Priester aus anderen Ländern

Maximus Oge Nwolisa (r.) mit Bischof Manfred Scheuer am Altar im Mariendom bei der Priesterweihe. | Foto: Diözese Linz/Reischl
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BEZIRK PERG. Immer weniger österreichische Männer entschließen sich dazu, Priester zu werden. Es gibt zwar viele engagierte Bürger, die sich im Pfarrgemeinderat und bei der Gestaltung der Gottesdienste einbringen. Trotzdem können die Freiwilligen keine Priester ersetzen. Die Lösung: Priester aus dem Ausland.

Priester kommen großteils aus Afrika

Es gebe mehr Anfragen aus dem Ausland als Zusagen von der Diözese Linz, so der Leiter der Abteilung Priester und Diakone Martin Füreder. Derzeit sind es hauptsächlich Priester aus Afrika, die in die Diözese Linz kommen. Einer davon ist Maximus Oge Nwolisa, der in der Pfarre Perg sein Pastoraljahr absolvierte und vorige Woche im Linzer Mariendom zum Priester für seine Heimatdiözese Awka in Nigeria geweiht wurde. Er fühlt sich hier nicht mehr fremd: "Irgendwann ist das ‚ausländische Gefühl‘ verschwunden und ich habe nicht mehr daran gedacht, dass ich nicht aus Österreich komme.“ Der künftige Einsatzort von Nwolisa ist die Stadtpfarrkirche Braunau-St. Stephan. Seinem Dienst als Priester blickt er optimistisch entgegen: „Alles ist eine Bereicherung, auch die Schwierigkeiten.“

"Der Dialekt ist eine andere Sprache"

Schwierigkeiten – das bedeutet für die ausländischen Priester in erster Linie die deutsche Sprache und der Dialekt. "Es war eine Tortur", gibt Leonard Ozougwu offen zu. Der Nigerianer ist seit 2014 Pfarradministrator in Schwertberg. "Man kann nicht ausdrücken, was man sagen will." Der Einführungskurs der Diözese Linz umfasst auch Deutschkurse am BFI Linz. Allerdings kommt man mit Deutsch allein in Österreich oft nicht weit, wie Ozougwu weiß: "Der Dialekt ist eine andere Sprache." Übernehmen ausländische Priester die Leitung einer Pfarre, ist die C1-Sprachprüfung Voraussetzung.

Wenige Kinder in den österreichischen Kirchen

Auch was die Ausübung des Glaubens betrifft, werden die Priester mit Unterschieden konfrontiert: "Am Anfang war es ein Kulturschock", sagt der aus Indien stammende Paul Arasu Selvanathan, Pfarrkooperator in Münzbach. In Indien seien die Kirchen wesentlich voller. Vor allem viele Kinder und Jugendliche besuchen dort den Gottesdienst und nicht wie in Österreich vor allem die ältere Generation. Unter Heimweh leidet Arasu Selvanathan trotzdem nicht, wie er sagt: "Ich fühle mich hier zuhause und gut angenommen."

Glaube wird verschieden ausgedrückt

Der Generaldechant der Diözese Linz, Slawomir Dadas, ist gebürtiger Pole und weiß deshalb aus erster Hand, wie wichtig es für die Arbeit der Priester ist, sich wohlzufühlen: "Sie sollen schließlich die Frohe Botschaft verkünden!“ Aber bedeutet das, dass sich die Priester vollkommen an die österreichischen Bräuche anpassen müssen? Leonard Ozougwu bringt manchmal Elemente aus seinem Heimatland in den Gottesdienst ein, wie zum Beispiel Trommelmusik. Oft werde dies sogar ausdrücklich gewünscht. Grundsätzlich laufe die Messe in Österreich aber wesentlich ruhiger ab als in seinem Heimatland. Kritisch sieht der Nigerianer das nicht: "Manche erheben ihre Herzen mit Tanz, andere mit Stille."

Zur Sache

Etwa 20 Prozent der Priester in der Diözese Linz sind keine gebürtigen Österreicher. 51 davon kommen aus Polen, 27 aus Afrika (17 aus Nigeria) und 17 aus Deutschland. Sie werden von ihren Bischöfen für einige Jahre nach Österreich entsendet. Bevor sie in der Seelsorge arbeiten, absolvieren die ausländischen Priester Kurse und Praktika in Österreich. Auch Seminare zu gesellschaftlichen Fragen werden angeboten, etwa zum Verhältnis zwischen Islam und Christentum. Martin Füreder, der Personalverantwortliche der Diözese Linz, sagt: „Priester aus anderen Ländern sind kein Allheilmittel, um die personelle Situation aufzufangen, aber eine Erleichterung. Für die Diözese bedeutet es gleichzeitig eine Anstrengung, diese Priester sprachlich, kulturell und pastoral gut zu integrieren. Wir führen viele Gespräche in den Pfarren, um die Situation zu erklären.“

Kommentar

Die Diözese Linz gibt an, sie bevorzuge bei der Auswahl der Priester Kandidaten von Diözesen im Ausland, mit denen bereits gute Erfahrungen gemacht wurden. Wie die ausländischen Priester auf den „Kulturschock“ reagieren, lässt sich freilich trotzdem nicht vorhersagen. Es gehört sicher eine gehörige Portion Flexibilität dazu, seiner Berufung in einer Glaubensgemeinschaft nachzugehen, die teilweise ganz andere Traditionen und Rituale pflegt. Nicht alle Pfarren kommen mit ihrem geistlichen Vorstand aus dem Ausland auf einen Nenner. Allerdings: Auch die österreichischen Pfarrer können es oft nicht jedem Einzelnen recht machen und stellen die Flexibilität ihrer Gemeinde auf die Probe. Für Neues offen zu sein, wird den Katholiken in Österreich angesichts des Priestermangels ohnehin kaum erspart bleiben.

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