"Der Olmütz-Brief" im Museum Schloss Ritzen

- hochgeladen von Pascal Dillinger
Eine sensationelle Entdeckung: Muss die Geschichte der Briefmarke neu geschrieben werden?
Im Juni 2022 übergibt ein Philatelist einen Faltbrief seiner Sammlung an Peter M. Kohlbacher um ihn transkribieren zu lassen. Eine Überraschung: Kohlbacher datiert den Brief auf das Jahr 1837, das Dokument trägt aber eine Briefmarke, die laut Experten 1850 erstmals ausgegeben wurde. Wie kann das sein? Experten wurden konsultiert, darunter der Chefredakteur einer Fachzeitschrift für Briefmarken. Während einer zur Vorsicht mahnte, datierte ein anderer den Brief auf 1857 statt 1837.
Für Peter M. Kohlbacher begann eine fesselnde Auseinandersetzung mit der Postgeschichte, die nun schon zweieinhalb Jahre andauert. Die Ergebnisse seiner Forschung inspirierten ihn zu seinem Roman "Der Olmütz-Brief", welcher am 31. Jänner im Museum Schloss Ritzen präsentiert wurde.
Der Autor entführt die Leser ins Wien von 1837 – eine Zeit der Briefzensur und der Geheimen Ziffernkanzlei unter Metternich. Auch das Postwesen war im Wandel: Vor der Vereinheitlichung der Portokosten zahlte man von Poststation zu Poststation. Die Idee einer einheitlichen Frankierung war revolutionär. Die Hypothesen von Kohlbacher ist nun dass es sich bei dem Brief von 1837 um einen nicht offiziell dokumentierten Probelauf von Olmütz nach Wien handeln könnte. Der Ort Olmütz war für Österreich historisch bedeutsam: 1848 floh der kaiserliche Hof dorthin und Kaiser Franz Joseph wurde dort gekrönt. Ob der Probelauf stattfand, bleibt unklar – Kohlbacher füllt diese Lücken literarisch. Bisher gibt es keine weiteren Hinweise darauf.
Sollte Kohlbachers These zutreffen, hätte das weitreichende Folgen: Die britische "One Penny Black" von 1840 wäre somit nicht mehr die erste Briefmarke der Welt und die gesamte Postgeschichte müsste neu geschrieben werden. Die Verfahren und Expertisen zur Altersbestimmung von Briefmarken würden infrage gestellt werden.
Ob diese Entdeckung die Geschichte der Briefmarke tatsächlich verändert, bleibt abzuwarten. Eine aktuelle Sonderausstellung im Museum Schloss Ritzen zeigt eine Replik des Briefes, so dass sich die Besucher und Besucherinnen selbst ein Bild machen können.




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