Spitzmüller: "Tierschutzpreis ist Agrarpreis!"
Kritik am "Burgenländischen Tierschutzpreis" kommt von Grünen, Tierschützern und Online-Usern.
Aufgrund eines Bezirksblätter-Printbeitrags über die diesjährige Vergabe des "Burgenländischen Tierschutzpreises" hagelte es vor allem Online Kritik an diesem. Unter anderem meldete sich auch LA Wolfgang Spitzmüller zu Wort, der mit einem Facebook-Posting, einen Teil der Diskussionswelle lostrat.
Auch beim Onlinebeitrag wurde in den letzten Tagen heftig diskutiert.
"Preis für artgerechte Tierhaltung"
Wie berichtet, erhielten heuer der Rinderzuchtbetriebe Kappel aus Schmiedrait und Familie Schneider aus Eisenberg, die seit Jahren eine Weidegans- und Entenfreilandhaltung betreiben, bei der seit dem Vorjahr auch eine Wassergeflügelschlachtanlage angeschlossen ist.
Vor allem die Grünen üben Kritik an den Kriterien und die Betitelung des Preises. "Der Tierschutzpreis 2014 des Landes geht an einen Geflügelschlachthof und einen Rinderbetrieb. Klingt nicht nur eigenartig, ist es auch“, kritisiert Spitzmüller. "Wenn auch ein Preis für besonders artgerechte Tierhaltung durchaus Sinn mache, dafür die Bezeichnung „Landes-Tierschutzpreis“ zu verwenden, macht es nicht. Der Preis in der jetzigen Form ist ganz klar ein Agrarpreis und sollte auch so heißen. Darum mein Vorschlag, diesen Preis in "Preis für besonders artgerechte Tierhaltung" umzubenennen und einen echten „Landes-Tierschutzpreis“ auszuschreiben, der die vielen Personen, vor allem auch im Landessüden, auszeichnet, die sich um Tiere kümmern", erklärt Spitzmüller.
Tierfreundliche Gemeinden-Preis
Auch der neu geschaffene Preis „Tierfreundliche Gemeinde“, der für das Jahr 2014 erstmals vergeben wird, erntet Kritik von Spitzmüller.
"Grundsätzlich finde ich die Idee gut, solche Gemeinde vorbildhaft vor den Vorhang zu bitten, aber die Kriterien stammen eindeutig vom Agrarlandesrat. So lautet etwa eine der Anforderungen: In den letzten 5 Jahren wurden keine Stallbauten verhindert.“ Also konkret: keine Unterschriftenaktionen gegen Stallbauten und keine Beschwerden gegen genehmigungsfähige Stallbauten. Derartige Bedingungen für einen Gemeinde-Tierschutzpreis können nur einem Agrarlandesrat einfallen“, meint Spitzmüller.
Tierschutzarbeit durch Ehrenamtliche
„Im Nordburgenland ein Tierschutzhaus zu betreiben, ist zu begrüßen, aber zu wenig. Im Südburgenland ruht der Tierschutz vor allem auf den Rücken und Geldtaschen einiger Engagierter. Diese gehören zumindest finanziell unterstützt“, so Spitzmüller. Zurzeit werden etwa nur einmal jährlich Kastrationsgutscheine für Katzen an Gemeinden verteilt – wenn sie sich melden. 628 Stück waren es dieses Jahr landesweit, wobei hier die Kosten zwischen Land, Gemeinde und Tierarzt/-ärztin gedrittelt werden. „Übrigens gilt in ganz Österreich eine verpflichtende Kastration für Katzen mit Freigang. Diese Information ist leider nur sehr wenig verbreitet, aber sehr wichtig“, so Spitzmüller.
Alice Pichler, die Obfrau des Tierschutzvereines „Wir fürs Tier – Oberwart“, unterstützt Spitzmüllers Kritik: „Ich finde es prinzipiell gut, wenn Betriebe für ihr Engagement in besonders artgerechter Tierhaltung mit einem Preis gewürdigt werden. Tierschutzarbeit im eigentlichen Sinn wird im Südburgenland aber vor allem von Ehrenamtlichen getragen. Tiere werden privat untergebracht, die Kosten dafür tragen die TierschützerInnen selbst.“
Pichler bekräftigt auch Spitzmüllers Forderung nach der Unterstützung der ehrenamtlichen TierschützerInnen: „Das Land muss professionellen Tierschutz auch finanziell fördern.“
Bestimmte Kriterien
Aus dem Büro von LR Andreas Liegenfeld heißt es dazu: "Es gibt gesetzlich vorgeschriebene Rahmenbedingungen für die Haltung von Tieren, die die unterschiedlichsten Richtlinien und Verpflichtungen beinhalten. In diesen ist auch der Schutz der Tiere und das Tierwohl geregelt. Bauern die über diese Vorschriften hinaus, den Tieren einen artgerechtes und lebenswertes Umfeld bieten und sich somit für den Schutz und das Wohl der eigenen Tiere besonders verdient machen, erhalten den Burgenländischen Tierschutzpreis. In der Namensgebung des Preises gebe es natürlich mehrere Möglichkeiten."
Weitere Stellungnahmen folgen
Bisherige Tierschutzpreisträger
Der "Burgenländische Tierschutzpreis" wurde 2004 erstmals vergeben. Seit 2010 erfolgt die Vergabe nur alle zwei Jahre.
Preisträger 2004:
Klepits Johann, Hannersdorf
Betriebskooperation Marth Siegfried/Seier Susanne, Hagensdorf
Legath Siegfried, Strem
Baier Hermine, Drumling
Preisträger 2005:
Anton Peck, Wallern/ND – Rinder- u. Geflügelhaltung
Fam. Mayer, Badersdorf/OW - Rinder- u. Geflügelhaltung
Monika Guger, St. Martin i.d. Wart/OW – Schafhaltung
Erich Schrammel, Bildein/GS - Schweinehaltung
Johann Unger, Markt St. Martin/OP – Geflügelhaltung
Preisträger 2006:
Helene Ziniel, Frauenkirchen/ND : Legehennen-Freilandhaltung
Fam. Pleyer, Donnerskirchen/EU: Rinderhaltung
Franz u. Maria Grötschl, Lackendorf/OP: Rinderhaltung
Andreas Boisits, Tauchen/OW: Schafhaltung
Johann Weber, Neumarkt i.T./OW: Schweinehaltung
Preisträger 2007:
Martin KAISER, Wulkaprodersdorf/EU, Schweinehaltung
Manfred KLABUSITS, Nebersdorf/OP, Schafhaltung
Hans ZAPFEL, Riedlingsdorf/OW, Rinder- und Scheinehaltung
Verein Rinderweide am Zickentaler Moor, Kukmirn/GS, Rinderhaltung
Anna u. Erwin IMP, Kukmirn/GS, Geflügel-Freilandhaltung
Preisträger 2008:
Irmgard u. Franz BUCHEGGER, Schreibersdorf, Mutterkuhhaltung
Johann FLEISCHHACKER, Illmitz, Mutterkuhhaltung
IGLER & JEITLER, Wolfau, Schafhaltung Krainer Steinschaf
Dipl.Ing. Ivan KRIZMANICH, Kroat.Minihof, Freilandhaltung Schweine
Gabriele MADL, 7412 Wolfau, Madl's Schaf- und Ziegenhof
Gabriele u.Franz NACHTMANN, Kukmirn, Schafhaltung
Günther WUSITS, Rechnitz, Bioschweinehaltung
Preisträger 2009:
Waldburga und Josef Fuchs, Hochstraß
Helga Sulyok, Mischendorf
Franz Luif, Grafenschachen
Michaela Csencsics, Harmisch
Alexander Elpons, Eberau
Elisabeth Wilfinger, Kukmirn
Bertram Szalay, Kukmirn
Preisträger 2012:
Hemma und Klaus FREISMUTH, St. Margarethen, Biobetrieb
Wolfgang HAUTZINGER, Tadten, Bioschafbetrieb
Preisträger 2014:
Herta Schneider, Eisenberg a.d.P.
Bettina und Gerhard Kappel, Schmiedrait
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