Adele Neuhauser gibt sich ganz privat und sehr persönlich im EO Oberwart
Am Dienstag, den 12. Dezember stellte die berühmte Schauspielerin ihre Autobiografie in der Buchhandlung Desch-Drexler im EO Oberwart vor.
OBERWART (kv). Geduldig signiert die Grande Dame des deutschsprachigen Films und Fernsehns ihr Buch "Ich war mein größter Feind", posiert für Fotos und beantwortet zwischendurch die Interviewfragen der Bezirksblätter Oberwart. Starallüren suchte man vergeblich, Adele Neuhauser ist ein Promi zum Anfassen.
Als Schauspielerin spielen Sie eine Rolle, aber in Ihrer Autobiografie geht es um Sie persönlich und Ihr Leben. Wie viel Mut erforderte es, das Buch zu schreiben?
ADELE NEUHAUSER: Mut hatte damit nichts zu tun. Mir war wichtig, dass die Menschen etwas über mich erfahren, die sich für mich interessieren. Es lag mir auch sehr am Herzen, niemanden zu schädigen oder in meine Geschichte ungewollt hineinzuziehen. Damit möchte ich auch niemanden in den Voyeurismus zwingen. Ich mag mein Buch.
Warum haben sie sich entschieden, das Buch zu schreiben?
Das war nicht allein meine Idee. Ein Verlag kam auf mich zu, aber anfangs habe ich das von mir weggeschoben. Ich bin ja noch viel zu jung für eine Autobiografie. Doch dann kamen Anfragen von weiteren Verlagen und ich begann, darüber nachzudenken.
Meine größte Sorge war, dass ich mich an nichts mehr erinnere. Doch beim Schreiben verflogen alle Zweifel.
Dann kamen die Schicksalsschläge. Innerhalb weniger Monate starben mein Vater, meine Mutter und mein Bruder. In meinem letzten Gespräch mit meiner Mutter fragte sie mich plötzlich: "Adele, wo ist eigentlich dein Glück?" Das führte mir vor Augen, dass ich mehr auf mich achten sollte. Nicht jeder Tag muss ein Event sein.
Nach den Verlusten dachte ich, ich könnte nicht mehr weiterschreiben. Aber das Schreiben hatte für mich einen heilsamen Effekt. Ich dachte auch an die vielen lustigen Momente in meinem Leben und so hat sich die Trauer anders angefühlt.
Wie waren die Reaktionen aus Ihrem Familien- und Freundeskreis?
Überraschend und durchwegs positiv. Das wichtigste für mich war, dass mein Ex-Mann und mein Sohn einverstanden sind. Mein Ex-Mann war sehr berührt, er meinte nur: "So schlimm war es auch wieder nicht." Auch mein Sohn war sehr angetan, wobei auch für ihn einige Dinge neu waren.
Der Weg zur Schauspielerin ist kein leichter. Würden Sie es wieder tun?
Aus heutiger Sicht ja. Für mich ist es der schönste Beruf, den es gibt. Ich habe gemerkt, dass die Schauspielerei ein Ventil ist und die Menschen waren viel freundlicher zu mir, wenn ich sie zum Lachen gebracht habe. Lachen ist sehr nah an der Liebe.
Meine Großmutter war Künstlerin und sie hat die schönsten Kasperlfiguren gemacht. Mit diesen startete ich meine ersten schauspielerischen Gehversuche.
Ein großes Thema in Ihrem Buch sind Ihre sechs Selbstmordversuche in jungen Jahren. Wer oder was hat sie aus dieser dunklen Zeit herausgeführt?
Ich mich selbst. Dass ich mir das Leben nehmen wollte, habe ich schon vor Jahren öffentlich gemacht, aber das Buch wäre nicht vollständig, hätte ich diese Zeit nicht nochmal durchlebt. Ich wusste, dass das hinter mir liegt, aber durch das Schreiben hat sich das ganze erst richtig manifestiert. Am Ende hat mich meine Lebenslust gerettet und das Wissen, dass ich noch einiges zu erledigen habe.
Haben Sie eine Lieblingsrolle?
Ich liebe Bibi Fellner (Tatort). Sie ist eine tolle und echte Frau und hat eine spannende Persönlichkeit. Sie hat viel erlebt, hat Einsicht und Courage. Sie ist wütend aber auch emphatisch, alles in allem eine wunderbare Mischung.
Was sind Ihre nächsten Projekte?
Ich werde weiter meinem Buch folgen, das mittlerweile bereits in 3. Auflage erschienen ist. Ich bin auf Tour mit meinem Sohn, der Musiker ist. Im Jänner geht es dann weiter mit dem Tatortdreh.
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