der Landeshauptmann. Ein wesentlicher Schwerpunkt werde dabei auf die Wärme- und Stromversorgung gelegt. Das große Problem der letzten Jahre sei die hohe Abhängigkeit von externen, insbesondere russischen Energiequellen gewesen.
LH Hans Peter Doskozil: "Es braucht positive Anreize. Es geht um Fördermodelle, wenn Flächen wieder entsiegelt werden, es geht um eine Neuauflage einer Aufforstungsprämie oder auch um die Förderung von biologischer und regionaler Landwirtschaft.“
„Das muss durch erneuerbare Energien kompensiert werden“, stellte Doskozil fest. Diesem Weg habe sich die Burgenland Energie als Leitunternehmen verschrieben - mit neuen Ansätzen wie kleinteiligen Energiegemeinschaften und mit der Bereitschaft, in neue Technologien wie Großspeicheranlagen zu investieren. Wenn man Klimaneutralität und Emissionsreduktionen wirklich ernsthaft in den Vordergrund stellen wolle, werde dies aber nur gelingen, wenn man die Bevölkerung überzeuge.
Vier große Schwerpunktbereiche
„Rund ein Dutzend Experten hat die bestehende Klima- und Energiestrategie aus dem Jahr 2019 evaluiert und weiterentwickelt, um möglichst alle Potentiale auf unserem Weg zur Klimaneutralität auszuschöpfen“, erläuterte Eisenkopf. Konkret führte der mehrmonatige Prozess zu mehr als 120 Einzelmaßnahmen, die in neun Handlungsfeldern erarbeitet wurden und reduzierenden Einfluss auf den CO2-Ausstoß haben sollen.
Die Schwerpunktsetzung erfolgt in vier großen Bereichen: Verkehr/Raumplanung, Gebäude/Heizung sowie Biodiversität, Agrar, Nachhaltigkeit und den Bereich Energie, Erneuerbare Energie, und Energieeffizienz. Fazit der Evaluierung: „Das Burgenland ist eine Pendlerregion. Größter CO2-Emittent ist daher der Verkehr, gefolgt von Gebäuden“, stellte Eisenkopf fest.
Verschiedene Maßnahmen
Zu den Maßnahmen gehöre
- die Forcierung von E-Pkw, beispielsweise durch Förderanreize und den Ausbau der Ladeinfrastruktur.
- Im Bereich Gebäude gehöre dazu der Austausch der Öl- und Gasbrennkessel im privaten und öffentlichen Bereich.
- Durch die Umsetzung der Maßnahmen alleine im Bereich Verkehr und Gebäude könnten bis 2030 bereits mehr als 300.000 Tonnen CO2 jährlich eingespart werden.
- Parallel zu den Einzelmaßnahmen wurde seitens der Forschung Burgenland ein Berechnungstool erarbeitet, in dem die erfassten Einzelmaßnahmen samt Einsparungseffekten eingearbeitet und in eingesparten CO2-Tonnen bzw. eingesparten Megawattstunden (MWh) bzw. Gigawattstunden (GWh) sichtbar gemacht werden können. „Ein solches Berechnungssheet ist in der Form einzigartig“, so Eisenkopf.
Maßnahmen-Mix
Zu den messbaren Zielen, die man im Burgenland bis 2030 erreichen wolle, gehören Speicherlösungen und eine Photovoltaik-Offensive: 2030 sollen knapp 2.400 GWh aus Photovoltaik erzeugt werden (2022 waren es 150 GWh).
Flächen-PV-Anlagen sind dabei ein Schwerpunkt. Durch den Ausbau der Windenergie soll die Zahl der Windanlagen bis 2030 auf rund 500 steigen. Insgesamt wurden 2022 5.500 GWh Strom aus erneuerbarer Energie erzeugt. „2030 sind wir aus heutiger Sicht auf knapp 11.200 GWh, sohin mehr als eine Verdoppelung“, skizzierte Eisenkopf das Ziel.
Es brauche aber neben Windkraft- und Photovoltaikanlagen einen Mix aus verschiedenen Maßnahmen - von der Geothermie bis zur Produktion und Nutzung von Biogas und Wasserstoff. „Die Kombination aus all diesen Maßnahmen, begleitet von schrittweisem Ausbau der Stromnetze, ermöglicht die Erreichung der Klima- und Energieziele, die Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern und somit mehr Preisunabhängigkeit“, so Doskozil.
23.000 Tonnen Wasserstoff
23.000 Tonnen Wasserstoff sollen künftig aus erneuerbarer Energie erzeugt werden. Damit könnten 50.000 bis 70.000 Haushalte pro Jahr mit Strom und Wärme versorgt werden. Außerdem arbeite man im Burgenland an der Umsetzung einer alternativen und umweltfreundlichen Großspeichertechnologie in Kooperation mit CMBlu Energy.Ziel sei die Realisierung einer ersten prototypischen Redox-Flow-Speicher-Batterie im Burgenland in Schattendorf mit einem Speichervolumen von 300 MWh. Neben der Energieversorger und der Bevölkerung seien auch die 171 burgenländischen Gemeinden wichtige Partner zur Erreichung der Klimaziele. „Das Land Burgenland fördert Projekte, die auf die Reduktion von CO2-Emissionen abzielen, Energie einsparen und die Energieeffizienz wesentlich steigern - mit einem Förderpaket. In Summe stehen für Gemeinden 4,5 Millionen Euro bis Ende 2023 zur Verfügung“, so Eisenkopf.
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