Vorgestellt
Bezirksbäuerin gesteht: "Wo die Liebe eben hinfällt"
Die Bezirksblätter Pinzgau besuchten die neu gewählte Bezirksbäuerin Claudia Entleitner auf ihrem prächtigen Erbhof, dem Bauernbauer in Piesendorf.
PIESENDORF. Die neu gewählte Bezirksbäuerin ist gelernte Krankenschwester und hatte bei ihrer Heirat vor fast 30 Jahren keine Ahnung von der Landwirtschaft. "Aber wo die Liebe eben hinfällt", lacht Claudia Entleitner, die sich damals in Paul, den Bauernbauer von Piesendorf, verschaut hat. "Ich bin schnell in den Betrieb hineingewachsen, die Arbeit hat mir gleich Freude gemacht", berichtet sie den Bezirkblättern daheim auf ihrem prächtigen Erbhof.
Wichtige Errungenschaften
Seit 15 Jahren ist sie bereits Ortsbäuerin in Piesendorf, eine ehrenamtliche Aufgabe, die zwar mit zusätzlicher Arbeit verbunden, ihr jedoch sehr wichtig ist. Claudia Entleitner ist stolz darauf, dass sie in dieser Funktion maßgeblich am Zustandekommen der Grundzusammenlegung in der Gemeinde beteiligt war, obwohl die Verhandlungen schon fast zum Scheitern verurteilt waren.
Im Bezirksausschuss ist sie seit 10 Jahren aktiv, und zudem sitzt sie seit 2015 im Vorstand der Salzburger Landwirtschaftskammer. Diese Funktion ergab sich durch ihren Kampf zum Thema Almförderungen, als die Landwirte fälschlich in Verdacht geraten waren, nicht korrekte Flächenangaben gemacht zu haben.
Starke Vernetzung
Sie setzt sich vehement für die Landwirtschaft und die Bäuerinnen ein. "Wir sind von der Gemeinde bis zum Bund sehr gut durchorganisiert und können so die Anliegen der Bäuerinnen auch bis auf EU-Ebene bringen." Die Bäuerinnen selber seien unpolitisch, wie sie betont. Aber bei wichtigen Anliegen brauche es gute Vernetzung und politischen Rückhalt. Wie wichtig das sei, erkenne man z.B. daran, dass erst 1992 eine eigene Pensionsversicherung für Bäuerinnen durchgesetzt werden konnte, so Entleitner. Wie sie das alles neben Familie und Hof managt, erklärt sie so: "Wenn man sich etwas einbildet, geht alles."
Stolze Familie
Ihr Mann unterstützt die Aktivitäten seiner Frau und ist stolz auf sie. Er ist Vollerwerbsbauer, auch seine Eltern arbeiten am Hof, sowie Sohn Paul jun. und dessen Frau Karin. "Die ganze Familie hält zusammen, auch unsere zwei Töchter und ihre Partner. So klappt das gut, auch wenn Claudia öfter unterwegs ist", berichtet Paul sen. 115 Rinder müssen versorgt werden, außerdem Pferde, Schafe, Enten, Ziegen, Hühner und Schweine.
Zum Betrieb gehört auch eine 130 Hektar große Alm in Ferleiten, die im Sommer von Paul und Claudia bewirtschaftet wird. Auch das geht sich durch gute Einteilung aus. "Es ist viel Arbeit, aber ich empfinde das nicht als Belastung. Im Gegenteil, es gibt so viel Positives, die Arbeit zu Hause und in der Natur gibt mir Energie", schildert die Bezirksbäuerin, die trotz ihrer vielen Verpflichtungen mit ihrem Mann auch schon Urlaub in Kanada gemacht hat. "Alles ist gut gegangen", berichten beide schmunzelnd.
Details zur Person
Claudia Entleitner (49 Jahre) mit Ehemann Paul Entleitner (50) seit 29 Jahren verheiratet.
Drei Kinder:
Tochter Theresa (27) mit Daniel, zwei Kinder
Sohn Paul jun. (25) mit Karin
Tochter Kathrin (19) mit Hannes
Schwiegereltern: Aloisia und Helmut Entleitner
Führt mit Paul den Bauernbauer, hauptsächlich als Milch- und Forstwirtschaftsbetrieb.
Beide gehen zum Ausgleich gern auf die Jagd.
ARGE Bäuerinnen
Die "Arbeitsgemeinschaft Österreichische Bäuerinnen" wurde 1972 gegründet und ist mit rund 130.000 Mitgliedern Österreichs größte Bäuerinnenorganisation. Im Juni 2006 hat sich die ARGE als Verein konstituiert. Die bundesweite Koordination der Bäuerinnen, die in allen Bundesländern organisiert sind, erfolgt in der Landwirtschaftskammer Österreich.
Die ARGE Österreichische Bäuerinnen verfolgt gemeinsame Ziele für die Bäuerinnen und vereinbart konkrete Maßnahmen wie: Steigerung des Frauenanteiles in agrarischen und politischen Gremien zur aktiven Mitgestaltung der Interessensvertretung durch Bäuerinnen, Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen im ländlichen Raum, Entwicklung und Anerkennung des Berufsbildes „Bäuerin“ und Stärkung der Identität bäuerlicher Familien, soziale Absicherung der bäuerlichen Familie.
Erfolge und Ziele der Arge Bäuerinnen
1982 Gesetzlicher Mutterschutz für Bäuerinnen
1989 Geteilte Pensionsauszahlung
1991 Karenzgeld für Bäuerinnen (Teilzeitbeihilfe)
1992 Einführung der Bäuerinnenpension
1993 Pensionsbegründende Anrechnung von Kindererziehungszeiten
1993 Einführung des Pflegegeldes
1999 Vorzeitige Alterspension wegen Erwerbsunfähigkeit
2002 Einführung des Kinderbetreuungsgeldes für alle Mütter
2013 Erhöhung des Wochengeldes von 26,97 auf 50 Euro pro Tag
2017 Beim Bundesbäuerinnentag wurde eine Charta für partnerschaftliche Interessensvertretung in der Land- und Forstwirtschaft verabschiedet. Ziel dieser Vereinbarung ist eine gleichwertige Beteiligung von Bäuerinnen und Bauern in allen land- und forstwirtschaftlichen Interessensvertretungen und Verbänden. 30 Prozent der leitenden Funktionen müssen weiblich besetzt werden.
Weitere Infos auf Bäuerinnen.at
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