Homophobie
Rapid legt nach Strafen Protest ein und kündigt Maßnahmen an
SK Rapid kündigte nach historischen Strafen gegen Spieler und Co-Trainer Kulovits an, Protest einzulegen. Aufgrund der jüngsten Vorfälle nach dem Wiener Stadtderby wurde am Dienstag ein Zehn-Punkte-Maßnahmenkatalog gegen Homophobie und Sexismus vorgestellt.
WIEN. Die Bilanz der letzten Tage beim SK Rapid: vier Punkte, vier Tore, einige Eigentore. Letzteres hat jedoch nichts mit dem Fußball zu tun. Denn ein Video in den sozialen Netzwerken sorgte für reichlich Diskussion und Kritik an einigen Rapid-Spielern und -Funktionären. Beleidigende und teils homophobe Aussagen, die die Beteiligten bei der Feier nach dem Derby-Sieg gegen Austria getätigt haben, sorgten für heftige Strafen seitens der heimischen Bundesliga. MeinBezirk.at berichtete:
Nach dem historischen Sieg im Wiener Stadtderby gegen die Austria (3:0) - man wartete acht Jahre auf einen Heimsieg - kam es mehr als eine Woche später auch zu historischen Strafen. Geschäftsführer Steffen Hofmann erhielt wegen Ehrverletzung (mehr dazu hier) eine Funktionssperre von zwei Monaten (ein Monat bedingt), Co-Trainer Stefan Kulovits wegen Diskriminierung eine dreimonatige Funktionssperre, davon einen Monat bedingt.
Kapitän Guido Burgstaller bekam sechs Pflichtspiele Sperre, drei davon bedingt auf 24 Monate. Marco Grüll, der im Sommer nach Werder Bremen wechselt, bekam die gleiche Strafe. Niklas Hedl und Max Hofmann sind für drei Spiele gesperrt (davon zwei bedingt), Thorsten Schick für fünf (davon drei bedingt). Außerdem müssen alle genannten Spieler und Funktionäre an Workshops zum Thema Diskriminierung teilnehmen. Rapid wurde mit einem bedingten Abzug von drei Punkten in der Bundesliga bestraft. Heißt: Wenn ähnliches passiert, wie auf den Skandal-Videos zu sehen, werden in Zukunft drei Punkte abgezogen.
Urteil sei "sehr hart"
Zu den "äußerst harten" Strafen äußerte sich der Verein bei einer Pressekonferenz am Dienstag. In einem minutenlangen Statement vor Dutzenden Kamerateams am Anfang der PK sagte Rapid-Präsident Alexander Wrabetz, dass das Urteil "sehr hart" sei. Die Entscheidung war so nicht zu erwarten, weil sich die beteiligten Spieler der Aussagen bewusst seien und sich glaubwürdig entschuldigt hätten. Aus dem Grund wird man auch Protest einlegen und die Strafen reduzieren.
"Wir werden, im Sinne der Spieler und sportlichen Interessen, die wir wahrnehmen müssen, Protest beim Protestkomitee einlegen. Die Mannschaft sollte sich bestmöglich auf das Entscheidungsspiel am Wochenende vorbereiten können", meint Wrabetz.
Die betroffenen Spieler und Funktionäre sowie der Verein und die Fans hätten aus seiner persönlichen Wahrnehmung "keine homophobe Einstellung und Aktivitäten". Man habe sich als Verein gefragt, wie man die Sensibilität zum Thema Homophobie und Sexismus erhöhen soll. Deshalb wurden zehn konkrete Maßnahmen vorgestellt. Man wolle "ein Bewusstseinswandel, nicht nur für Rapid, sondern auch weit hinaus in Österreich vorantreiben", so Wrabetz.
"Einzigartiges Zehn-Punkte-System"
"Mit seiner Strahlkraft kann Rapid einiges ändern. Rapid hat ein Leitbild, in dem man sich für eine Vielfalt und gegen Diskriminierung ausspricht", meint Vizepräsidentin Edeltraud Hanappi-Egger. Aufgrund der jüngsten Vorfälle gehe man davon aus, dass man nachschärfen muss. Deshalb stellt man ein "einzigartiges Zehn-Punkte-System" vor und die Durchführung wird ein "langfristiger Prozess" sein. "Rapid kann hier ein wichtiger Knoten im energie- und kraftvollen Netzwerk sein, welches in Österreich bewegen wird", so die Rapid-Vizin.
Etwa müssen die beteiligten Spieler und Funktionäre die Verantwortung übernehmen und freiwillig Organisationen, die sich gegen Diskriminierung aufstellen, entsprechend unterstützen. Da die Beteiligten eine Vorbildfunktion haben, werden Spieler und der Co-Trainer an Sensibilisierungsschulungen teilnehmen. Diese werden sie selbst finanzieren, so Wrabetz. Außerdem will der Verein verschiedene Kooperationen im Sinne der Gruppenarbeit und Vernetzungen mit Institutionen evaluieren und aufsetzen, die sich mit Homophobie und Sexismus beschäftigen.
Da die Beteiligten die Durchführung der Maßnahmen selbst finanzieren werden, wird der Verein die genannten Spieler sowie Co-Trainer Kulovits nicht zusätzlich intern bestrafen. Die Sponsoren hätten den Verein "sehr intensiv" zu dem Thema gefragt und die angekündigten Maßnahmen werden unter Einbeziehung der Partner unterstützt.
Diskussion mit Fans und Sponsoren
Die angekündigten Maßnahmen werden "ab sofort" evaluiert und bei Verstößen wird es zu "internen Konsequenzen" kommen, erklärt auf Nachfrage Hanappi-Egger. Auch kündigte man "Diskussionsformate" mit Fan-Vertretern haben, auch im Hinblick zur Prävention von homophoben Fangesängen bei Fußballspielen.
In einem Radio-Interview kritisierte vergangene Woche Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler (Grüne) die Rapidler. Er nahm auch die Sponsoren in die Pflicht und nannte namentlich die Wien Energie. Angesprochen auf Koglers Aussagen sagte Wrabetz, dass der Sportminister "leider" nicht mit Rapid gesprochen habe. Kogler wurde laut Wrabetz über den Maßnahmenkatalog informiert, auch dazu soll er geschwiegen haben.
Beim kommenden Entscheidungsspiel, auch von einigen "Millionenspiel" genannt, gegen Austria Klagenfurt werden dann die genannten Spieler und der Co-Trainer Kulovits trotz des Protests fehlen. Das Spiel findet am Sonntag, 10. März, um 17 Uhr statt.
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