Gespräch im Nationalparkzentrum
Erzbischof Lackner erzählte über sein Leben

- Erzbischof Franz Lackner und der Direktor des Katholischen Bildungswerks Andreas Gutenthaler (l.) im Gespräch
- Foto: Erzdiözese
- hochgeladen von Gudrun Dürnberger
Erzbischof Franz Lackner war zu Gast im Oberpinzgau und gab bei einem Gesprächsabend Einblicke in sein Wirken.
MITTERSILL. Es war ein Streifzug durch die persönliche und spirituelle Lebensgeschichte des Salzburger Erzbischofs, die das Publikum im Nationalparkzentrum Mittersill zu hören bekam. Ein Jahr nach seinem letzten Besuch kam Erzbischof Franz Lackner auf Einladung des Katholischen Bildungswerks erneut in den Oberpinzgau, um in einem Gesprächsabend Einblicke in sein Leben und Wirken zu geben.
Persönlicher Hintergrund
Viele sehr persönliche Erinnerungen und Erfahrungen kamen im Laufe des Abends zur Sprache. Angefangen von der Kindheit in ärmlichen Verhältnissen am Bauernhof seiner Eltern im steirischen St. Anna am Aigen, über mäßige Erfolge in der Schulzeit, berufliche Umwege als Elektriker, Staplerfahrer oder auch eine Zeit der Arbeitslosigkeit bis hin zu seiner Zeit als UNO-Berufssoldat in Zypern.
„Das Leben erfüllt nicht alle Wünsche und auch ich musste erfahren, dass man mit Mängeln umgehen muss“, so der Salzburger Oberhirte im Gespräch mit Direktor Andreas Gutenthaler vom Katholischen Bildungswerk Salzburg. Nach der Entscheidung für das Priesteramt kam der Eintritt ins Franziskanerkloster, die Wahl zum Provinzial, die Ernennung zum Weihbischof, die Bischofsweihe und schließlich die Ernennung zum Salzburger Erzbischof - Lebensstationen, die Lackner überraschten. „Berufung ist, wenn Gott die Hand auf dir hat und dich für seine Überraschungen offen hält“, so der Salzburger Erzbischof. Dass diese Haltung nicht einfach zu lernen ist, das gibt Lackner auch heute offen und ehrlich zu.
Gott kennen gelernt
Oftmals seien es für ihn die einfachsten Erlebnisse gewesen, die ihn in seinem spirituellen Weg immer weitergehen ließen. „Ich durfte erfahren, dass mir plötzlich neue Räume geöffnet wurden, als ich Gott in meinem Leben eine Chance gegeben habe.“ Was sich so einfach sagen lässt, sei aber ein Prozess, für den man Zeit und Ruhe braucht. „Als mir in der Zeit als UNO-Soldat in Zypern einmal eine Bibel in die Hand gefallen ist und ich darin zu lesen begann, spürte ich, wie mich diese Worte beruhigten. Sie ließen in mir eine Sehnsucht erwachsen, die mich nicht mehr losgelassen hat.“
In Situationen der Unsicherheit und des Zweifelns habe ihn der Rat seiner Mutter immer wieder begleitet: „Versperre dich nicht ganz!“, erinnert sich der Salzburger Erzbischof. Sich eine Unsicherheit einzugestehen sei heute für viele, auch junge Menschen, unvorstellbar; für Lackner war es letztlich aber ein Weg, in dem er Gott und sich selbst kennen lernen durfte, wie er erzählte.
Neue Wege als Chance
„Das Leben ist eine Form der Einübung: Nicht das, was man besonders gut kann, sollte man immer wieder tun, sondern man sollte sich auch einmal etwas zutrauen, das man eben noch nicht kann“, so Lackners Plädoyer für einen breiten Blick auf die eigenen Talente. Man könne auch als talentierter Mensch einseitig werden, wenn man sich immer nur auf das konzentriert, was man sowieso gut kann.“
Neue Wege und Blickrichtungen seien natürlich auch herausfordernd, aber sie sind immer eine Chance. „Ich durfte im Leben auch lernen, dass nicht alles Spaß machen muss und sich dabei aber trotzdem eine tiefe Sinnhaftigkeit verbirgt.“ Und weiter: „Wir alle müssen lernen, mit unseren Schwächen umgehen zu lernen. Das heißt nicht, dass man sie verdecken, leugnen oder einfach akzeptieren sollte – sondern, dass man an ihnen ehrlich arbeitet“, so Lackner.



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