Maschinenring
Europäischer Präsident Hans Peter Werderitsch im Interview

MR-Präsident Hans Peter Werderitsch beim Shakehands mit EMR-Vize-Präsidenten Göran Abrahamson | Foto: Maschinenring
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  • MR-Präsident Hans Peter Werderitsch beim Shakehands mit EMR-Vize-Präsidenten Göran Abrahamson
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Maschinenring-Landesobmann Hans Peter Werderitsch, auch Präsident der Europäischen Maschinenringe, berichtet im exklusiven MeinBezirk.at-Interview über den Maschinenring, dessen Ursprung, seine Entwicklung, sowie dessen Ziele.


OBERWART. Der Welgersdorfer Hans Peter Werderitsch ist seit fast 30 Jahren Landesobmann beim Maschinenring Burgenland. Im exklusiven MeinBezirk.at-Interview gab er Einblick in den Verein und seine vielseitigen Aufgabengebiete.

MeinBezirk.at: Wie ist der Maschinenring entstanden?

Hans Peter Werderitsch: Der Maschinenring wurde 1958 von einem Journalisten gegründet. Dr. Erich Geiersberger war beim Bayrischen Rundfunk tätig und wollte dem Ansinnen des damaligen EG-Kommissärs Mansold, dass in der Landwirtschaft vor allem die Großbetriebe unterstützt werden sollen, entgegenwirken. Er meinte, wenn sich zehn kleine Betriebe zusammenschließen, sind sie gemeinsam auch groß. So förderte er den Zusammenschluss und die Kooperation kleinster bäuerlicher Landwirtschaften in Bayern. So entstand auch in Buchhofen der erste Maschinenring in Bayern. Dieser wurde dort ursprünglich "Maschinenbank" genannt. Ohne diese Initiative wäre sicher viel Regionalität verloren gegangen. Geiersberger hatte damals durchaus auch gegen die politischen Kräfte gearbeitet. Drei Jahre später wurde auch in Österreich der erste Maschinenring von Dr. Rudolf Gurtner 1961 in Ahndorf gegründet. Geiersberger und Gurtner waren Menschen mit Weitblick.

Was ist der Maschinenring bzw. macht er? 

Seinen Ursprung hat der Maschinenring in der bäuerlichen Nachbarschaftshilfe in Form der Kooperation. Es wird aber im Gegensatz zur umgangssprachlichen "Nachbarschaftshilfe" streng nach Rechnung abgegolten. Das bedeutet jede Leistung wird auch entsprechend bezahlt. Im Grunde sind wir Personalvermittler. Heute hat der Maschinenring drei wichtige Geschäftsfelder: den Agrarbereich, die Servicedienstleistungen und die Personalvermittlung.
Der Maschinenring (MR) ist im ländlichen Raum beheimatet und nach wie vor dort stark verwurzelt. Der MR arbeitet vor allem für KMUs oder landwirtschaftliche Betriebe. Wobei wir heute nur noch etwa ein Drittel des Umsatzes aus der Landwirtschaft erzielen. Der Großteil erfolgt über unsere Serviceleistungen wie Winterdienst oder die Personalvermittlungsschiene.

Hans Peter Werderitsch mit Marketingleiterin Manuela Krammer | Foto: Michael Strini
  • Hans Peter Werderitsch mit Marketingleiterin Manuela Krammer
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Wie finanziert sich der Maschinenring?

Wir sind ein Verein und bekommen keine Förderungen, durch unsere Dienstleistungen erwirtschaften wir unser Auskommen. Die Mütter des MR bilden Vereine, wobei wir aber auch gewerbliche Genossenschaften und GmbH´s betreiben. 90 Prozent unseres Umsatzes kommt wiederum den Bauern und der Region zugute. Etwa 70 bis 80 Millionen Euro erwirtschaften wir bereits durch Personalvermittlung. In diesem Bereich sind etwa 5.000 Personen tätig. Insgesamt erwirtschaften alle Maschinenringe in Österreich gemeinsam ca. 400 Mio. Euro im Jahr.

Wie groß ist der Maschinenring und wie viele Mitarbeiter gibt es?

Alleine in Österreich haben wir vom Bodensee bis zum Neusiedler See 80 Maschinenringe. Im Burgenland haben wir drei Maschinenringe (MR Neusiedl, MR Pannonia, MR Burgenland-Süd). In Markt St. Martin soll noch ein weiteres Bürogebäude, ein Agrarinnovationszentrum, entstehen. Österreichweit gibt es in den 80 Büros etwa 1.000 Mitarbeiter und mehr als 10.000 ehrenamtliche Funktionäre, die für den Maschinenring tätig sind. Die Frauenquote bei den Mitarbeitern liegt bei 70 Prozent. Mir ist es wichtig, dass sich die Mitarbeiter wohl fühlen und wir sind da ganz gut unterwegs. Eine Mitarbeiterin meinte unlängst zu mir: „Sie ist noch nie so gerne arbeiten gegangen“…


Wie wichtig ist der Agrarbereich?

Im Burgenland spielt der Agrarbereich doch noch eine wichtige Rolle. Wir sind dabei noch sehr in unseren Wurzeln behaftet. Unser Wissen geben wir neben all dem Know How in unserer eigenen MR-Akademie weiter. Wir sind alle "stolze, freie Bauern" und jeder zweite Landwirt in Österreich ist auch Mitglied beim Maschinenring. Das zeigt auch unsere Stärke, die wir gemeinsam haben. Dadurch können wir auch sehr flexibel und regional agieren bzw. reagieren.

Welche Rolle spielt der Winterdienst?

Der Winterdienst macht mittlerweile einen großen Teil unserer Tätigkeit aus. In Deutschland und vor allem in Ungarn erledigen wir diesen für große Automarken. Der MR macht beispielsweise so für Audi, BMW und Mercedes den gesamten Winterdienst. Bis vor kurzem waren wir in Österreich auch für alle Bahnhöfe der ÖBB winterdienstlich zuständig. Auch im Burgenland sind wir von Kittsee bis Kalch sozusagen ein "zweites Bundesheer". Wo wir gebraucht werden, sind wir da. Wir bieten aber auch unsere Sommerdienste, von der Grünraumpflege bis zur Landschaftsgestaltung an.

Welchen Stellenwert hat die Personalvermittlung?

Wir werden von vielen Menschen noch immer als landwirtschaftlicher Verein gesehen. Das sind wir aber schon seit vielen Jahren nicht mehr. Zwei Drittel unseres österreichweiten Umsatzes erwirtschaften wir im außerlandwirtschaftlichen Bereich. Etwa 70 Mio. Euro werden in der Personalvermittlung generiert. Wir vermitteln Personal vor allem an Klein und Mittelbetriebe in den Regionen. Begonnen hat alles mit Traktoren, Maschinen und eben mit Personal in der Landwirtschaft. Heute vermitteln wir viel mehr. In Deutschland versorgt der MR seine Mitglieder z.B. auch mit Strom. Auch Handys/Tarife oder Autos können Mitglieder über den Maschinenring kaufen.



Wie innovativ ist der Maschinenring?

Wir versuchen immer, neue Ideen zu generieren, um uns weiterzuentwickeln. Aktuell arbeiten wir an einem "Humus-Projekt": Ziel ist es, gezielt die Humusschicht im Boden anzureichern, um mehr CO2 zu binden. Das wollen wir als Unternehmen machen, das Prinzip kann dann auch jeder im Garten oder am Acker tun. Wir wollen da neue Wege gehen. Mit dem Projekt schlagen wir wiederum eine Brücke hin zur ländlichen Bevölkerung.
In diesem Zusammenhang wird in Markt St. Martin, wie schon erwähnt, ein neues Agrarinnovationszentrum errichtet. Das notwendige Grundstück haben wir bereits angekauft.

Gibt es spezielle Tätigkeiten im Burgenland?

Neben dem Winterdienst oder die Vermittlung von Personal an landwirtschaftliche Betriebe oder KMUs führen wir im Burgenland auch ein Baummonitoring durch. Wir erstellen einen Baumkataster für Gemeinden und erfassen die Baumbestände digital. Wir übernehmen das Schneiden der Bäume und die Beratung für die Gemeinden.

Was ist die soziale Betriebshilfe?

Wir haben im Laufe der Jahre die soziale Betriebshilfe entwickelt. Bei dieser garantiert der Maschinenring, wenn aufgrund besonderer Umstände in notgeratene Betriebe rasch mit entsprechendem Personal unterstützt werden.


Ihr engagiert euch aber auch sonst karitativ
Seit 2008 bin ich Obmann vom österreichischen Verein "Bauern für Bauern", mit dem wir Spendengelder für Bauernfamilien sammeln, die in Not geraten sind. Das Entscheidungsgremien für die Vergabe der Gelder besteht auch hier fast nur aus Journalisten. Die Vergabe erfolgt völlig unkompliziert. Wir sammeln etwa 150.000 Euro im Jahr, seit 2008 konnten wir so rund 1,5 Mio. Euro an bedürftige Familien in Österreich verteilen.

Du bist Präsident der Europäischen Maschinenringe. Wie international ist der Maschinenring?
Wie anfangs erwähnt, liegen die Ursprünge in Bayern. Vor rund 15 Jahren haben wir uns in Österreich dazu entschlossen, auch im Mittel-Osteuropäischen Raum zu investieren. So gründeten wir Töchterunternehmen in Ungarn, Tschechien, Slowakei und Slowenien. Diese sind ebenfalls sehr erfolgreich unterwegs. In Europa gibt es Maschinenringe in 17 Ländern mit 350.000 Mitgliedern. Der Hauptsitz des europäischen Maschinenrings befindet sich in Neuburg an der Donau in Bayern. 2022 wurde ich in Wien als Europäischer Präsident für vier Jahre wiedergewählt.
Insgesamt erwirtschaften wir gemeinsam 1,5 Milliarden Euro an Umsatz.
Es gibt aber auch Maschinenringe in Brasilien oder Japan. Wir leisten ebenso Entwicklungshilfe in Afrika und haben dort viele MR`s gegründet. Zukünftiges Ziel ist es weiters, einen Weltverband zu gründen.

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