Öko-Lebensraum St.Georgen/Gusen
Internationales Vorbildprojekt: Gemeinsam Natur neu schaffen

Bildungsanliegen der Öko-Region 4222: Wird bei Kindern -hier Anna und Livia aus St. Georgen mit einem Molch - früh Naturliebe geweckt, dann wachsen nachhaltig denkende  Erwachsene heran. | Foto: Eckhart Herbe
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  • Bildungsanliegen der Öko-Region 4222: Wird bei Kindern -hier Anna und Livia aus St. Georgen mit einem Molch - früh Naturliebe geweckt, dann wachsen nachhaltig denkende Erwachsene heran.
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Für jeden spürbarer Klimawandel, massiver Flächen- und damit Naturverbrauch, rasantes Einwohnerwachstum und ein unübersehbares Verkehrsproblem brennen in der boomenden Wohngemeinde St. Georgen an der Gusen unter den Nägeln. Sie waren auch im vorjährigen Bürgerbeteiligungsprojekt "L(i)ebenswertes St. Georgen" zentrale Anliegen. Das ehrgeizige Pilotprojekt "Öko-Lebensraum 4222" zeigt auf, wie Lebensraumaufwertung für Menschen, Tiere und Pflanzen gleichermaßen gelingen kann
ST.GEORGEN/GUSEN. Als die Grünen vor einigen Jahren Bienenweiden an der Sparkassenkreuzung anlegten, belächelten manche das als nettes Natur-Feigenblatt am lärmumtosten Verkehrs-Nadelöhr.  Als St. Georgen 2019 "bienenfreundlichen Gemeinde" wurde, hatte sich die Situation aber grundlegend geändert. Im "Öko-Lebensraum 4222" - erste Planungen entstanden schon ab 2015 - wachsen nachhaltige Umweltprojekte wie die sprichwörtlichen Schwammerl aus dem Boden. Unermüdlicher Antreiber ist der „Öko-Arbeitskreis St. Georgen“: eine bunte, überparteiliche Gruppe weitblickender Gemeindevertreter und engagierter Bürger, mit projektbezogener Einbindung des Bauhofs, von Landwirten, Firmen, Schulen und Vereinen. Um Nachhaltigkeit und Kompetenz zu sichern, sind die Experten und Landschaftsplaner Harald Kutzenberger und Daniela Hofinger vom Büro für Ökologie und Landschaftsplanung als wissenschaftliche Begleiter an Bord. Sie fungieren als Knotenpunkte in Planung, Umsetzung, Dokumentation und Evaluierung der Maßnahmen. 

Ehrgeizige Klimastrategie 

Alleine 14 realisierte Projekte sind in der aktuellen Doku aufgelistet und es werden laufend mehr: Da ist die Jahrhundertchance der Gusen-Renaturierung, wo das Tier- und Pflanzenleben geradezu explodiert, mit Sport-, Spiel- und Erholungsflächen direkt daneben. Auf langfristig gepachteten oder gemeindeeigenen Flächen entstehen Natur- und Streuobstwiesen mit ausdrücklicher "Nascherlaubnis", Hecken, ein Naturteich und ein Generationenwald mit persönlichen Geburtsbäumen für jedes im Ort geborene Baby. Der neue Hochbehälter am Pfarrerberg ist nicht nur Quelle frischen Leitungswassers, sondern auch Heimstatt für Kleinsäuger, Reptilien, Amphibien und Insekten. Sie finden in einem Feuchtbiotop, einem Eidechsenhabitat und einer über viele Monate üppig blühenden Trockenwiese ideale Lebensbedingungen vor.

"Wir entwickeln im Öko-Lebensraum 4222  ein für Mensch, Tier und Pflanzen gleichermaßen attraktives St. Georgen mit hoher Lebensqualität. Wer die positiven Auswirkungen konkreter Projekte persönlich erlebt, braucht keinen erhobenen Klima-Zeigefinger, um überzeugt zu werden." 
(Bgm. Erich Wahl)

Dazu kommen eine nachhaltige Marktplatzbegrünung samt Baumoffensive im Ort. Vielfältige Bepflanzungsaktionen, die Schaffung von Minibiotopen, aber auch Blumenzwiebel- und Sträucheraktionen, Gründachanlagen und Flächenentsiegelung auf Geh- und Parkflächen stehen auf der Agenda. 

Download der Projektdokumentation

Ortschef und Hobbyimker Erich Wahl und seine Mitstreitern verbindet ein Herzensanliegen: "Wir brauchen eine Lebensstiländerung hin zu mehr Lebensqualität kombiniert mit nachhaltiger Entwicklung. Kein Zurück in die Steinzeit, aber ein sozial-, wirtschafts- und  naturverträgliches Gemeindeleben. Das geht nur durch Überzeugen. Wir wollen die Menschen abholen, informieren und begeistern, ihnen funktionierende Beispiele vermitteln. Je früher im Leben, desto besser. Ich bin stolz, dass wir uns in St. Georgen darüber politisch einig sind. Hier ist jeder auch in seiner oder ihrer Klientel als Meinungsbilder unterwegs."

Parteienübergreifendes Öko-Engagement

Bei der Definition und Umsetzung von Zielen, Rahmenbedingungen und Maßnahmen herrscht abseits der Tagespolitik fruchtbarer Öko-Konsens der Fraktionen (SPÖ, ÖVP, Grüne). Alle bringen Ideen und Leistungen ein, auch wenn Ansichten und Wege manchmal differieren. Man will keine isolierten, nicht vernetzten und weiterentwickelten Einzelprojekte schaffen. Das große Ganze zählt. Sogar ein eigener Gärtner ist mittlerweile bei der Gemeinde angestellt.
Drei Grundsätze prägen daher die Öko-Region:

  • Landschaftshaushalt (Boden, Wasser, Klima), Lebensvielfalt (Pflanzen und Tierarten und ihre Lebensräume) sowie Lebensqualität (menschliche Gesundheit, Naturerlebnis und Erholung) werden integriert betrachtet, ihre nachhaltige Entwicklung gesichert.
  • Erhaltung, Ergänzung und Erneuerung von Lebensräumen steht im Gleichgewicht mit den Erfordernissen moderner Wirtschaft, Infrastruktur und Landnutzung.
  • Geschützt, gefördert oder neu geschaffen werden ökologisch wertvolle Lebensräume und ihre Pflanzen- und Tierwelt. Einige große und eine Vielzahl kleiner, dezentraler Maßnahmen wurden und werden kontinuierlich umgesetzt.

"In St.Georgen stehen die Notwendigkeiten und Bedürfnisse eines modernen Gemeindelebens mit gesunder, nachhaltiger Lebensraumgestaltung für Menschen, Tiere und Pflanzen nicht in Konkurrenz. Im Gegenteil - die Maßnahmen ergänzen einander zum Nutzen aller Beteiligten. Wir haben eine tolle Keimzelle, die weiter wachsen soll!"
DI Harald Kutzenberger, Öko-Experte und Projektbegleiter

Was etwas theoretisch klingt, hat mittlerweile ungemeine Eigendynamik bekommen, die St. Georgen in die vorderste Reihe europaweiter Musterprojekte katapultiert und zunehmend nationale und internationale Besucher zum "kommunalen Öko-Schauen" anlockt.

"Sowohl als auch" anstatt "entweder - oder"

"Es geht nicht um 'entweder - oder', sondern um 'sowohl als auch'. Infrastruktur- oder Freizeiteinrichtungen bieten Potential für gezielte Mehrfachnutzung. Straßenböschungen und Fahrbahnteiler können auch als Bienenweiden fungieren, Flachdächer mutieren zu hitzesenkenden und C02 - bindenden Pflanzeninseln und ein naturnaher Lärmschutzwall wird zum Eidechsenbiotop und Vogelnistplatz. Schon ein paar Quadratmeter Naturwiese, ein Baum oder eine wilde Ecke im Garten bieten unzählige Chancen, mit wenig Aufwand viel zu erreichen. Die Wirkung dieser Puzzleteile addiert sich nicht - sie multipliziert sich ", resümiert Experte Harald Kutzenberger. In St. Georgen wird der Weg jedenfalls konsequent beschritten - weitere Projekte sind in Planung.

Ideen und Helfer gesucht

Bewusst müsse aber auch allen sein, dass gemeinsame Renaturierung gemeinsamen Einsatz Aller erfordere, so Kutzenberger und Wahl unisono:
"Ein Gärtner oder das Bauhofteam sind wichtige Stützen, ein stabiles Fundament können aber nur alle Bürger gemeinsam schaffen. Wir erleben großes Interesse, sich zu engagieren - sowohl im Team bei den öffentlichen Projekten, als auch im eigenen Garten. Die Möglichkeiten sind vielfältig. Jeder ist im Öko-Arbeitskreis herzlich willkommen, bitte einfach am Gemeindeamt bei Amtsleiter Peter Plank melden!"



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