Otto Wagner Areal
Architekturexpertin warnt vor Verbauung am Steinhof
Das Otto Wagner Areal am Steinhof zählt zu den schönsten Platzen Wiens. Die Pavillons des ehemaligen Spitals haben schon bessere Tage gesehen. Im Ost-Areal sollen daraus Wohnungen werden. Die Bürgerinitiative "steinhof gestalten" sieht darin eine Verletzung einer Vereinbarung mit der Stadt.
WIEN/PENZING/OTTAKRING. Die Central European University (CEU) wird nicht am Steinhof einziehen. Was mit dem Areal weiter passiert, ist unklar. Die Wiener Standortentwicklung GmbH (WSE) soll ein Gesamtnutzungskonzept ausarbeiten.
Genutzt werden soll es als Wissenschafts-, Bildungs- und Kulturstandort. In der Kernzone sind bisher zwei von 34 Pavillons vergeben. Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW) wird Pavillon 15 nutzen. Im Pavillon 18 soll ein Atelierhaus entstehen. Am ehemaligen Wirtschaftsareal im Osten? Hier hat die Gesiba Mietwohnungen errichtet, weitere sollen folgen. Unter anderem in der ehemaligen Wäscherei.
"Vereinbarung wird verletzt"
"Das geht gar nicht", sagt Christine Muchsel von der Bürgerinitiative "Steinhof gestalten". Muchsel und ihre Mitstreiter waren vor 13 Jahren dabei, als mit der Stadt Wien eine Mediationsvereinbarung getroffen wurde. Darin ist festgehalten, dass der Ostteil im funktionalen und räumlichen Zusammenhang mit dem Gesamtareal betrachtet werden muss. "Das darf durch Gesiba-Mietwohnungen nicht zerstört werden", sagt Muchsel.
Ihr zur Seite steht Sabine Plakolm-Forsthuber. Die Professorin für Kunstgeschichte an der TU Wien hat sich ausführlich mit der Architekturgeschichte aller Bauten am Steinhof-Areal befasst. Die Expertin war auch Mitglied des Expertengremiums der Stadt Wien: "Was dort in den letzten zehn Jahren passiert ist, widerspricht all dem, was wir vereinbart haben." Plakolm-Forsthuber ist "schockiert", dass viele Pavillons in Wohnungen umgebaut werden sollen. Sie sorgt sich um die ehemalige Wäscherei: "Sie ist architekturhistorisch bedeutend. Hier wurde eine der ersten Eisenbetondecken eingebaut. Diese ist intakt und bauhistorisch wertvoll." Beim Gedanken, dass in diese Halle Wohnungen kommen sollen, "blute ihr das Herz".
Die Wäscherei steht leer, weil im Jänner das Freie Musiktheater ausziehen musste – unfreiwillig. "Wir waren zwölf Jahre dort und wollten bleiben. Das war nicht gewünscht", erzählt Musiktheater Obfrau-Stellvertreter-Jury Everhartz. Das Bundesdenkmalamt sieht das anders: "Für die Wäscherei hat sich offenbar keine kulturelle oder öffentliche Nutzung gefunden." Für Plakolm-Forsthuber völlig unverständlich: "Im Expertengremium haben wir klar festgelegt, dass Kunst und Kultur für die Wäscherei am besten geeignet ist."
Die Architekturexpertin fordert mit der Bürgerinitiative den geplanten Wohnungsbau zu stoppen: "Es müssen die Experten-Vorgaben eingehalten werden. Das ist die letzte Chance für eine sinnvolle Nachnutzung."
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