Kleintiermarkt Penzing: Das Mittagessen vom Tiermarkt
In der Cumberlandstraße in Wien Penzing findet jeden Sonntag ein Kleintiermarkt statt. Nun haben Tierschützer vom Verein gegen Tierfabriken Anzeige erstattet: Die Tiere würden dort nicht artgerecht behandelt werden.
PENZING. Seit fast 90 Jahren werden jeden Sonntag in einem Innenhof an der Kreuzung Diesterweggasse und Cumberlandstraße Tiere verkauft. Früher waren hier ein Gasthaus und ein schattiger Gastgarten, die jeden Sonntag zum Kleintiermarkt luden. Heute ist das Gasthaus geschlossen, doch den Markt im Garten gibt es nach wie vor. Züchter aus dem Wiener Umland bringen Hühner, Tauben, Hasen, Enten, Meerschweinchen und andere Kleintiere in den Penzinger Innenhof. Ab 7 Uhr in der Früh bis offiziell 11 Uhr kann man dann die Tiere kaufen. Doch Schluss ist meistens schon viel früher, denn die Kunden kaufen spätestens um 9 Uhr ihre neuen Haustiere, ihre zukünftigen Zuchttiere oder eben auch ihr Mittagessen.
Der Letzte seiner Art
Mittlerweile ist dieser Markt der einzige seiner Art in Wien. Und der Anblick der Tiere, wie sie aus den Käfigen in die Transportkisten gesteckt werden, irritiert, wenn man für gewöhnlich das Hühnerfleisch fertig verpackt im Supermarkt kauft. Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) kritisiert den Markt aufgrund anderer Details: Verschmutzte Käfige und weder Wasser noch Nahrung seinen Tierquälerei, heißt es. Tatsächlich werden die Tiere in Käfigen gehalten, die nur mit Zeitungspapier ausgelegt sind. Laut Tierschutz-Veranstaltungsverordnung brauchen die Tiere aber geeignete Einstreu sowie Heu und Wasser in den Käfigen, so der VGT, der bei den zuständigen Behörden Anzeige gegen den Kleintiermarkt erstattet hat. Wasser und Futter gibt es hier tatsächlich nicht. Auf einem Video, das dem VGT anonym zugespielt wurde, ist zu sehen, wie Tiere auf dem Markt grob behandelt werden.
Magistrat kontrolliert regelmäßig
Bei der MA 60, dem Magistrat für Veterinärdienste und Tierschutz, weist man die Vorwürfe zurück: „ Allein im Laufe des letzten Monats wurde der Kleintiermarkt zweimal von Amtstierärzten der MA 60 kontrolliert. Auffälligkeiten und Mängel wurden dabei nicht festgestellt“, so Harald Wenzl, Leiter des Referats für Tiergesundheit und Tiermaterialien. Der Kleintiermarkt sei behördlich genehmigt und werde auch in regelmäßigen Abständen von der MA 60 unangekündigt kontrolliert. „Wahrgenommene Mängel oder nicht bescheidkonforme Vorgehensweisen werden umgehend abgestellt und auch geahndet“, heißt es aus dem Magistrat.
Obmann: "Bei uns ist noch kein Tier verendet"
Der Obmann des Kleintiermarktes in der Cumberlandstraße, Hans Stipsky, sieht ebenfalls keinen Grund für die Aufregung. „Bei uns ist noch kein Tier verendet oder verletzt worden", sagt er auf Nachfrage der bz. Dass in den Käfigen der Tiere weder Wasser noch Futter und auch kein artgerechtes Einstreu zu finden sei, erklärt er damit, dass die „Tiere ohnehin nur kurze Zeit in den Käfigen sind." Die meisten Tiere seien nach wenigen Minuten schon wieder verkauft. Die Tiere würden vor und nach dem Markt gefüttert und getränkt. Seit zehn Jahren sei er Obmann des Vereins und bis dato habe es noch keine Probleme gegeben. „Die wollen nur etwas sehen, was sie anprangern können", so Stipsky in Bezug auf das Video des VGT.
Hinweise an die MA 60
Der Kleintiermarkt in der Cumberlandstraße ist der einzige genehmigte Kleintiermarkt in Wien. Die MA 60 ersucht alle Besucher, Anrainer und sonstige Personen jeden Verdacht auf Tierhaltungsmängel unter der Nummer 01/4000-8060 telefonisch bzw. per E-Mail post@ma60.wien.gv.at unter Angabe des beobachteten Sachverhalts zu melden. Ein Amtstierarzt der MA 60 geht jedem gemeldeten Verdacht nach und ergreift alle erforderlichen Maßnahmen zur Wahrung der Tiergesundheit.
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