Ein Leben für die ungarische Volksmusik
Ruhe in Frieden, Rózsa néni!

Am 21. März ist Jánosné Földesi ’Rózsa néni’, Volksmusikerin, Geigen- und Gesangslehrerin der Volksmusikensembles Csörge und Szélforgók, 1. Geigerin und musikalische Leiterin des Volksmusikensembles Boglya im 59. Lebensjahr von uns gegangen. Rózsa néni war zehn Jahre lang Lehrerin der Volksmusiker des Burgenländisch-Ungarischen Kulturvereins. Ihr Leben drehte sich um die Volksmusik, sie leistete hervorragende Arbeit für die Bewahrung der traditionellen ungarischen Volksmusik und der authentischen ungarischen Volksmusik des Burgenlandes.
Zusammen mit ihrem Mann János Földesi gründete sie 1984 an der Pädagogischen Hochschule Dániel Berzsenyi in Steinamanger das Ungarische Volksmusikensemble Boglya. Die Musikgruppe wurde zur Bewahrung der traditionellen ungarischen Volksmusik gegründet, und hat sich in den letzten vierzig Jahren unter der professionellen Leitung von Rózsa néni diesem Ziel voll verschrieben. 1987 schloss sie ihr Studium in Gesang und Volksbildung ab und seit 1992 bereisten sie kontinuierlich den ungarischen Sprachraum, um den ursprünglichen Gewährpersonen zuzuhören, das Gehörte zu erlernen und es in das Repertoire von Boglya aufzunehmen. Das Ensemble arbeitete mit allen großen Tanzgruppen der Region zusammen und ist ständiger musikalischer Begleiter der traditionspflegenden Volkstanzensembles Ungaresca und Gencsapáti. Als Musiker der ungarischen Tanzhausbewegung spielten sie in unzähligen Tanzhäusern, unter anderem auch im Burgenland. Sie geben regelmäßig Konzerte und haben bereits mehrere Musikalben veröffentlicht.
1994 wurde das Lebenswerk von Jánosné Földesi mit dem Preis „Junge Meisterin der Volkskunst“ ausgezeichnet. 1997 gründete sie zusammen mit ihrem Mann die Abteilung für Volksmusik an der Bartók-Béla-Musikschule in Steinamanger. In der Einrichtung unterrichtete sie Volksvioline, Volksgesang, Volksmusik-Solfège und Ensembleproben. Im Jahr 2011 initiierte sie ebenfalls gemeinsam mit ihrem Mann eine weiterführende Volksmusikausbildung an der Berufsbildenden Kunstschule in Steinamanger. Jánosné Földesi unterrichtete Gesang und Musik an der Grundschule Paragvári utca in Steinamanger und ihre Arbeit wurde 2013 mit dem Preis „Bárdos Alice – ausgezeichnete Gesangs- und Musiklehrerin“ gewürdigt. Das Savaria Simfonie Orchester, welches den Preis ins Leben gerufen hat, begründete diese in seiner Laudatio wie folgt:

"Ihre Konsequenz, Gründlichkeit, ihre ruhige, aber entschlossene Art verbinden sich mit grenzenloser Kinderliebe. Ihre Schüler lieben sie für ihre Berechenbarkeit, Zuverlässigkeit, Freundlichkeit und Empathie. Ihre Ehrlichkeit, Bescheidenheit gegenüber ihrem Beruf, ihre Liebe zu Kindern und ihre ständige Hilfsbereitschaft machen sie zu einem unersetzlichen Mitglied jeder Gemeinschaft.“

Nicht nur Rózsa néni wurde für ihre Arbeit mehrfach ausgezeichnet, auch ihre Schüler haben bei ungarischen und internationalen Volksmusikwettbewerben zahlreiche Preise gewonnen.

Ihr Wirken im Burgenland

Rózsa néni und ihr Ehemann haben über mehr als drei Jahrzehnte herausragende Arbeit für das Bewahren der authentischen ungarischen Volksmusik des Burgenlandes geleistet. In den ’90-er Jahren unterrichteten sie die Zithergruppe des Zweisprachigen Bundesgymnasiums Oberwart, viele Jahre waren sie auch musikalische Begleiter der Ungarischen Volkstanzgruppe Siget in der Wart. 2003 veröffentlichten sie zusammen mit der Őri Banda, der Zithergruppe der Volkshochschule der Burgenländischen Ungarn, die CDBurgenländisch-Ungarische Volksmusik, der 2005 eine Fortsetzung unter dem Namen Burgenländisch-Ungarische Volksmusik 2 folgte. Außerdem erschien in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule der Burgenländischen Ungarn die Publikation „Kivilágos kivirradtig...“, ein Lehrbuch ausgewählter ungarischer Volksmusik aus dem Burgenland, basierend auf der Sammlung von Gyula Kertész.
Jánosné Földesi und ihr Mann veröffentlichten drei Bücher mit dem Titel Talpalávaló Volksmusik- und Melodiensammlung aus dem Komitat Eisenburg, von denen der zweite Band „Kiskertemben cifra sóska…“ im zweiten Teil burgenlandungarische Hochzeitsbräuche enthält. Der Ethnograph Dr. Károly Gaál hat die Trauzeugengedichte von ganzen Hochzeiten in Siget in der Wart und Unterwart sowie Geschichten über den Verlauf der Zeremonie gesammelt. Das Ehepaar Földesi befasste sich mit der Sammlung, verbrachte mehrere Nachmittage zusammen mit der älteren Generation in Siget in der Wart und ließ gemeinsam mit den Dorfbewohnern die Traditionen alter Hochzeiten wieder aufleben. Die von Ernő Barsi gesammelten Lieder wurden erneut gespielt und in die Hochzeitszeremonie integriert. Auf der CD-Beilage der Melodiensammlung sind Trauzeugengedichte von Jenő Pulay und Hochzeitsvolkslieder zu hören, vorgetragen unter anderem von Mária Lisztné Ferber aus Unterwart, Ferenc Dominkovics aus Oberwart oder Ernő Pathy aus Siget in der Wart.
Der dritte Band der Talpaláláló Volksmusik- und Melodiensammlung aus dem Komitat Eisenburg ist unter dem Titel „Míg szeretőt nem tartottam...” erschienen. Der Band basiert auf der burgenländischen Sammlung von Dr. Károly Gaál, die Originalaufnahmen sind auch auf dem beigefügten Audiomaterial veröffentlicht, zu hören sind unter anderem Julianna Szabó und Terézia Gaál aus Unterwart, sowie Ernő Pesty aus Rotenturm an der Pinka und Rezső Maurer aus Oberpullendorf. Mit diesen Publikationen hat Rózsa néni maßgeblich dazu beigetragen, dass das burgenlandungarische Volksliedgut und seine besonderen Klänge nicht in Vergessenheit geraten.

Im Jahr 2014 begann Rózsa néni zusammen mit ihrem Mann beim Burgenländisch-Ungarischen Kulturverein Volksmusik zu unterrichten. Zehn Jahre lang brachte sie jeden Freitagabend Erwachsenen und Kindern das Geigenspielen und Singen bei. Unter ihrer professionellen Anleitung entstanden aus dem Musikunterricht zwei Musikgruppen: das Volksmusikensemble Csörge, bestehend aus Erwachsenen, und das Jugendvolksmusikensemble Szélforgók. Sie vermittelte ihnen erfolgreich die Liebe zur Volksmusik, sodass beide Formationen prestigeträchtige Ergebnisse bei ungarischen Volksmusikwettbewerben erzielten. Ihr jüngstes gemeinsames Werk mit dem Kulturverein war das Liederbuch von János Toplers ’Fokos’ mit dem Titel „Holdvilágos estén megyek a rózsámhoz…“. Sie leistete nicht nur herausragende Arbeit für die ungarische Volksmusik des Burgenlandes, sondern unterstützte auch die Ungarn in Österreich beim Erlernen und Genießen der ungarischen Volksmusik. Sie spielte Geige in ungarischen Tanzhäusern in Wien und Innsbruck und hielt in Innsbruck kürzlich mehrere Volksmusik-Workshops ab.
Zahlreiche mit dem Burgenländisch-Ungarischen Kulturverein organisierte Volksmusik-Workshops und die im Sommer veranstalteten Boglya-Volksmusikcamps bleiben für die VolksmusikerInnen des BUKV unvergessliche Erlebnisse. Die Mitglieder von Csörge und Szélforgók werden Rózsa néni’s ruhige, aber zielstrebige und freundliche Art, ihr Geigenspiel und die vielen Stunden, die sie gemeinsam musizierten, nie vergessen, und die Lücke, die sie durch ihre Abwesenheit verspüren, bleibt unausgefüllt. Wir werden Rózsa néni in ewiger Dankbarkeit in Erinnerung behalten!

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