Der Wirtschaft verbunden

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Das Bezirksblatt im Gespräch mit Wirtschaftsbundobmann Christian Zanon

Er ist ein erfolgreicher Unternehmer aus Lienz, sitzt im Stadt- und Gemeinderat und ist außerdem Osttirols Wirtschaftsbundobmann. Christian Zanon im Gespräch:

BEZIRKSBLATT: In Osttirol beträgt die Arbeitslosenquote über 10%. Welche Mittel gibt es ihrer Meinung, diesem Negativ-trend entgegenzuwirken?
CHRISTIAN ZANON:
„Hier den Stein der Weisen zu finden, ist schwierig. Der Schlüssel liegt meiner Meinung nach in einer verstärkten Standort- und Reformpolitik. Ich glaube, dass bundesweite Reformen in Sachen Verwaltung, Steuern und Pensionssystem gerade auch dem Standort Osttirol zugute kommen. Wenn wir jetzt nicht rasch Reformen umsetzen, wird uns die Steuerschraube erschlagen. Ausgabenseitig endlich sanieren und sparen, sparen, sparen. Keine neuen Steuern für den Mittelstand. Ich weiß, keine guten Nachrichten. Aber man muss, gerade als unternehmerischer Realist, den Tatsachen ins Auge sehen und die blanke Wahrheit ertragen können.“

BB: Viele gut ausgebildete Arbeitskräfte bzw. Schüler verlassen Osttirol. Welche Maßnahmen können Firmen ergreifen, um Fachkräfte im Bezirk zu halten?
CHRISTIAN ZANON:
„Prinzipiell finde ich es gut, wenn unsere Fachkräfte und SchülerInnen auch einmal auswärts Erfahrungen sammeln und ihren Horizont erweitern. Ich werte das als absolute Bereicherung zur guten Ausbildung, die sie in unserem Bezirk bekommen. Unsere große Aufgabe ist es, eine gediegene Standortpolitik zu betreiben, also die Rahmenbedingungen für Betriebe so zu gestalten, dass Osttirol als Betriebsstandort attraktiv ist. Nur so können attraktive Arbeitsplätze geschaffen werden, die unsere Fachkräfte bzw. SchülerInnen dazu motivieren, nach Osttirol zurück zu kommen oder gar nicht erst weg zu gehen. “

BB: Wie kann man in Osttirol die KMU’s, die im Bezirk eine breite Basis bilden, stärken?
CHRISTIAN ZANON:
„Durch die Tiroler Wirtschaftsförderung und das Förderplus des AWS (Austria Wirtschaftsservice) hat sich die Fördertätigkeit auch in Osttirol sehr dynamisch entwickelt. Die heimischen Betriebe sind ausgesprochen innovativ. Es ist ein deutliches Zeichen für einen gesunden Standort, wenn Betriebe ausgerechnet im Jahr der Krise auf neue Projekte setzen und in die Zukunft investieren, anstatt den Kopf in den Sand zu stecken.“

BB: Wie steht der WB zur Eintscheidung, Heinz Schultz die Bergbahnen St. Jakob zu verkaufen?
CHRISTIAN ZANON:
„Insgesamt wäre mir eine Lösung, an der einheimische Investoren beteiligt sind, sympathischer gewesen. Nun sind die Würfel zugunsten von Heinz Schultz gefallen, und ich gehe davon aus, dass er die St. Jakober Bergbahnen ähnlich erfolgreich führt, wie seine anderen Projekte. Unser Anliegen ist es, mit Schultz als Big Player im Osttiroler Tourismus konstruktiv zusammen zu arbeiten. Es ist meine Überzeugung, dass es immer mehr als einen Gewinner geben muss, das wird meiner Einschätzung nach auch im Interesse von Heinz Schultz liegen“

BB: Wie stehen sie aus wirtschaftlicher Sicht zur Absage des Altstadtfestes?
CHRISTIAN ZANON:
„In wirtschaftlich schwierigen Zeiten müssen, auch wenn es schwer fällt, manchmal unpopuläre Entscheidungen getroffen werden. Wenn sich die Budgetsituation entspannt, wird es in einem anderen Jahr auch wieder ein Altstadtfest geben. Es gibt die alte Weisheit: Alles was ich mir erspare, muss ich nicht erst verdienen. Und das gilt angesichts der angespannten Budgetsituation umso mehr.“

BB: Ein Kommentar zur Bestellung von Olga Reisner als Bezirkshauptfrau?
CHRISTIAN ZANON:
„Ich habe Frau Dr. Reisner noch nicht kennen gelernt. Ich sehe es aber als durchaus positiv, dass jemand von außen dieses Amt besetzt, weil sie als Nicht-Osttirolerin eine andere und vor allem unbeschwertere Perspektive hat. Wenn sich drei streiten, freut sich die Vierte, das wird sich wohl auch Landeshauptmann Günther Platter gedacht haben. Es ist nur fair, wenn Frau Reisner erst einmal mit ihrer Arbeit beginnt und nach deren Qualität beurteilt und nicht schon von vornherein als „junge, unerfahrene Zugereiste“ abgekanzelt wird.“

Das Interview führte Hans Ebner

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