Interview
Markus Tuider sagte Baumesse Oberwart schweren Herzens ab
Aufgrund der herrschenden Corona-Situation musste zum zweiten Mal hintereinander die Baumesse Oberwart abgesagt werden. Messeveranstalter Markus Tuider spricht im exklusiven RegionalMedien Burgenland-Interview, was die erneute Absage bedeutet.
OBERWART. Die 31. Baumesse Oberwart wird erst 2023 stattfinden. Aufgrund der aktuellen Corona-Situation war eine Absage der Traditionsmesse, die vom 27. bis 30. Jänner 2022 geplant war, unausweichlich.
Im RegionalMedien Burgenland-Interview spricht der Burgenlandmesse-Geschäftsführer über die Absage und die schwierige Situation im Messebereich.
MeinBezirk.at: Was sind die Hauptgründe für die erneute Absage der Baumesse Oberwart?
Markus Tuider: Aufgrund der aktuellen Gesetzeslage dürfen nicht mehr als 25 Personen bei einer Veranstaltung teilnehmen, bei der es keine zugewiesenen Sitzplätze gibt. Die Prognosen lassen auch keine Erleichterungen in den kommenden Wochen erwarten, eher das Gegenteil. Somit ist eine Veranstaltung wie eine Messe nicht durchführbar. Darum haben wir uns schweren Herzens Anfang Jänner entschlossen, die Baumesse für heuer abzusagen. Es ist nun schon die zweite Baumesse, die nicht stattfinden kann. Das ist moralisch ein ganz schön schwerer Schlag. Es spielt da schon auch eine Rolle, die Partner zu enttäuschen. Es steckt viel Arbeit dahinter und bestärkt die Hoffnung, bis dann erst wieder allen gesagt werden muss, tut uns leid - es geht nicht.
Wie wichtig ist die Baumesse für den Standort Oberwart?
Die Baumesse ist immens wichtig. Einerseits ist sie nach wie vor ein zentraler Faktor für die Baubranche, da viele Betriebe dort Kontakte knüpfen bzw. Geschäftsabschlüsse tätigen. Die Baumesse ist seit Jahren die Messe, die Häuslbauer mit den Professionisten zusammenbringt - vom Tischler über Elektriker bis zum Baumeister. Das Interesse der Aussteller war trotz der unsicheren Zeit auch heuer wieder groß. Am 4. Jänner, als wir die Entscheidung für die Absage trafen, gab es noch drei Anfragen von Ausstellern, die unbedingt auf die Baumesse wollten.
Die Baumesse ist aber auch für die Region ein "Bringer"?
Zudem hat die Baumesse natürlich auch eine hohe Bedeutung für andere Branchen und die gesamte Region. Rechnen wir beispielsweise 200 bis 300 Aussteller und deren Mitarbeiter, die über mehrere Tage in der Region übernachten und auch in Gastronomie und Geschäften konsumieren bzw. einkaufen. Auch Besucher der Messe selbst nutzen den Tag aus, um auch in der Region einzukaufen oder um im Zuge eines Kurzurlaubs die Region kennenzulernen. Das bringt natürlich zusätzliche Wertschöpfung für die Region.
Es gibt aber darüber hinaus aber auch noch den finanziellen Aspekt der Absage?
Ja, die Baumesse ist seit Jahren Träger der anderen Messen. Wir finanzieren sozusagen mit der Baumesse die Inform und Genussmesse. Nun findet diese zum zweiten Mal nicht statt, das reißt natürlich auch ein großes Loch ins Budget. Es wird 2022 somit vielleicht erstmals der Fall sein, dass zur Kostendeckung ein Kredit gebraucht wird.
Gibt es weitere Auswirkungen für die Messe selbst?
Die Absagen im Vorjahr und heuer werfen uns praktisch um zehn Jahre zurück. Wir verlieren dadurch um 30 bis 40 Prozent der Aussteller. Die Rückmeldung zur Messe ist dennoch positiv - sowohl von Ausstellern als auch Kunden. Das beweist, dass es nach wie vor großes Potential für derartige analoge Messen gibt. Ich denke auch, dass der Trend wieder mehr in die Richtung geht, wenn die Leute vom "digitalen Shopping" übersättigt sind. Es wird heuer noch ein sehr schwieriges Jahr und es ist völlig unsicher, ob sich 2023 oder erst 2024/25 wieder echte Normalität einstellen wird. Ich werde jedenfalls je länger die Pandemie dauert, immer dünnhäutiger. Das finanzielle ist es weniger, aber die Motivation ist schon sehr angeknackst. Wir werden aber auch das dennoch durchstehen.
Wie geht es für euch jetzt weiter?
Wir starten mit der Planung der Inform und schon mit der Genussmesse. Ich gehe davon aus, dass beide Messen heuer wieder stattfinden können. Das Team - vier Mitarbeiter - geht in Kurzarbeit. Diese wurde bis Juni verlängert. Damit können wir uns in den kommenden Monaten finanziell helfen. Ich muss da schon auch sagen, dass wir zum Glück vom Staat doch Unterstützung bekommen, um die Ausfälle zumindest einigermaßen abzufedern. Den Gewinn der Baumesse, um die übrigen Messen zu stemmen, kann diese natürlich nicht annähernd ersetzen.
Wie war die Genuss- und Feuerwehrmesse auch bezüglich der Sicherheitsmaßnahmen?
Von den Besucherzahlen war ich sehr zufrieden. Die Zusammenarbeit mit der Bezirkshauptmannschaft war hervorragend und ich hielt auch Rücksprache. Da wurde mir bescheinigt, dass es durch die Messen keinerleie signifikanten Steigerungen bei den Corona-Zahlen gab. Wir hatten auch keinen positiven Fall. Unsere Maßnahmen funktionieren. Auch die Polizei hat mehrmals kontrolliert. Das finde ich auch gut so. Gerade deshalb verstehe ich viele Sachen nicht.
Da schwingt jetzt auch Kritik an den Maßnahmen mit?
Wenn das Virus gefährlich ist, trage ich die Maßnahmen natürlich voll mit. Es ist schließlich in meinem Interesse, dass sich niemand bei einer Veranstaltung infiziert und vielleicht dann schwer erkrankt. Die Regierung hat es aber geschafft, dass die Gesamtsituation und die Regelungen sehr oft undurchsichtig und kaum nachvollziehbar sind. Vor allem die teilweise Ungleichbehandlung ist für mich ein Ärgernis.
Wie ist "Ungleichbehandlung" zu verstehen?
Es gab aus dem Handel immer wieder Kritik, die Kontrollen sind nicht umsetzbar. Dabei gibt es dafür relativ einfache Lösungen. Wir haben das ja bewiesen. Es braucht bei großen Einkaufszentren Schleusen, in denen kontrolliert wird und dann gibt es Bänder für jene, die in alle Geschäfte dürfen und jene, die nur in ein Lebensmittelgeschäft. Wenn andere Branchen beispielsweise im Wintertourismus der Schuh drückt, wird laut geschrien und die Regierung reagiert. Wir haben leider keine Lobby. Jetzt gilt es ohnehin abzuwarten, wie es weiter geht. Doch vieles ist möglich, selbst mit einfachen bewährten Lösungen.
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