Gräber-Spaziergang zu Allerheiligen
Die letzten Worte und Bilder

Friedhof Sarmingstein  | Foto: Robert Zinterhof
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BEZIRK. Ein weiterer Spaziergang auf Friedhöfen, in Kirchen und bei Grabstätten mit dem Greiner Wissenschaftler Karl Hohensinner gibt einen interessanten zeitgeschichtlichen Einblick. Mit offenen Augen kann man allerhand entdecken: Rittermode mit Schamkapseln, Kipferl, Breze, Weckerl, Spüche und viele Ehrentitel.

Eingezogene und ausgestülpte Ritter

Auf Grabsteinen oder Grabplatten wurden im Spätmittelalter Adelige und Schlossbesitzer in Ritterrüstungen dargestellt. Karl Hohensinner erklärt: „Es gibt zwei Arten von Rittern: ‚eingezogene‘ und ‚ausgestülpte‘. Manche haben eine ausgeprägte Schamkapsel, andere haben dort nichts. Dies Ausbuchtungen, also Schamkapseln, konnten im Spätmittelalter eine geradezu obszöne Gestalt annehmen.
Zu den ausgestülpten Rittern gehört Ferdinand Helfrich von Meggau, Schlossbesitzer in Grein, gestorben 1585. Er trägt eine Kettenunterhose, die er auffällig unter der Rüstung hervorschauen lässt. Die Grabplatte von Ferdinand Helfrich ist in der Pfarrkirche Bad Kreuzen zu bewundern.
Zu den „eingezogenen“ Rittern gehört Hans Jakob Löbl, Besitzer der Greinburg. Zu sehen ist diese Grabplatte beim Turm-Durchgang in der Pfarrkirche Grein. Daneben die dazu gehörende Tafel: „Anno 1560 am Zi tag Maij starb der Edel Erenvest herr hans Jacob Löbl Zue Greinburg Hie Begraben dem Got genadt.“ Die Touristen fragen bei den Führungen immer, was „Zi tag Maij“ heißt. „Ganz einfach, 21. Mai“, weiß Karl Hohensinner.

Grabsprüche
Bürgerliche Personen haben früher oft gereimte Grabsprüche hinterlassen oder interessante Abbildungen in Stein meißeln lassen. In Bad Kreuzen ist außen an der Kirche der Grabstein des Bäckers Johann Polhamer, gestorben am 13. März 1711, zu sehen. Darauf ist seine Produktpalette abgebildet: Kipferl, Breze, Semmel, Weckerl, vierzipfiges Weckerl.

Besonders altertümlich in dieser Hinsicht ist der Friedhof in Sarmingstein.
Der Hammerschmied Franz Exenberger hinterließ folgende Inschrift: „Verwesung nahm in ihren Schauer den Gatten und den Vater hin. Versenkt in schmerzenvolle Trauer beweinen teure Herzen ihn. Allein, verklärt aus lichten Höhen blickt er auf uns, die er geliebt, bis uns zu schönem Wiedersehen des Schöpfers Ruf ihn wieder gibt. Gestorben 17. Juli 1868.“

Hochwürden Alois Schwarzinger (1880-1939) spricht zu den Friedhofsbesuchern: "Hab ich getan was ich gelehrt, so ist der Himmel mein. Habt Ihr getan was ich gelehrt,so kommt ihr auch hinein."

Josef Schalberger, bürgerlicher Schiffmeister allhier, 21. Jänner 1861: "Unermüdet war sein Leben. Bieder schlug sein edles Herz, und in Gott ergebnen Streben schwang sein Geist sich himmelwärts!

Der bürgerliche Gastgeber (Wirt) Leopold Menzl, gestorben am 11. März 1867, bringt Lebenserfahrung ein: "In der Welt herrscht Angst und Noth, Krankheit und zuletzt der Tod. Aber hier ist allezeit, Friede, Ruh und Seligkeit".

Tinti und Titel
In Münzbach befindet sich die Grablege derer von Tinti. Unter der Kapelle ist eine Krypta mit den eingemauerten Särgen. In vergangenen Zeiten war es bei höhergestellten Personen üblich, Titel anzuführen. Auf einer Tafel ist zu lesen: „Hier ruhet unser geliebter Vater Hermann Reichsfreiherr von Tinti Wirklicher geheimer Kämmerer seiner Heiligkeit des Papstes, Herr und Landmann in NÖ. und Tirol, Indigena des Königreichs Ungarn, geboren zu Wien 14. Februar 1870, gestorben zu Schloss Innernstein am 18. April 1926"

Die Tinti sind eine ursprünglich italienische, aus Bergamo in Oberitalien stammende Familie, wo sie bereits zu Beginn des sechzehnten Jahrhunderts auftreten Die Gruftkapelle der Freiherren von Tinti an der Westseite des Friedhofs von Münzbach wurde 1906 vom Linzer Dombaumeister Matthäus Schlager als neugotischer Natursteinbau errichtet. An der Südwand befinden sich Grabstätte und Grabplatte der Geschwister Elisabeth von Schöller-Szüts, geborene Tinti (* 1900 Innernstein; † 1969 Innernstein) und Leopold Tinti (* 1904 Wien; † 1977 Wien). Über dem Kirchenportal ist ein Relief des Tinti’schen Familienwappens angebracht.

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