Die Inflation und ihre Folgen
Starke Zunahme an Caritas-Sozialberatungen

Wenn das Geld nicht reicht. Von 2019 auf 2023 (1. Quartal) stiegen die Caritas-Sozialberatungen in Osttirol um 61 Prozent. | Foto: pixabay
  • Wenn das Geld nicht reicht. Von 2019 auf 2023 (1. Quartal) stiegen die Caritas-Sozialberatungen in Osttirol um 61 Prozent.
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Die Inflation trifft vor allem die Ärmsten. Diese Entwicklung macht auch vor Osttirol nicht halt.

OSTTIROL.
Dass immer mehr Personen von Armut betroffen oder gefährdet sind, legt ein deutlicher Anstieg der Hilfesuchenden bei der Caritas nahe: von 2019 auf 2023 (1. Quartal) stiegen die Caritas-Sozialberatungen in Osttirol um 61 Prozent. So viele Menschen wie schon lange nicht mehr haben bei der Caritas Hilfe gesucht.
„Es ist alarmierend. Denn wir wissen: Die gesellschaftliche Spaltung nimmt zu“, zeigt sich Caritas-Direktorin Elisabeth Rathgeb besorgt. „Wir spüren es im Supermarkt, an der Tankstelle und im Restaurant. Wir alle nehmen die Inflation wahr, doch Armutsgefährdete werden regelrecht von ihr überrollt. Steigende Kosten werden für Menschen mit wenig Einkommen immer mehr zur Frage der Existenz.“

Kinder verstärkt betroffen

„Besonders prekär ist die Lage der Kinder: In Österreich sind 316.000 Kinder armutsgefährdet. Das heißt, dass sie in Wohnungen leben, die im Winter nicht ausreichend geheizt werden können. Ihre Bildungschancen sind reduziert, ihre soziale Teilhabe ist gefährdet und ihre gesundheitlichen Risiken sind größer. Damit vererbt sich Armut in die nächste Generation“, führt Rathgeb aus und gibt einen besorgten Ausblick: „Wenn jetzt im Juli die neuen Strompreis-Vorschreibungen kommen und die Betriebskostenabrechnungen großer Wohnbaugesellschaften, wird es für noch mehr Menschen ernst: Das Einkommen reicht nicht mehr aus, um alle Rechnungen zu begleichen.“

„Es macht mich betroffen, wenn sich Eltern trotz guter Schulleistungen aus finanziellen Gründen gegen eine weiterführende Ausbildung für ihre Kinder entscheiden“, erklärt Gertraud Holzer, Leiterin der Caritas-Regionalstelle Osttirol. Sie sieht hier einen klaren Auftrag und möchte dazu ermutigen, die Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten in einem frühen Stadium der Belastung in Anspruch zu nehmen: „Zum Bittsteller zu werden ist immer schwierig und mit Scham besetzt. Nicht selten kommt es daher als erste Reaktion zu einem Rückzugsverhalten, das weitere ungünstige Lebensbedingungen nach sich zieht. Hinzu kommt, dass die Hilfspakete von Bund und Land den Betroffenen oftmals zu wenig bekannt sind. Die Caritas ist für alle da. Wir bieten Information und Beratung und wollen Hilfe bestmöglich zugänglich und wirksam machen.“

Vielfältiges Angebot der Caritas in Osttirol

Unterstützung für Armutsbetroffene gibt es bei der Sozialberatung der Caritas in Osttirol. Sie hilft bei Anträgen und dem Ausfüllen von Formularen und in bestimmten Fällen auch mit finanziellen Direktleistungen aus Not-Töpfen. Die meisten Anfragen beziehen sich jetzt verstärkt auf Mietrückstände und die steigenden Kosten für Lebensmittel. Auch bei Problemen mit der Energierechnung kann die Sozialberatung helfen: Die Bundes-Förderungen „Wohnschirm Energie“ und „Klima- und Energiefonds“ können bei der Caritas-Sozialberatung eingereicht werden.

Pfarren und Ehrenamtliche als wichtige Stützen

Mithilfe der Caritas-Beauftragten in den Pfarren, können Nöte vor Ort erkannt und angesprochen werden. Kleine Teams von Freiwilligen setzen sich für die Menschen im Ort ein, die Hilfe oder Unterstützung brauchen. Die Vernetzung untereinander und mit der Caritas Regionalstelle ermöglicht eine gute Information über Unterstützungsmöglichkeiten wie beispielsweise den Besuchsdienst und die Erholungswochen für pflegende Angehörige.

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