Gedanken - Brauchtum Räuchern
Weihrauch und die Weihnachtszeit: Wohlriechender Duft im ganzen Haus

Das Räuchern mit Weihrauch und verschiedensten Kräutern und Pflanzen zur Weihnachtszeit und um den Jahreswechsel ist eine uralte Tradition, die sich mittlerweile wieder immer größerer Beliebtheit erfreut. | Foto: Adobe Stock / Sonja Birkelbach
4Bilder
  • Das Räuchern mit Weihrauch und verschiedensten Kräutern und Pflanzen zur Weihnachtszeit und um den Jahreswechsel ist eine uralte Tradition, die sich mittlerweile wieder immer größerer Beliebtheit erfreut.
  • Foto: Adobe Stock / Sonja Birkelbach
  • hochgeladen von Sabine Oblasser

Zur Weihnachtszeit und um den Jahreswechsel liegt der Duft von Weihrauch und verschiedensten Kräutern in der Luft. Seit jeher wird in fast allen Kulturen zu ganz bestimmten Zeitpunkten im Jahr zu Reinigungs-, Schutz- und Heilzwecken geräuchert.

OSTTIROL. "Und ein anderer Engel kam und trat mit einer goldenen Räucherpfanne an den Altar. Ihm wurde viel Weihrauch gegeben, den er auf dem goldenen Altar vor dem Thron verbrennen sollte, um so die Gebete aller Heiligen vor Gott zu bringen" - Zitat aus der Bibel (Offenbarung, 8,3).

Auch bei uns ist das Räuchern in der Weihnachtszeit ein uralter Brauch. In den Rauhnächten, die  in der Nacht von 21. auf den 22. Dezember (Wintersonnenwende, auch Thomasnacht) beginnen und in der Nacht vom 5. auf den 6. Jänner enden, wird Wohnung, Haus und Hof mit Weihrauch und den Kräutern aus den geweihten Frauenbuschen "gereinigt". Mit Weihwasser und Gebet wird dazu um Schutz und Segen gebeten. In unserer Region wird traditionell am Heiligen Abend, zu Silverster und am Vorabend der Erscheinung des Herrn (Dreikönigsfest) geräuchert.

Mit den Kräutern aus den geweihten Frauenbuschen vom hohen Frauentag und Weihrauch oder anderen wohlriechenden Harzen wird in den Rauhnächten Haus und Hof ausgeräuchert. | Foto: Adobe Stock / Spitzi-Foto
  • Mit den Kräutern aus den geweihten Frauenbuschen vom hohen Frauentag und Weihrauch oder anderen wohlriechenden Harzen wird in den Rauhnächten Haus und Hof ausgeräuchert.
  • Foto: Adobe Stock / Spitzi-Foto
  • hochgeladen von Sabine Oblasser

Was sind die Rauhnächte eigentlich?

Die Rauhnächte, meist 12 Tage, ergaben sich ursprünglich aus den "fehlenden" Tagen zwischen dem Mond- und dem Sonnenjahr. Während der Mond die Erde bereits 12 mal umwandert hat, braucht die Erde aber noch 11 bzw. 12 Tage um die Sonne einmal zu umkreisen. Genau in diesem Zeitraum liegt auch die längste Nacht des Jahres, die Wintersonnenwende, am 21. auf den 22. Dezember. Aus diesem Grund werden die Rauhnächte oftmals auch als die dunkelste Zeit des Jahres bezeichnet.

Erzählungen und Überlieferungen

In alten Überlieferungen heißt es, dass in den Rauhnächten die Verbindung zwischen Jenseits und Diesseits besonders durchlässig ist und sich böse Geister in der Welt der Menschen herumtreiben. Erzählungen aus alten Zeiten sprechen den Rauhnächten seltsame Ereignisse zu. So können beispielsweise in bestimmten Nächten, zB. in der Heiligen Nacht, um Mitternacht die Tiere im Stall die menschliche Sprache sprechen und über die Zukunft erzählen – wer die Tiere allerdings sprechen höre, sterbe im darauffolgendem Jahr. Die wichtigsten Rauhnächte galten mancherorts als derart gefährlich, dass sie mit Fasten und Gebet begangen wurden. In den Häusern durfte keine Unordnung herrschen und keine Wäsche auf der Leine hängen bzw. auch keine Wäscheleinen gespannt werden. Besonders weiße Wäsche würde dann im Laufe des Jahres als Leichentuch für den Besitzer benutzt werden, da sich die Geister in ihnen verfangen und dies großes Unheil bedeuten würde.

Der Brauch des Räucherns

Das Räuchern passt gut in diese erwartungs- und geheimnisvolle Zeit rund um Weihnachten und den Jahreswechsel. Räuchern hat eine reinigende und auch heilsame Wirkung, die "alte Luft wird quasi hinausgelassen“ und durch Düfte und Heilkräfte erneuert.
In früheren Zeiten war es üblich, mit einer gußeisernen Pfanne oder einem Weihrauchschwenker durch Haus und Hof zu gehen. Heute verwendet man hauptsächlich feuerfeste Gefäße aus Ton, Keramik oder Metall. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf den großteils geweihten Kräutern und Harzen, ihnen werden unterschiedliche Wirkungsweisen zugeschrieben.

Verschiedenste Kräuter und Harze werden für einen wohlriechende, reinigendende, belebende,... Mixtur zum Räuchern verwendet. | Foto: Adobe Stock / Patrick Daxenbichler
  • Verschiedenste Kräuter und Harze werden für einen wohlriechende, reinigendende, belebende,... Mixtur zum Räuchern verwendet.
  • Foto: Adobe Stock / Patrick Daxenbichler
  • hochgeladen von Sabine Oblasser


Einige Beispiele mit ihren zugesprochenen Wirkungsweisen:

Weihrauch bringt Segen, wirkt desinfizierend, keimtötend, wundheilend, stimmungsaufhellend
Salbei sorgt für Ruhe, wirkt keimtötend auf die Luft, erdet, klärt und reinigt die alte Luft
Beifuß wirkt desinfizierend, ähnlich wie der Salbei, löst Ängste, vertreibt Unheil und lässt einen Neubeginn reibungslos verlaufen
Lavendel stärkt den Geist, wirkt beruhigend auf Körper und Seele, reinigt und segnet die Luft
Rosmarin unterstützt das Loslassen
Wacholder
desinfiziert und wirkt heilend, aufbauend und reinigend
Lorbeer segnet und unterstützt
Holunder schützt und heilt
Rose segnet das Leben in allen Facetten
Baldrian sorgt für Harmonie und wirkt beruhigend
Johanniskraut wird ebenso wie der Königskerze eine stimmungsaufhellende Wirkung zugeschrieben

Brauchtumstipp:
Einfaches Räuchern mit Kindern

Man braucht dazu:

  • eine feuerfeste Schale (z.B. Ton, Keramik)
  • etwas Sand
  • Räucherkohle
  • Weihrauch und getrocknete Kräuter
  • wer möchte, eine Schale mit Weihwasser und 1 Tannenzweigerl
Mit einer feuerfesten Schale aus Keramik oder Ton, etwas Sand, Räucherkohle, Weihrauch und Kräutern kann man auf ganz einfache Weise räuchern.  | Foto: Adobe Stock / Sonja Birkelbach
  • Mit einer feuerfesten Schale aus Keramik oder Ton, etwas Sand, Räucherkohle, Weihrauch und Kräutern kann man auf ganz einfache Weise räuchern.
  • Foto: Adobe Stock / Sonja Birkelbach
  • hochgeladen von Sabine Oblasser

Zum Räuchern der Wohnung oder des Hauses wird als erstes die feuerfeste Schale mit etwas Sand gefüllt. Dann die Räucherkohle anzünden und in den Sand legen. Die Kohle so lange glühen lassen, bis sie eine weiße Schicht auf der Oberfläche bildet. Erst dann darf der Weihrauch und die getrockneten, zerkleinerten Kräuter auf die Kohle gelegt werden. Das Ganze beginnt zu rauchen und damit geht man gemeinsam mit den Kindern Raum für Raum durchs Haus. Dabei kann gesungen und gebetet werden, z.B. der Herr segne dich, Gottes Liebe ist so wunderbar, Herr wir bitten komm und segne uns, Meine Zeit oder ein Gesätzchen aus dem Rosenkranz und ein Kind kann mit dem Tannenzweig das Weihwasser in den Räume verteilen.
Nach eine Weile die Fenster öffnen, um den Rauch und mit ihm die alte Luft aus den Räumen hinaus ziehen zu lassen.

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.