Klinik Ottakring
Personalvertreterin kritisiert Ärztekammer Wien
Am Freitag soll es zum angekündigten Warnstreik in der Zentralen Notaufnahme (ZNA) der Klinik Ottakring kommen. Über den Streik, was das Personal vor Ort denkt und den angeblichen Druck seitens der Ärztekammer sprach die BezirksZeitung mit der Personalvertreterin der Klinik Ottakring, Milica Redzic (SPÖ).
WIEN/OTTAKRING. Von 10 bis 11 Uhr wird es am Freitag, 30. Juni, voraussichtlich zum Warnstreik in der Zentralen Notaufnahme (ZNA) der Klinik Ottakring kommen. Die BezirksZeitung sprach mit dem Streikkomitee und dem zuständigen Wiener Gesundheitsverbund (WiGev), ob es tatsächlich zum einstündigen Streik und einer Rettungssperre kommt oder ob noch Gespräche geführt werden. Hier liest du mehr:
Zu Wort meldete sich vor einigen Tagen in der Ottakringer Bezirksvertretungssitzung Milica Redzic zu Wort. Sie ist nicht nur SPÖ-Bezirksrätin, sondern auch Gewerkschaftlerin und Personalvertreterin der Klinik Ottakring. Redzic sagte: "Probleme im Betrieb löst man normal im Haus und trägt es nicht dem Sozialstadtrat (Peter Hacker, SPÖ, Anm.) zu. Auf Probleme in der Klinik wurde reagiert. Ich persönlich glaube, dass die Ärzte Druck bekommen von der Ärztekammer".
Die BezirksZeitung fragte bei Redzic nach, was sie knapp einen Tag vor dem geplanten Streik über die Lage in der Klinik sowie die Ärztekammer Wien denkt.
BezirksZeitung: Denken Sie, dass es tatsächlich zum Warnstreik kommen wird?
MILICA REDZIC: "Das ist eine gute Frage. Ehrlicherweise macht mich das Verhalten der Wiener Ärztekammer ein bisschen ratlos. Ich frage mich, was man mit diesem unabgestimmten Alleingang erreichen möchte. Ich bin zutiefst überzeugt davon, dass wir nur gemeinsam - als Team Gesundheit – Verbesserungen durchsetzen können, die für alle Berufsgruppen fair sind. Alleingänge sind da nicht hilfreich."
Was denkt das Personal vor Ort zum Warnstreik und zum Streikkomitee (mehr dazu unten)?
REDZIC: "Die Stimmung ist zwiespältig. Viele sind skeptisch, weil es von der Ärztekammer bislang noch keine Zusicherung gab, nur Lösungen zu akzeptieren, die im Interesse aller Berufsgruppen liegen. Wir kennen von der Ärztekammer auch keine konkreten Forderungen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und des Personalschlüssel für andere Berufsgruppen. Aber natürlich finden es viele gut, wenn der Wunsch nach besseren Arbeitsbedingungen im Gesundheitsbereich dadurch öffentliche Aufmerksamkeit bekommt. Dafür haben wir als Personalvertretung auch volles Verständnis, denn für mehr Personal und bessere Löhne setzen wir uns ja ebenfalls ein. Der Unterschied ist nur, dass wir nicht bloß Einzelinteressen vertreten können, sondern für alle Berufsgruppen da sind. Und darum stellen wir uns nicht blindlings hinter einseitige Anliegen, die so manche Schieflage im Gesundheitsbereich sogar noch vergrößern könnten."
Können Sie erläutern, warum Ihrer Meinung nach die Ärztekammer Wien Druck auf die Ärztinnen und Ärzte wohl ausübt?
REDZIC: "Das kann ich nicht, da ich über die Strategie der Wiener Ärztekammer nicht spekulieren möchte. Unabgestimmte Alleingänge und die Verengung auf Einzelinteressen finden aber auch Ärztinnen und Ärzte nicht gut. Ich arbeite seit 35 Jahren in diesem Haus, komme selbst aus der Berufsgruppe der Pflege. Ich setze mich voller Kraft gemeinsam mit meinem Team für die ganze Belegschaft ein. Uns über die Medien auszurichten, wir streiken, mit allen an Lösungen arbeiten, ist neu. Fakt ist, wir setzen unseren Einsatz für das Team Gesundheit fort. Letztendlich sind wir auch die Einzigen, die verhandeln. Ohne gemeinsames Agieren als Team kann es keine fairen Lösungen geben, schließlich haben wir im Gesundheitsbereich über 120 Berufsgruppen, die alle gemeinsam den Betrieb rund um die Uhr am Laufen halten".
Streikkomitee-Sprecher: Keine Gespräche geführt
Bereits am Donnerstag fragte die BezirksZeitung bei einem der zwei Streikkomitee-Sprechern, Severin Ehrengruber, nach, ob es nun Gespräche mit der Stadt oder dem WiGev gab. Er sagte, dass es bislang keine Gespräche gab, lediglich mit dem ärztlichen Direktor. Auch Angebote seitens der Stadt soll es nicht gegeben haben.
Ehrengrubers Rolle bei diesem Warnstreik wurde zuletzt vom Büro des Gesundheitssprechers Peter Hacker (SPÖ) in Frage gestellt. Hacker sagte in der vorletzten Gemeinderatssitzung, dass Ehrengruber derzeit nicht in der Klinik beschäftigt sei. Der Arzt erklärte auf Nachfrage, dass er derzeit in einer Pflichtrotation sei und in Karenz, jedoch wieder ab Herbst fix in der Klinik beschäftigt sein werde. Ehrengruber ist auch Turnusärztevertreter, arbeitet derzeit in einem Privatspital. Das Hacker-Büro stellte sich die "Frage der Glaubwürdigkeit", da Ehrengruber über die Probleme der Notaufnahme spricht, sein Privatspital jedoch generell nicht von Rettungsautos angefahren werde, so ein Sprecher. Mehr findest du hier:
Zum Vorwurf des Drucks von der Ärztekammer äußerte sich Ehrengrubers Kollegin und zweite Sprecherin Aglaia Kotal via Aussendung: "Ich verwehre mich auch dagegen, den Streik als ärztekammer-gesteuert darzustellen. Ich bin selbst SPÖ-Bezirksrätin und habe keine Funktion in der Ärztekammer. Wir ziehen einfach als Kolleginnen und Kollegen an einem Strang, weil es uns um die Sache geht". Man suche das Gespräch mit der Stadt Wien und der WiGev-Generaldirektion und lud diese "herzlich" dazu ein, "sich mit uns an einem Tisch zu setzen, anstatt uns zu desavouieren".
Solidarität und Rechtsunterstützung
Vor zwei Wochen erklärte sich die Ärztekammer Wien solidarisch mit der Streikbewegung. "Die Kolleginnen und Kollegen haben es satt, dass die untragbaren Zustände in den Wiener Spitälern seit Monaten von der Politik ignoriert und kleingeredet werden. (...) Ich sichere den streikenden Kolleginnen und Kollegen namens der Ärztekammer Wien die vollste Unterstützung sowie jegliche Rechtsunterstützung, die benötigt wird, zu", so Stefan Ferenci, geschäftsführender Vizepräsident der Ärztekammer Wien sowie Obmann der Kurie angestellte Ärzte.
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