Um die bösen Geister zu vertreiben
Auch 2011 geleiteten wieder Hexen, Bär, Schön- und Schiachperchten mit viel Trara ins neue Jahr
„An Fried, an Reim und an Gsund“ dieser alte Wunsch ging an die Besucher des diesjährigen Perchtenlaufes in Altenmarkt. Was steckt hinter dem Brauch und den bunten Masken? Der Obmann der Brauchtumsvereine Pongau, Cyriak Pichler erklärt.
ALTENMARKT/PONGAU(jb). Aus dem saftigen Gras werden trockene Stiele, die blühenden Bäume verlieren ihre Blätter, die Zugvögel wandern ab und wenn dann noch der Schnee die Erde zudeckt, entsteht ein bizarres Bild an Grau- und Weißtönen im Pongau. Geister müssen in dieser Zeit am Werk sein und böse sind sie allemal, denn sogar die Sonne verliert den Kampf mit ihnen – da waren sie sich einig, unsere Vorfahren: Die Zeit um die Wintersonnenwende müsse von dämonischem Zauber umwoben sein. Gute Geister, die das Natursterben, die Dunkelheit und damit den Tod vertreiben, galt es zu beschwören, um das Leben, die Schönheit und das Licht in den Pongau zurückzubringen.
– Ein Märchen? Vielleicht, aber dennoch der Glaube unserer Vorfahren und die Grundlage vieler, auch heute noch zelebrierter Bräuche. Auch der Perchtenlauf, gehöre dazu, so erklärt es der Pongauer Obmann der Brauchtumsvereine, Cyriak Pichler. Auch heute ziehen noch am Dreikönigstag (ausschließlich) Männer in Schön- und Schiachpercht und als andere mythische Figuren aus.
Die Gestalten und ihre Bedeutung
Von Hexen, über Jäger, Teufel, Schneider, Wilderer, Briefträger und Hausierer bis hin zu den Schön- und Schiachperchten waren auch in Altenmarkt alle Figuren, die bei einem Perchtenlauf Rang und Namen haben, vertreten. Insgesamt 280 Personen waren am Lauf selbst, 190 weitere an seiner Organisation beteiligt – und alle haben sie ihre ganz eigene Bedeutung und Funktion beim Umzug, um ein gutes Jahr 2011 einzuleuten. „Die Hexen beispielsweise kehren die Straße und verbrennen das Aufgekehrte, um den Schönperchten den Weg freizumachen“, erklärt Obmann Pichler, „die Schönperchten, auch Kappenträger genannt, die in ihren riesigen Kopfbedeckungen auch Spiegel tragen, haben die Aufgabe, dem Bösen ihr eigenes Spiegelbild vorzuhalten, worauf es erschreckt und vertrieben wird.“ Auch die Schnalzergruppe, gleich zu Beginn des Festzuges, darf nicht fehlen: „Die Schnalzer wecken mit ihrem Peitschenknallen das Getreide in der Erde, worauf eine ertragreiche Saison folgen soll.“ Die Schiachperchten selbst dürfen nicht mit den Krampussen verwechselt werden. Sie schlagen nicht. Ihre Rutenstreiche sollen Kindersegen und Heirat verheißen, so der Obmann. Dass jeder Beteiligte am Umzug sich mit seiner Figur irgendwie identifizieren kann, zeigte der Feldversuch in Altenmarkt: „Ich bin dabei, seit ich acht Jahre alt bin. Ich habe als Zwerglein begonnen, war schon Teufel, Hexe, Nachtänzerin und Schönpercht und heuer war ich Bärentreiber“, erzählt Josef Rohrmoser.
Jedem Ort seine Geschichte
Neben diesem Gefolge sind auch viele Figuren, die in der heimischen Mythologie und Sagenwelt anzusiedeln sind, zu bewundern. In Altenmarkt beispielsweise tritt der Rettenbachbock mit seinem Treiber auf, der auf die Sage des Zauchenseer Rettenbaches zurückgeht. „Diese Figur wird man bei keinem anderen Perchtenlauf finden, denn sie ist ‚altenmarktspezifisch‘. So hat jeder Perchtenlauf seine Eigenheiten.“ Für Hofer Alois, der den traditionellen Rettenbachbock dieses Jahr verkörpert ist es eine Ehre, diese besondere Figur darstellen zu dürfen. Mit dem traditionsreichen Jahresbeginn wird 2011 bestimmt denkwürdig werden.
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