Pielachtal
Angst um Ehrenamt
Umstrukturierung unserer Rettungsorganisationen bringt bessere Ausbildung für Sanitäter mit sich.
REGION. "Für unsere Region ist uns vorgestellt worden, dass fast die Hälfte der Rot Kreuz Fahrzeuge gestrichen werden sollen. Ich weiß nicht, wie das funktionieren soll", Rainer Handlfinger, Ortschef von Ober-Grafendorf sieht die Umstellung kritisch und macht sich Sorgen um das Ehrenamt. Es sehe ihm so aus, als ob mit der Zeit mehr Hauptberufliche untergebracht werden müssen. "Wenn das der Wunsch der Umstellung ist, muss man das auch sagen", so Handlfinger weiter. „Grundsätzlich gibt das NÖ Rettungsdienstgesetz vor, wie viele Notfallrettungs- und Krankentransportfahrzeuge einer Rettungsdienststelle zu besetzen sind“, informiert Stefan Spielbichler von Notruf NÖ.
Das ist neu
Aktuell gibt es eine Neustrukturierung aller offiziell anerkannten Rettungs- und Krankentransportorganisationen (RK, Samariterbund, SMD, Johanniter) in Niederösterreich. Das Land NÖ hat gemeinsam mit den Rettungsorganisationen die Planung der optimalen Anzahl und Standorte durchgeführt. Diese wird künftig halbjährlich überprüft. "Die Entscheidung an welchen Standorten innerhalb einer Bezirksstelle die Teams im Dienst sind, obliegt der jeweiligen Organisation. Vorgegeben ist nur die Gesamtzahl pro Region", erklärt Spielbichler. Das betrifft auch die Region St. Pölten und St. Pölten Land. Die Bezirksstelle St. Pölten umfasst acht Ortsstellen. Die Versorgung von in Not geratenen Personen sei trotz allem gegeben. "Es wird auch jetzt untereinander getauscht und gewechselt. Wir schicken immer das Team zum Einsatzort, das diesem am Nächsten ist. Da ist es egal, von wo es ist", versichert Spielbichler. Im Pielachtal werden künftig drei 24-Stunden-Rettungs- und vier Krankentransportteams fix belegt sein.
Effizienter Transport
"Krankentransportteams, die von Wien nach Amstetten heimfahren, werden in Zukunft Patienten, die von Wien nach St. Pölten müssen, mitnehmen", nennt Spielbichler als Beispiel. Das heißt, dass es keine "Leerfahrten" mehr gibt und die Krankentransporte effektiver genutzt und Wartezeiten verkürzt werden. Gemacht wird das, um eine klare Kostenstruktur in Abhängigkeit einer optimalen Versorgungsdichte im Rettungsdienst und einer effizienten Einsatzmöglichkeit im Krankentransport zu erreichen. Nehmen wir ein Beispiel her: Ein Rettungsfahrzeug in einer kleinen Gemeinde hat nur sehr wenige Einsätze. Ein anderes einer großen Stadt oder Gemeinde fährt überdurchschnittlich viele Einsätze. Das bedeutet, dass ein Fahrzeug zu wenig und das andere zu viel fährt. Mit dem neuen System sollen alle Fahrzeuge gleichmäßig viel gefahren werden.
Das Ehrenamt
Was das für die Freiwilligen bedeutet, erklärt Spielbichler: "Es ist natürlich möglich, dass Freiwillige unter der Woche tagsüber Dienst versehen. Die rechtliche Situation macht keinen Unterschied zum Anstellungsverhältnis, es geht nur um die Ausbildung. Und das ist ein großer Schritt. Über die nächsten Jahre muss an 82 Standorten in NÖ mindestens ein Notfallsanitäter (beruflich/freiwillig) am Rettungswagen eingeteilt sein."
Zur Sache
So teilen sich die Rettungsteams in der Region künftig auf. Auch Teams aus angrenzenden Bezirken kommen zum Einsatz, wenn sie rascher eintreffen können. Einen direkten Vergleich zu vorher gibt es nicht, da es bis jetzt keine Vorgaben gab, sondern die Besetzung „nach Bedarf“ ohne weitreichende regionale Abstimmung stattfand. 460 Fahrzeuge waren bisher im Dienst, nun sollen es über 520 sein. Neu ist, dass ein Notfallsanitäter fix in einem Notfallrettungswagen mitfährt. Seit 1.1.2021 gibt es das neue Rettungsdienstgesetz. Hierbei geht es um die Finanzierung und Erhaltungskosten. Diese wurden bisher großteils von den Gemeinden übernommen. Nun wird alles aus dem NÖKAS (NÖ Krankenanstalten-Beiträge) finanziert. Durch dieses Normkostenmodell werden die Rettungsdienstbeiträge künftig vereinheitlicht und über das Land abgewickelt. (Quelle: Notruf NÖ)
Aufteilung
Rettungsteams/Krankentransportteams
Ganzer Bezirk St. Pölten: 16/47
Rotes Kreuz St. Pölten: 4/15
ASBÖ St. Pölten: 1/6
ASBÖ St. Georgen: 1/6
ASBÖ Wilhelmsburg: 1/2
RK Neulengbach: 1/4
ASB Altlengbach: 1/4
ASB Eichgraben: 1/4
RK Herzogenburg: 1/3
ASBÖ Traismauer: 1/2
RK und ASBÖ Purkersdorf: 2/9
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