Wildbrethändlerin verbleibt in Lienz

Acht Stimmen für eine Restitution, zehn dagegen, drei Gemeinderäte enthielten sich. Damit bleibt das Gemälde „Die Wildbrethändlerin“ von Albin Egger-Lienz auf Schloss Bruck.
  • Acht Stimmen für eine Restitution, zehn dagegen, drei Gemeinderäte enthielten sich. Damit bleibt das Gemälde „Die Wildbrethändlerin“ von Albin Egger-Lienz auf Schloss Bruck.
  • hochgeladen von Hans Ebner

LIENZ (ebn). Keine leichte Entscheidung hatten die Lienzer Gemeinderäte in ihrer vergangenen Sitzung zu treffen.

Die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) forderte die Stadt auf, zwei Bilder des bekannten Osttiroler Malers Albin Egger-Lienz an die rechtmäßigen Erben zurückzugeben. Konkret geht es um die Gemälde „Die Christnacht“ und „Die Wildbrethändlerin“. Beide werden als Nazi-Raubgut eingestuft und müssten somit restituiert werden, so die Meinung der IKG. So einfach sieht der Lienzer Bürgermeister Johannes Hibler den Fall nicht. „Im Fall der Christnacht möchten wir direkten Kontakt mit der Erbin aufnehmen. Wir wissen nicht einmal, ob sie persönlich das Bild überhaupt wiederhaben möchte, da nur die Kultusgemeinde für sie spricht.“

Beim zweiten Bild „Die Wildbrethändlerin“ besteht kein Zweifel, dass die rechtmäßigen Erben das Werk wiederhaben wollen. Allerdings ist die Stadtgemeinde Lienz rechtlich nicht verpflichtet, das Gemälde zurückzugeben.

Lücke in der Dokumentation
Laut Gesetz gehört das Bild der Stadt Lienz. Sie erwarb es vom ehemaligen Bürgermeister Emil Winkler, der nicht gewählt war, sondern vom damaligen Nazi-Regime eingesetzt wurde. Winkler wiederum ersteigerte die Wildbrethändlerin im Dorotheum. Wie das Gemälde zur Versteigerung kam, kann heute nicht mehr nachvollzogen werden. Rein rechtlich reicht diese Kette aus, um das Bild der Stadt Lienz zuzuschreiben. In Österreich ist nur der Bund gesetzlich verpflichtet, Raubkunstwerke zu restituieren. Eine Stadt hat nur eine moralische Verpflichtung.

Gesetz oder Moral als Maßstab?
Der Lienzer Bürgermeister ist der Ansicht, das Gemälde sei auf Schloss Bruck am besten aufgehoben. „Der Maßstab meines Handelns ist nicht ein kollektives schlechtes Gewissen. Die Stadt hat das Bild rechtmäßig gekauft und deswegen soll es auch hierbleiben“, so Hibler.

„Es gibt höhere Werte als der Wert eines Bildes, und wollen wir wirklich ein Bild mit braunen Flecken oder das gute Gewissen, das richtige getan zu haben?“ fragte Vizebürgermeisterin Elisabeth Blanik, die sich leidenschaftlich für die Restitution einsetzte. Bei der Abstimmung stimmten fast alle ÖVP-Gemeinderäte gegen eine Rückgabe. Nur Stephan Tagger stimmte mit der SPÖ dafür. LSL und FPÖ enthielten sich.

Für die IKG war Sabine Loitfellner als Beobachterin anwesend. „Mit diesem Ergebnis haben wir nicht gerechnet. Bürgermeister Hibler hat dem Gemeinderat Unwahrheiten erzählt. Wir werden allerdings nicht locker lassen, es gibt schließlich noch weitere Bilder, deren Herkunft geklärt werden muss.“
Insgesamt sind es noch neun Bilder, die laut Kultusgemeinde restituiert werden müssten.

„Der Bürgermeister kann sich nicht aus der Verantwortung stehlen“ meint dazu der Sprecher der osttiroler Grünen Sepp Brugger. Es gehe es nicht um ein schlechtes Gewissen sondern um eine selbstverständliche moralische Verpflichtung – das ist der Standpunkt der Osttiroler Grünen zur Debatte um das Raubgut. „Wer, wie vom Raubgut profitiert kann sich auch nicht aus der Verantwortung stehlen. Mit dieser Rückgabeverweigerung zerstört der Bürgermeister der Stadt Lienz das positive Image, das sich Lienz mit der Rückgabe von 3 Bildern im Jahr 2006 erworben hat“, betont Brugger.
Mit seiner Trotzhaltung verhindere der Bürgemeister auch allfällige Vereinbarungen mit den Erben des Raubgutes, die Bilder auch weiterhin auf Schloss Bruck zu zeigen.

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